Pfarrer und Bibelrefent Roland Schwarz (Am Schöpfwerk, Wien 12)
Pfarrer und Bibelrefent Roland Schwarz (Am Schöpfwerk, Wien 12)
Beeindruckende Predigten und treue Pflichterfüllung- das waren für Pfarrer Roland Schwarz prägende Errinerungen an Priesterpersönlichkeiten.
Bei der Begegnung mit Priestern in meiner Jugendzeit war es nicht nur einer, der mich besonders beeindruckt hat. Es gab eine Reihe von Priestern, die mich in jeweils unterschiedlicher Weise faszinierten. Für mich war stets am wichtigsten, dass ein Priester sowohl gläubig als auch modern war. Ich hielt nichts von weltfremden hochwürdigen Herren. Ich schätzte es, wenn einer sich mit den Problemen und auch den Neuerungen der Gegenwart ständig auseinander setzte.
Ich rechnete es einem Kaplan hoch an, wenn er mit uns Jugendlichen auch in unserer Freizeit etwas unternahm. Es war mir zu wenig, wenn einer nur "seine" Messe und seine Gruppenstunde irgendwie absolvierte. Ich habe es genossen, wenn selbst der Pfarrer mit uns auf Lager fuhr und sich dort nicht in sein Zimmer zurückzog, sondern aktiv an der Gestaltung dieser gemeinsamen Zeit mitwirkte. Ich fand es gemütlich, wenn wir uns beim Kaplan in der Wohnung zwanglos treffen konnten, ohne gleich wieder Veranstaltungen zu organisieren oder Gottesdienste zu gestalten.
Es gab zwei Priester, die mich vor allem durch ihre Predigten beeindruckten. Sie konnten ihre Gedanken so gut in Worte fassen, dass ich einfach zuhören musste. Ich kann mich sogar heute nach Jahrzehnten noch an den einen oder anderen Gedanken erinnern und verwende sie gelegentlich bei eigenen Predigten. Ich hatte auch stets den Eindruck, dass das nicht nur schöne Worte waren, sondern dass diese Persönlichkeiten auch hinter dem standen, was sie verkündeten.
An einem anderen Priester bewunderte ich wiederum die treue Pflichterfüllung. Er war kein sehr charismatischer Mensch mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, aber auf ihn war Verlass. Er hatte auch die Kraft, fundamentale Krisen in Gruppen und in der Gemeinde durchzustehen, indem er unbeirrt fortsetzte, was er für richtig hielt. Ewiges Jammern über schwindende Teilnehmerzahlen konnte ihn nicht demotivieren.
Was mich am meisten dazu bewogen hat, den Weg der Berufung zum Priester zu gehen, waren Erfahrungen intensiver Gemeinschaft in Jugendgruppen. Für mich war und ist es noch immer erstrebenswert, als Priester die Bildung und Begleitung von Gruppen, die die Botschaft Jesu gemeinsam leben wollen, zu fördern. Was gibt es Schöneres als Freunde zu finden, die das Ideal selbstloser Liebe zu Gott und auch zu einander zu verwirklichen suchen?
Ich habe in verschiedenen Pfarren Menschen gefunden, zu denen eine bleibende Beziehung entstanden ist und ich meine, das ist etwas, für das es sich lohnt, die eigene Kreativität und Phantasie einzusetzen. Die beste Hilfe, um mit anderen über die tiefsten Fragen des Lebens ins Gespräch zu kommen, ist meiner Erfahrung nach die Heilige Schrift, die ich mehr und mehr als Buch geglückter und auch gescheiterter Beziehungen verstehe.
Pfarrer Roland Schwarz