Dechant und KA-Seelsorger Willibald Steiner (Pfarren Hadres,Untermarkersdorf, Obritz)
Dechant und KA-Seelsorger Willibald Steiner (Pfarren Hadres,Untermarkersdorf, Obritz)
Der Pfarrhof wurde zur Heimat: Dechant Willibald Steiner berichtet über die vorbildliche Persönlichkeit eines Pfarrers, der ihn auf seinem Weg sehr geprägt hat.
Gab es eine Priestergestalt, die Sie als Jugendlicher fasziniert hat?
Steiner: Für mich gab es einen Priester, der mich von früher Kindheit an begleitet hat. Ich bin wohl in Wien geboren, bin aber bereits vor der Volksschulzeit ins Weinviertel gekommen. Dort lernte ich meinen Pfarrer sehr früh kennen; wurde nach der Erstkommunion natürlich Ministrant. Dabei faszinierte mich die Liturgie des ganzen Kirchenjahres und die Art, wie der Priester feierte. Er führte uns – damals ja nur Buben – in den Ministrantenstunden in die Festzeiten ein und begeisterte uns.Wir waren viel im Pfarrhof und im Heim. Dort fühlten wir uns wohl und für mich wurde es immer mehr zu einer Heimat.
Was ”hatte“ dieser Priester?
Steiner: Unser Herr Pfarrer war eine Autorität, weniger wegen seines Amtes – wenn auch unser Respekt ihm gegenüber selbstverständlich war – als von seiner Persönlichkeit her; er war nach außen hin sehr streng, besser gesagt konsequent. Er verkündete uns im Religionsunterricht die Biblische Geschichte und natürlich auch die Gebote ohne jeden Abstrich. Hinter seiner klaren religiösen Haltung und seiner Strenge spürten wir aber seine Zuneigung zu uns, weil er uns die Liebe Christi erfahren ließ. Wenn es um Glauben und Kirche ging, spürte ich,dass es bei ihm kein Herumreden gab, um gut anzukommen, sondern eine klare Sprache!
Was hat Sie bewogen, auch diesen Weg der Berufung zu gehen?
Steiner: Es war das Pfarrleben, das mich immer mehr anspornte, meinen Weg der Berufung zu gehen. Er gestaltete es so, dass in mir der Wunsch wuchs, auch in einer Pfarre für die Menschen und mit den Menschen Gott in dieser Welt sichtbar werden zu lassen. Wir hatten damals schon in unserer Pfarre neben dem Pfarrkirchenrat einen Pfarrausschuss der Katholischen Aktion, der so als Vorgänger des PGR arbeitete.
Ich erinnere mich noch gut, dass die KA unserer Pfarre im Jahre 1955 nach dem Abzug der Besatzungstruppen und Erhalt unseres Staatsvertrages an der Grenze zur damaligen Tschechoslowakei ein Friedenskreuz aufstellte. Bis zum Fall des Eisernen Vorhanges und jetzt noch beteten und beten die Menschen dort um den Frieden der Welt. Auf diese Weise lernte ich die Mitarbeit und Mitverantwortung der Laien kennen und weiß sie bis heute – auch in meinen Aufgaben in der KA – zu schätzen.
So ging ich denn ins Knabenseminar nach Hollabrunn, wo mich Rektor Dr. Kurz in meinem Wunsch durch seine vornehme Art, uns zu führen, bestärkte. Später im Priesterseminar war es unser Regens, der uns am Boden hielt und durch seine liebenswürdige und praxisnahe Art seiner Religiosität, den Entschluss Priester zu werden bestärkte. Ich bin dankbar für die Begleitung durch diese Priester und auch manch anderer Priesterpersönlichkeiten, die ich später noch kennenlernen durfte. Manche von ihnen haben mir in meinem Priesterleben viel mitgegeben!