„Wie zur Zeit des hl. Stephanus die Welt im Umbruch war, so ist diese Welt auch heute in einer Zeit der Veränderung“.
„Wie zur Zeit des hl. Stephanus die Welt im Umbruch war, so ist diese Welt auch heute in einer Zeit der Veränderung“.
Ob Pilot, Kriminalbeamter oder Bauer, ob Psychotherapeut oder Anwalt. Fünf Ständige Diakone erzählen vom Weg ihrer Berufung. Ständige Diakone sind aus dem Leben der Kirche nicht mehr wegzudenken.
In meiner Pfarre bin ich im Bereich der Seniorenpastoral , zusätzlich bin ich noch im Bundesarbeitskreis der Exekutivseelsorge tätig“, erzählt Erich Cermak, Ständiger Diakon in der Pfarre Mauer-St. Erhard (Wien 23).
Vom Zivilberuf ist er seit mittlerweile 28 Jahren Polizeibeamter – zuerst im Streifendienst und anschließend im Kriminaldienst. Er ist verheiratet mit Eveline und hat zwei Töchter, Rebecca 10 Jahre und Tamara 8 Jahre.
Über seine Berufung sagt Cermak: „Sie kommt einfach Schritt für Schritt, bis man davor steht und sich fragt: Warum gerade ich? Wenn ich so nachdenke, dann hat den Grundstein für meine Berufung sicherlich mein damaliger Religionslehrer gelegt, aber wegweisend für meine Berufung war ganz klar der Polizeidienst.“
Was das Amt des Diakons auszeichne? „Vor allem das Dienen, Hinschauen, Wahrnehmen, Dasein, Helfen, Zuhören und Zugehen auf die Menschen“, sagt Cermak: „Gerade für den Ständigen Diakon ist es eine sehr wichtige Aufgabe, mit dem Evangelium im Herzen hinauszugehen in die Gesellschaft, um die Menschen dort abzuholen, wo sie sind.“
Am „ersten Diakon“ Stephanus fasziniert ihn „die bedingungslose Liebe, die Stephanus in sich trägt“.
„Meine Aufgabe habe ich als Diakon in allen Diensten“, betont Josef Böhm, Ständiger Diakon in Velm. Dazu gehören „Taufen, Wort-Gottes-Feiern mit Predigt, Dienst am Altar, Begräbnisse, Krankenkommunion, pastorale Dienste, Kindereinführung in das Kirchenjahr, Mini-Stunden sowie Aushilfsdienste in den umliegenden Pfarren“.
Böhms Berufung erfolgte im Prozess des Umbruchs und der Veränderung in seinem Beruf als Bauer, „ausgehend vom Strukturwandel in allen Bereichen unseres Lebens, bis in die Familien mit all den auftretenden Problemen“.
Böhm: „Es wurde mir bewusst, dass diese Menschen für eine Begleitung in ihren Bedrängnissen dankbar sind.“
Der Diakon sei „für die Verkündigung des Evangeliums beauftragt, er ist das Ohr der Kirche, die Verbindung vom Kirchenvolk zu den verschiedenen Kirchenstellen, bis hin zum Kardinal“.
Nach einem Arbeitsunfall in Pension, hilft Böhm im Betrieb seiner Frau und Kinder mit. Er ist seit 1982 mit Leopoldine verheiratet. Die fünf Töchter sind zwischen 33 und 14 Jahre alt. „Wie zur Zeit des hl. Stephanus die Welt im Umbruch war, so ist diese Welt auch heute in einer Zeit der Veränderung“, sagt Böhm: „ Stephanus erkannte diese Veränderungen, die in der Apostelgeschichte im Kapitel 7, in der Rede des Stephanus, beschrieben sind. Der heutigen Zeit würde ein Stephanus guttun.“
2003 wurde Michael Binder zum Ständigen Diakon geweiht. Seine Aufgabe umschreibt er so: „Assistieren bei der Hl. Messe, Predigen, Verkündigen des Wortes Gottes in der Pfarre Enzesfeld, so weit es mein Zivilberuf zeitlich zulässt.“
Seine Berufung zu diesem Dienst in der Kirche? Binder: „Die Verkündigung auf ein sakramentales Fundament zu stellen.“ Das Amt des Diakons zeichne sich aus „als Verbindungsglied zwischen dem Priester und dem Gottesvolk, und im Zugehen auf den Einzelnen“.
