Weihbischof Franz Scharl, Bischofsvikar für die anderssprachige Gemeinden und die Kategoriale Seelsorge.
Weihbischof Franz Scharl, Bischofsvikar für die anderssprachige Gemeinden und die Kategoriale Seelsorge.
Nicht prägende Persönlichkeiten sondern Jesus Christus selbst hat Franz Scharl zu seiner Entscheidung motiviert. Begonnen in einer Yoga-Gemeinschaft fand er schließlich doch zu Gott.
Nachhaltig gute Erinnerungen an eine Priestergestalt verbinde ich mit einem der Kapläne meiner Volksschul- und frühen Hauptschulzeit, Ignaz Binggl. Messdienst und Ministrantenlager waren damals eine tiefe Freude für mich. Spürbare Freude über uns Minis und sein Humor wirkten anziehend.
Faszination von Priester-Vorbildern als echten Motivationsgrund für meinen priesterlichen Weg kann ich bei mir irgendwie nicht festmachen: weder in der Kinder-, noch in der Jugendzeit. Wer mich angezogen hat und auch weiterhin anzieht, ist Jesus Christus, der Priester par excellence, so kühn das vielleicht für manche/n Leser/in klingt. Die Evangelien sind für mich diesbezüglich unersetzlich, aber auch unvergleichlich faszinierend und herausfordernd.
Wichtig war für mich – im Rückblick betrachtet – offensichtlich auch die Erfahrung Gottes in der Eucharistie, in den verschiedenen Gottesdienst-Formen, aber vor allem der Direkt-Kontakt mit Jesus, mit Gott, der mich ja durch meine Eltern in dieses Leben gestellt hat, in mein persönliches Leben eingreift und mich – selbst auf Umwegen – führt. Meine Berufung zum Priester ist erst über den Umweg einer Yoga-Gemeinschaft in Wien-Döbling aus dem Verborgenen hervorgedrängt worden. In dieser Zeit sprach ich immer wieder Studenten vor dem AudiMax der Universität Wien auf ihr mögliches Interesse für diese Yoga-Gemeinschaft an. U.a. dort vor dem AudiMax vernahm ich mehrmals die innere Anfrage Jesu, ob ich denn nicht für Ihn arbeiten möchte. Für mich war dieses Hervorbrechen der priesterlichen Berufung etwas unerwartet, wollte ich doch, als ich nach Wien zum Studium der Philosophie und Ethnologie aufbrach, Philosoph und Yoga-Meister werden.
Um in der Folge sicher zu gehen, prüfte ich mich selber mehrere Jahre, ob ich da nicht einer Phantasie aufgesessen hin. Ich begann Theologie zu studieren, damit diesbezüglich tragfähige Klarheit wachsen konnte. Zudem bewarb ich mich zunächst (erfolgreich) als Samstagabend-Ministrant – in der Anna-Kirche in Wien I, wo ich ja vor dem Allerheiligsten meine definitive Entscheidung getroffen hatte, die Yoga-Gemeinschaft wieder zu verlassen. Anfang der 80er Jahre nahm ich anschließend Kontakt zur Charismatischen Gemeinde-Erneuerung auf: zu einer Gruppe in der Postgasse (Wien 1) und in der Folge auch zur von mir ausgesuchten Wahlheimatpfarre Hernals (Wien 17), wo mich die Predigten des damaligen Pfarrers Johann Koller ansprachen, ebenso wie manche Liturgien und eben auch die Pfarre mit ihren Leuten. Da war Gott-Vertrauen zu spüren, aber auch ein gewisser Schwung und eine gemeinschaftsfreundliche Atmosphäre.
Franz Scharl