Dieses Interview können Sie in gekürzter Form am Donnerstag, den 12. Juni 2014 um 19 Uhr auf Radio Stephansdom 107,3 hören oder hier später nachhören.
Dieses Interview können Sie in gekürzter Form am Donnerstag, den 12. Juni 2014 um 19 Uhr auf Radio Stephansdom 107,3 hören oder hier später nachhören.
Bruder Peter der Barmherzigen Brüder FLUHM ist in der kommunistischen DDR in einer katholischen Großfamilie aufgewachsen. Im Interview mit Radio Stephansdom schildert er seine Berufungsgeschichte.
Herr Ackermann, erzählen Sie uns ein wenig von sich und Ihrer Berufungsgeschichte?
Ich bin der Bruder Peter, bin aus Deutschland, aus den neuen Bundesländern der ehemaligen DDR. Geboren bin ich 1978 in Erfurt, wo ich 11 Jahre den Kommunismus miterlebt habe. Groß geworden bin ich in einer christlichen Familie mit fünf Geschwistern. Mein Vater war Maler, meine Mutter Krankenschwester. Der Glaube wurde bei uns aktiv gelebt: Jeden Sonntag sind wir in die Heilige Messe gegangen, haben gemeinsam gebetet und am Schönsten war für mich das Leben in der Pfarre, diese Gemeinschaft: Die vielen Kinder, die jungen Familien und auch die Gespräche, der Austausch, das Spielen nach den Heiligen Messen habe ich immer sehr genossen.
Bis zu meinem 18. Lebensjahr habe ich in Erfurt gelebt, nach meiner Ausbildung zum Maler und Lackierer bin ich zum Zivildienst nach Würzburg gegangen. Dort habe ich im Altenheim gearbeitet. Damals habe ich nie Rosenkranz gebetet, aber plötzlich gemerkt, dass Rosenkranzbeten was Gutes ist. Also habe ich die alten Leute dazu motiviert.
Nach dem Zivildienst bin ich in Würzburg geblieben, weil die Jobaussichten in Ostdeutschland so schlecht waren. Acht Jahre habe ich dann in Würzburg als Maler und Verputzer gearbeitet. In dieser Zeit habe ich auch meinen Glauben vertieft. Ein wichtiger Punkt war da eine große Reise nach Marokko mit meinen Brüdern. Wir sind da vier Wochen mit dem Fahrrad durch die Wüste gefahren. Da haben wir viele ganz unterschiedliche Menschen kennen gelernt, auch Muslime natürlich. Und uns hat besonders beeindruckt zu beobachten, wie viele Menschen nach dem Freitagsgebet aus den Moscheen strömten. In dieser Zeit haben wir auch sehr viel über unseren eigenen Glauben nachgedacht. Unser Vater war zu dieser Zeit Messner bei den Franziskanern und der Obere der Franziskaner hatte uns eine Liste der Kirchen in Marokko mitgegeben. Eine Kirche lag dann wirklich auf unserer Strecke, wir haben dort Messe gefeiert und sind noch zwei Stunden geblieben, um zu beten. Diese Messe war so schön, dass Sie mir bis heute in Erinnerung geblieben ist. Die Messbesucher waren alle Touristen, wir waren nur zu siebt oder zu acht. Das war für uns ein ganz besonderes Erlebnis. Nach dieser Reise habe ich angefangen, wieder öfter die Heilige Messe zu besuchen. Nicht nur sonntags sondern auch unter der Woche. Auch zuhause, für mich, habe ich wieder öfter gebetet.
Nach dieser prägenden Marokko-Reise habe ich mir die Adresse von einem Gebetskreis in Würzburg geben lassen, so ist mein Glaube dann auch immer mehr gewachsen. Ich habe dann eine Wallfahrt gemacht nach Fatima. Auf der Rückfahrt habe ich zum ersten Mal wieder über die Priesterberufung nachgedacht.
Als Kind war ich mal sehr schwer krank. Direkt nach der Erstkommunion hatte ich einen Blinddarmdurchbruch und bin dann auf der Intensivstation aufgewacht, neben mir lag ein Priester. Nachdem ich dann recht schnell wieder gesund geworden war, besuchte ich diesen Priester noch öfter mit meiner Mutter, bis er dann an Krebs starb. Und weil ich immer gern in die Messe ging, selbst als Kind, hatte ich schon als Junge den Wunsch, Priester zu werden. Aber ich war so schlecht in der Schule, dass ich mir dachte: „Ok, das wird nichts.“
Als mein Glaube sich nach und nach vertiefte, hoffte ich, dass es trotzdem eine Möglichkeit für mich gibt, Priester zu werden. Der Wunsch war auf einmal wieder in mir da. Ich betete zur Mutter Gottes, dass wenn Sie es will, soll sie es halt führen und mir helfen, den richtigen Weg und Platz zu finden. Als ich dann in Würzburg über Bruder Gabriel die Brüder Samariter FLUHM kennenlernte, habe ich vier Tage bei den Brüdern verbracht und gemerkt, dass wäre was für mich, hier könnte mein Platz sein. Die Brüder waren nicht nur Studierte, sondern Männer, die vorher auch andere Berufe ausgeübt hatten. Das hat einfach gepasst. Also bin ich 2007 in die Gemeinschaft eingetreten. Nach einem Jahr Noviziat in Polen kam ich 2008 nach Österreich. Studiert habe ich an der Hochschule Heiligenkreuz. Diakon bin ich schon seit letztem November, seitdem bin ich auch in der Pfarre Pottenstein tätig.
