Probstpfarrer Karl Pichelbauer vom Dom in Wiener Neustadt.
Probstpfarrer Karl Pichelbauer vom Dom in Wiener Neustadt.
Warum Probstpfarrer Karl Pichelbauer vielleicht doch besser Latein hätte lernen sollen ...
Es gibt nicht eine Priestergestalt, die mich faszinierte, sondern einige, denen ich – der Reihe nach – begegnet bin: In der Volksschule Mönichkirchen war es Pfarrer Mayrhuber, der uns unterrichtete und als Pfarrer noch seine Landwirtschaft selber führte und daher zu den Menschen großen Kontakt hatte. Wahrscheinlich hat mir als kleiner Bub sein großer Bernhardiner mehr gefallen als der Pfarrer.
Dann war es in der Pfarre Bad Schönau Pfarrer Josef Krenn, der mir mit großer Strenge das Ministrieren beigebracht hat. Seine Wanderungen und Ausflüge mit den Ministranten waren für mich ein Erlebnis. Später, als Seminarist im Wiener Priesterseminar, war er ein Reibebaum, mit dem ich herrlich streiten konnte über Neuerungen in der Liturgie, die er nur zögerlich akzeptiert hat.
Im Gymnasium bei den Salesianern Don Boscos in Unterwaltersdorf gab es vor allem P. Dr. Karl Maly, Latein- u. Griechisch-Lehrer, der nicht nur ein fröhlicher Ordensmann, sondern auch ein menschlicher Priester war.
Sein Unterricht war gespickt mit Geschichten aus seiner Kindheit in Laa/Thaya. Das Schicksal wollte es, dass ich ca. 15 Jahre später Kaplan in Laa/Thaya wurde und beim Seniorenclub zum Erstaunen aller bei den alten Geschichten mitreden konnte – ich kannte sie von P. Maly. Meine Liebe zu Latein – weniger zu Griechisch – habe ich von ihm.
Noch heute höre ich, wie er uns einen gewissen Ludwig Schwarz immer als Vorbild hinstellte: ”Der Ludwig hat immer alle Formeln gewusst, ihr aber könnt nichts!“ Dieser Ludwig ist inzwischen Bischof von Linz. Hätte ich vielleicht doch besser Latein lernen sollen?
Während der ersten Jahre im Wiener Priesterseminar waren in meinem Jahrgang einige aus der Buckligen Welt. Die Angewöhnung in Wien fiel uns nicht leicht. Gott sei Dank gab es Rommy Denk, Pf. in Feistritz. Er ist nicht nur einmal an seinem freien Tag ins Seminar gekommen, hat sich mit uns zusammengesetzt, und nach einigen Stunden Gespräch konnten wir wieder das Leben im Seminar und an der Universität aushalten. Leider ist er sehr jung einem Krebsleiden erlegen. Bei der Erteilung meines Primizsegens an ihn habe ich so innig gebetet, er möge gesund werden – wahrscheinlich hat er mir so mehr geholfen, als ich mir vorstellen kann.
Was hat sie alle ausgezeichnet? Eine Liebe und Begeisterung zu ihrer Berufung, Liebe zu den Menschen, die ihnen anvertraut waren. Eine natürliche und ungekünstelte Frömmigkeit. Sie waren fröhliche Menschen – man konnte mit ihnen herrlich blödeln. Sie haben die Kirche geliebt – trotz mancher negativen Erfahrung. Ich bin froh und dankbar, dass ich diesen Menschen begegnet bin!
Karl Pichelbauer