Domdekan und emeritierter Bischofsvikar Karl Rühringer
Domdekan und emeritierter Bischofsvikar Karl Rühringer
Vom "rettenden Engel" zum "väterlichen Freund": Karl Rühringer zählt zu seinen Vorbildern mehrere prägende Persönlichkeiten.
Es war nach unserer Vertreibung aus Südmähren im Jahr 1945, als meine Eltern nicht wussten wohin, da kam uns als rettender Engel Pfarrer B. Kisling zu Hilfe und gab uns Unterkunft und eine neue Heimat im Pfarrheim in Bernhardsthal.
Brevier betend, so erlebte ich ihn als Kind. Nichts schien ihn abzulenken. Irgendwie erschien er mir dieser Welt entrückt.
Es waren mehrere Priester, die meinen Lebensweg begleiteten und denen ich sehr viel verdanke. Dazu gehört auch der frühere Heimatpfarrer in Bernhardsthal, J. Steffler. Er war ein sehr ”praktischer“ Mensch: Installateur und Elektriker, ein Pfarrer im ”Schlossergewand“. Er begleitete aber auch meinen Studienweg bis zur Primiz sehr aufmerksam, zurückhaltend, aber auch mit dem Wissen um seine Verantwortung.
In die Zeit meines Studiums fällt auch mein Militärdienst, den ich in Götzendorf a. d. Leitha leistete. Weltoffen und kontaktfreudig, so erlebte ich den damaligen Militärpfarrer F. Frühwirth. Wenn es um die Sache der Militärseelsorge ging, trat er unerschrocken dafür ein und scheute auch nicht einen Konflikt mit Offizieren und Unteroffizieren.
Ein großartiger Priester und wunderbarer Mensch war mein späterer ”Chef“: Dompfarrer Prälat Karl Hugel. Den Chef hat er aber nie herausgekehrt. Er war ein tieffrommer Priester. Oft spät in der Nacht konnte man ihn noch betend in der dunklen Curhauskapelle antreffen. Als junge Kapläne waren wir öfters aufmüpfig, vorlaut, besserwisserisch, was er immer mit einem tiefen Seufzer quittierte – nicht mehr! Er hatte so manches zu ertragen. Er war auch ein sehr demütiger Priester, saß viele Stunden im Beichtstuhl, im ”Gehölz“ wie er es nannte. Und wenn jemand nach 30 oder 40 Jahren wieder zur Beichte kam, pflegte er zu sagen: ”Heut’ habe ich wieder einige Langhölzer gehabt!“
Schließlich möchte ich noch Weihbischof Dr. Jakob Weinbacher nennen, bei dem ich viele Jahre Zeremoniär war. Er hatte eine große Liebe zur Liturgie. Wenn Menschen schrecklich aufgeregt waren, weil der Bischof da war, verstand er es mit einem Wort, mit einem Satz, die angespannte Atmosphäre in ein herzliches, befreiendes Lachen zu verwandeln. Menschen fassten oft sehr schnell Vertrauen zu ihm und schütteten ihm ehrlich und offen ihr Herz aus. Er war auch ein väterlicher Freund den Priestern, die ihr Amt niedergelegt hatten. Das Sakrament der Buße war ihm persönlich ganz wichtig.
All diesen Priestern würde ich heute noch einmal gerne die Hand drücken und ihnen ”Vergelt’s Gott“ sagen...