Binder ist Pilot in einem Bedarfsflugunternehmen, verheiratet, und hat zwei Kinder. An Stephanus fasziniert ihn „die bedingungslose Nachfolge Christi, ohne Wenn und Aber“.“
2014 wurde Rechtsanwalt Markus Adam zum Ständigen Diakon geweiht. Er ist tätig „mit allgemeinen Seelsorgeaufgaben“ in der Pfarre zum Guten Hirten (Wien 13). „An eine diakonale Berufung hatte ich, trotz intensiver pfarrlicher Mitarbeit, nie gedacht“, erzählt er.
Es kam dann ein Zeitpunkt, an dem sich „innerlich“ die Frage auftat: „Gott, was willst Du von mir, wo willst Du mich haben, was soll ich tun?“ Adam: „Die Antwort/Anfrage kam dann tatsächlich aus heiterem Himmel und so habe ich mich auf den Weg gemacht.“
Sinnbild des diakonalen Dienstes sei „der in der Fußwaschung dienende Christus (Joh 13,1-15)“. Aufgabe des Diakons sei es, „die Ränder von Gesellschaft und Gemeinde zu sehen, die Traurigen, Mutlosen, Bedürftigen, die Kranken, die Suchenden, auch die Fernstehenden und, je nach Situation, unter Einbeziehung seiner zivilen Alltags- und Lebenserfahrung konkrete Hilfe und Lösungen anzubieten“. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Adam: „Stephanus war in besonderer Weise geschenkt, die Liebe, die Jesus uns durch seinen Tod erwiesen hat, so zu verinnerlichen, dass er sie im verzeihenden Gebet selbst seinen Peinigern zuwenden konnte.“
„Meine Berufung zu einem Dienst in der Kirche verspürte ich bereits seit meinem vierten Lebensjahr. Dieser Ruf hat mich viele Jahrzehnte nicht mehr losgelassen“, erzählt Uwe Eglau, Ständiger Diakon in der Pfarre Gersthof (Wien 18) und Polizeiseelsorger in Wien für die Stadtpolizeikommanden Ottakring und Döbling.
2006 hat er sich dann „nach intensiven Gesprächen“ mit seiner Frau Simone (sie ist Psychologin und multimediale Kunsttherapeutin) dazu entschlossen, sich auf den Weg zu machen.
Da er bereits seit 25 Jahren als Psychotherapeut tätig ist, war für ihn immer ein wichtiger Aufgabenbereich „der Brückenbau zwischen Psychologie/Psychotherapie und dem spirituellen Sein des Menschen“.
Eglau: „Diese Aufgabe sehe ich auch noch heute als offizieller Amtsträger der Kirche für mich in besonderer Weise. Brücken zu bauen zwischen der Welt und den Zugängen der Psychologie und Psychotherapie und der Welt und den Zugängen des kirchlichen Glaubens.“
„Ein weiteres großes Anliegen meines diakonalen Weges ist die Trauerpastoral. Als Christen weinen wir auch über den Verlust geliebter Menschen, sind aber getragen von der Hoffnung des auferstandenen Herrn. Wir trauern also anders als andere, die keine Hoffnung haben.“
Seit 1996 ist Eglau als Psychotherapeut in freier Praxis tätig, die Tochter studiert Soziologie, der Sohn ist Tischler. Am ersten Diakon Stephanus fasziniert ihn „in besonderer Weise sein Osterglaube“.
Eglau: „Erfüllt von der guten Nachricht über die Liebe Gottes zu uns Menschen und der Gewissheit, dass Jesus immer bei uns ist, war er bereit, sein Leben einzusetzen.“
Kriminalbeamter: Erich Cermak
Landwirt: Josef Böhm.
Pilot: Michael Binder.
Rechtsanwalt: Mag. Markus Adam.
Psychotherapeut: Uwe Eglau.
DIE WIENER KIRCHENZEITUNG "DER SONNTAG"
Webseite: "Der Sonntag"