Viele Kinder empfinden Messen als langweilig. Können Sie beschreiben, was Ihnen als Kind an den Heiligen Messen gefallen hat?
Die Stille vor dem Herrn. Zu Beten fand ich auch schön. Für mich waren Messen einfach immer etwas Besonderes. Auch wenn der Pfarrer immer sehr lange gepredigt hat und wir nicht immer alles verstanden haben, waren die Messen trotzdem immer beeindruckend. Auch als Ministrant am Altar zu stehen.
Wie ging es Ihnen als Katholik in der Schule?
In der Schule wurde das Thema eigentlich gar nicht erwähnt. Es wurde nie darüber gesprochen. Nur einmal habe ich es erlebt, dass die anderen Kinder mitbekommen haben, dass ich Christ bin und auch in die Kirche gehe. Die haben mich dann gefragt: „Du glaubst an Gott?“ Ich war ein sehr schüchterner Junge und habe dann nur gesagt: „Ja, ich glaube an Gott“ und fand da nichts dabei. Die anderen Kinder haben mich dann ausgelacht, die konnten das nicht verstehen. Dass es nach dem Tod noch weiter geht, zum Beispiel. Das wurde auch nie erwähnt oder auch in anderen Fächern darüber nicht angesprochen. Ehrlich gesagt habe ich da auch nie groß Zeugnis gegeben. Da bin ich nicht so der Typ dafür.
Wieviele Christen gab es in Ihrer Schule?
In der Schule gab es noch vier bis fünf andere katholische Kinder, in den Parallelklassen. Plus meine Geschwister, natürlich. Man kannte sich untereinander von der der Kirche und manchmal haben wir uns ausgetauscht oder so. Auch wenn die meisten Schulkinder nicht an Gott geglaubt haben, hatte ich nie Zweifel daran, dass es Gott gibt.
In Erfurt hatten wir als Christen jetzt keine Probleme. Wir wurden da in Ruhe gelassen.
Wie hat Ihre Familie auf Ihren Entschluss reagiert, Priester zu werden?
Am Anfang war es vielleicht nicht ganz so leicht für Sie, weil sie auch wussten, dass ich solche Schwierigkeiten in der Schule hatte. Aber dann haben sie auch gemerkt, dass der Orden ein Ort ist, wo man alles in Gottes Hand legen kann. Sie merkten, dass es mir das gut tat. Hätte ich das Studium nicht geschafft, wäre ich einfach Bruder geblieben, um den Priestern zu helfen.
Sind Sie der einzige in Ihrer Familie, der Priester geworden ist?
Nein. Mein Bruder Andreas ist auch hier bei uns im Kloster in Kleinmariazell. Der wird in circa vier Jahren so weit sein.
Unsere Eltern freuen sich sehr und zur Priesterweihe kommt die ganze Familie und auch alle meine anderen Geschwister.
Und was ist Ihr Leitspruch?
„Die Freude am Herrn ist meine Stärke“ (Nehemia 8,10). Für mich bedeutet das, dass weil Jesus uns erlöst hat, wir diese tiefe Freude, die wir durch die Beziehung mit Jesus haben, in die Welt tragen. Dass wir uns bei den ganzen Problemen, die wir jeden Tag haben bewusst werden, dass Jesus mit uns den Weg geht. Wir auf ihn vertrauen dürfen und er uns hilft.
Wissen Sie schon, wie es nach der Weihe mit Ihnen weitergehen wird?
Also ich werde auch nach meiner Weihe hier in der Pfarre Pottenstein bleiben, mein Schwerpunkt wird bei der pfarrlichen Kinderarbeit liegen.
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Am kommenden Samstag, dem 14. Juni 2014, wird Kardinal Christoph Schönborn um 9.30 Uhr fünf Weihekandidaten im Stephansdom zum Priester weihen.
Georg Gatnar hat drei zukünftige Priester im Vorfeld besucht und sich über die Priesterausbildung informiert.
Donnerstag, 12. Juni 2014, 19.00-19.25 Uhr.
Eine Sendung von Georg Gatnar auf Radio Stephansdom.