Rektor P. Karl Wallner OCist (Philosophisch-Theologische Hochschule Benedikt XVI. in Heiligenkreuz)
Rektor P. Karl Wallner OCist (Philosophisch-Theologische Hochschule Benedikt XVI. in Heiligenkreuz)
"Ein Priester ist total für Menschen da!": Karl Wallner beschreibt im Interview mit Der Sonntag die Erfahrungen mit den Priestern, die ihn fasziniert haben.
Gab es eine Priestergestalt, die Sie als Jugendlicher fasziniert hat?
P. Wallner: Als Kind hat mich die Gestalt eines holländischen Priesters, Theo Pijpers, stark beeindruckt, der zur Zeit meiner Erstkommunion gerade Pfarrer in meinem Heimatdorf in Wampersdorf war. Er war total unkonventionell in den Umgangsformen, auch in der Liturgie. Er brachte in seinen Predigten immer die ganze liberale Theologie der 68er-Jahre, das habe ich damals aber nicht mitbekommen. Auch liturgisch wuchs ich inmitten der ”holländischen Experimentierfreudigkeit“ auf. Die Stärke von Pfarrer Pijpers war, dass er sich hundertprozentig um die Kinder und Ministranten kümmerte. Es war einfach menschlich, wie er uns Ministranten spontan ins Auto packte, um mit uns Eisessen zu fahren oder Ausflüge zu machen. Von ihm habe ich gelernt, dass ein Priester total für die Menschen da ist!
Die zweite Priestergestalt begegnete mir mit 17: Ein alter knochiger Salesianer Don Boscos, P. Franz Fuchs SDB, der in der Pfarre eine Gruppe der Legion Mariens gründete. Am Anfang war ich schockiert, dass man so ”konservativ“ sein kann! Bei der ersten Begegnung fand ich ihn lächerlich! Doch das änderte sich völlig: Durch seine ”dogmatische“ Entschiedenheit hatte ich bald ein Aha-Erlebnis: Dem ist das, was er sagt und glaubt, wirklich ernst und wertvoll! Der lebt wirklich auf Du-und-Du mit seinem Gott! Und durch ihn öffnete sich vor mir, dem liberalen, rebellischen und oberflächlichen 17-Jährigen, plötzlich eine neue Welt: die Welt des Gebetes, die übernatürliche Welt der Offenbarung. Das war für mich eine echte tiefe Bekehrung. Von Pater Fuchs habe ich gelernt, dass ein Priester ganz vor Gott und für Gott lebt.
Was ”hatten“ diese Priester?
P. Wallner: Der eine das total Menschliche, der andere das total Übernatürliche. Beide lebten Hingabe, beide unterschiedlich, beide aber aus einer gemeinsamen Quelle! Ich sehe es als ein Geschenk, dass ich so unterschiedlichen Priestergestalten begegnen durfte!
Was hat Sie bewogen, auch diesen Weg der Berufung zu gehen?
P. Wallner: Mein Berufungserlebnis, ich war Anfang 18, war etwas Blitzartiges, Intimes und Persönliches zwischen Gott und mir, da bin ich nicht zum Überlegen und Nachdenken gekommen. Vorher hatte ich nie daran gedacht, Priester zu werden! Im Unterbewusstsein haben die beiden Priestergestalten mich vielleicht vorgeprägt. Danach habe ich mir auch immer vorgenommen, die Extreme vermeiden, in denen ich die beiden erlebt habe. Da haben mir dann gute Begegnungen mit Patres von Heiligenkreuz geholfen, das waren ausgewogenere, ”rundere Typen“, sodass ich im Stift Heiligenkreuz gelandet bin.
Meine Jugendpriester haben sich gefreut, dass ich Priester werde; ich denke, sie sind auch jetzt nicht ganz unschuldig daran, dass ich als Priester so glücklich bin.