Dechant Franz Mantler (Pfarrverband Zellerndorf)
Dechant Franz Mantler (Pfarrverband Zellerndorf)
Auch Dechant Mantlers ”kirchliche Karriere“ begann mit dem Ministrieren. Durch die Bekanntschaft mit Priestern "spürte und erfuhr er Gottes Wille und seine Berufung.
”Gab es eine Priestergestalt, die Sie als Kind fasziniert hat?“ –
Ich dachte einige Zeit nach und mir wurde klar, dass ich eigentlich bis zum zehnten Lebensjahr nur einen Priester kannte. Meinen hochbetagten Heimatpfarrer, zu dessen 80. Geburtstag ich als Ministrant ein Gedicht aufsagen musste. Seine stille und bescheidene Art muss mich anscheinend als Volksschüler und Ministrant beeindruckt haben, denn schon damals wollte ich, wie viele andere Buben auch, Pfarrer werden. Die Zukunft als Pfarrer war nach der Meinung der Erwachsenen verlockend: ”In der Früh liest der Pfarrer eine hl. Messe, und dann hat er den ganzen Tag nichts mehr zu tun!“ Also begann ich meine kirchliche ”Karriere“ mit dem Ministrieren, wobei für mich und meinem Freund die Ministrantengewänder gekürzt werden mussten. Die Volksschulzeit ging vorüber und die Hauptschulzeit begann in einer anderen Pfarre.
Ein jüngerer Priester war unser Religionslehrer, man nannte ihn Kaplan. Bis dahin wusste ich gar nicht, dass es so etwas auch gab. Für mich waren alle Priester einfach Pfarrer und alt, sehr alt. Jetzt also lernte ich einen jungen Priester kennen, einen Kaplan, kein ”Feschling“, eher grobschlächtig und kantig, aber aufgeschlossen für uns Kinder und überzeugend in seiner Glaubensverkündigung in Wort und Tat.
Das hat auf mich Eindruck gemacht und ich war fast stolz, wenn ich ministrieren durfte, wozu ich als Fahrschüler vor dem Unterricht genügend Zeit hatte. Der Wunsch, Priester zu werden, war zu dieser Zeit eher gering und die Anforderung schien mir ein wenig zu hoch. Nur die ganz Braven dürfen und können Pfarrer werden, dachte ich, und mich rechnete ich nicht dazu.
Dieser Kaplan war es, der mir in den Ferien das Knabenseminar in Hollabrunn zeigte. Kaum hatten wir es betreten, ”musste“ ich schon die Aufnahmeprüfung machen und nach einer kurzen Überlegung entschied ich mich für den Eintritt ins Seminar. Im Knabenseminar Hollabrunn lernte ich dann viele Priester kennen.
Einer aber war für mich besonders bestimmend und nachahmenswert. Es war der Rektor Dr. Johannes Kurz. Auch hier war es seine Persönlichkeit, männlich fromm, ehrlich und geradlinig. Unter seiner Führung reifte der Wunsch, Priester zu werden immer mehr und so wurde ich 1965 zum Priester geweiht. Ich sehe es heute noch als besondere Gnade an, dass ich als junger Kaplan einen Pfarrer als ”Chef“ hatte, der mir noch viele andere gute Seiten des Priesterlebens vorgelebt hat.
Gott hat mir auf meinem Lebensweg Menschen gezeigt, an denen ich seinen Willen und seine Berufung spüren und erfahren durfte.
Dechant Franz Mantler