Dechant P. Karl Seethaler OT, Dekanat Zistersdorf
Dechant P. Karl Seethaler OT, Dekanat Zistersdorf
Dechant P. Karl Seethaler über seine persönliche Erfahrung und seinen Weg zum Priestertum- die Lebendigkeit in der Heimatpfarre gab ihm Motivation und Sicherheit.
Meine Erfahrung mit Kirche begann am ersten Schultag der ersten Volksschulklasse in der Privatschule der Piaristen, als ich am Heimweg meiner Mutter erklärte: ”Dort gehe ich nicht mehr hin.“ Und doch schaffte ich es, bis zu meiner Matura immer kirchliche Privatschulen zu besuchen. Viele der Priester bei den Piaristen und Marianisten und der Brüder bei den Schulbrüdern lernte ich als strenge Lehrer kenne, was mir zwar als Schüler nicht immer behagte, aber dieses Unbehagen wurde andererseits wieder abgeschwächt durch die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft dieser Lehrpersonen. In der Matura-Klasse fand ich es als Jugendlicher sogar aufdringlich, als mich der damalige Religionslehrer darauf ansprach, bei seiner Ordensgemeinschaft einzutreten. Ich wollte frei entscheiden, ohne den Einfluss irgendeiner geistlichen Persönlichkeit.
Mit zehn Jahren wurde ich Ministrant in meiner Heimatpfarre Schottenfeld im 7. Wiener Gemeindebezirk. Ministrant wurde ich nicht aus eigenem Antrieb, sondern ein Mitschüler aus dem Pfarrbereich überredete mich dazu. Ich hielt mich gerne und oft in meiner Pfarre auf und lernte dort viele Priester kennen. Sie waren alle Mitglieder des Deutschen Ordens, weshalb ich dann später vom Priesterseminar in den Deutschen Orden übertrat. Durch den engen Kontakt mit der Pfarrgeistlichkeit lernte ich nicht nur schöne Seiten des Priesterlebens kenne.
In meiner Heimatpfarre ging es aber ziemlich lebendig zu, was einem jungen Menschen natürlich sehr gefällt. Diese Lebendigkeit wird es gewesen sein, die in mir den Entschluss reifen ließ, mein ganzes Leben lang diesen Umgang mit Menschen zu pflegen, gepaart mit der Verkündigung der Liebesbotschaft Jesu, die diesem Umgang zu Grunde liegt. Als ich später beim Deutschen Orden eintrat, hatte ich keine Ahnung von Leben und Spiritualität dieser Gemeinschaft, aber ich hatte die Erfahrung mit den Deutsch-Ordens-Priestern meiner Heimatpfarre, die mich dazu bewogen hat, ohne dass mich einer von innen dafür geworben hat.
Auf meinem Weg zum Priestertum gab es auch Erfahrungen mit Kirche, die mich oft überlegen ließen, ob es sinnvoll sei – um mit den damaligen Worten zu sprechen –, ”bei diesem Verein“ zu bleiben. Die Ausstrahlung meiner Mitbrüder in der Deutsch-Ordens-Provinz Österreich und das intensive Gespräch mit unserem Herrn im Gebet haben mich dann immer wieder bei der Kirche gehalten.
Ich kann nicht sagen, dass es Priester gewesen wären, die mich in meiner Berufung bestärkten, sondern eher die Erfahrung von Gemeindeleben und wahrscheinlich das Gebet meiner Großmutter. Heute bereue ich es nicht, diesen Weg gewählt zu haben, und möchte den jungen Menschen sagen, dass das Priesterleben ein schönes und erfülltes Leben ist, auch wenn sich zeitweise Stress einschleicht.
Dechant P. Karl Seethaler OT