Darstellung des heiligen Geistes, Apsisfenster St.Peter/ Rom
Darstellung des heiligen Geistes, Apsisfenster St.Peter/ Rom
Gemeinsames Priestertum: Im Glauben an Jesus und durch die Taufe auf seinen Namen sind wir, in Teilhabe an seinem Priestertum, von ihm beauftragt, Vermittler seiner Zuwendung und Liebe zu allen Menschen zu sein.
In der gelebten Liebe unseres Alltags setzen wir die Liebe Gottes gegenwärtig und geben sie an unsere Mitmenschen weiter. Um im Laufe unseres Lebens in eine vertrauende und liebevolle Beziehung zu Gott und den Menschen hineinzuwachsen, sind wir, von klein auf, auf andere Menschen angewiesen, die uns die Liebe Gottes vergegenwärtigen und erfahrbar machen – ob sie es wissen oder nicht.
Die Liebe Gottes zu vermitteln gehört zu unserem priesterlichen Dienst als Menschen und als Christen. Dazu sind wir alle in Jesus geschaffen, und durch unsere Zugehörigkeit zu ihm aus der Taufe ganz ausdrücklich von ihm berufen. Jede und jeder von uns ist Spender wie auch Empfänger, ist Sakrament der Liebe Gottes in unserer Welt. Daran hat Gott sich selbst und uns gebunden, und wir können uns – wer immer wir sind und wo immer wir stehen – nicht vom Dienst dieser Mittlerschaft dispensieren. Das bezeugt die ganze Hl. Schrift.
Das Fürbittgebet gehört substanziell zu dieser unserer Mittlerschaft in der Liebe. Das Gebet der Kirche, ob an Jesus gerichtet oder durch ihn an den Vater im Hl. Geist, ist an Fürbitte überreich. Damit sind nicht nur die Fürbitten am Ende des Wortgottesdienstes gemeint. Da sind seit je die ausführlichen Fürbittelemente in den eucharistischen Hochgebeten, die im Namen aller gesprochen werden. Da sind die großen Fürbitten des Karfreitags. Oder die reichen Messformulare, Gebete und Segensgebete in den verschiedensten Anliegen.
Aber auch über die Liturgie hinaus schließt sich die ganze Gemeinschaft der Glaubenden, die Kirche auf Erden mit der des Himmels, fürbittend zusammen. Wir alle sind an diesem liebevollen Eintreten füreinander priesterlich beteiligt. Bereits die Hl. Schrift ist voll des fürbittenden Gebetes. Da ist das kühne Fürbittgespräch Abrahams mit Gott (Gen 18,20-33). Oder Mose, der sogar gegen Gott bei Gott für das Volk eintritt (Ex 32,9ff; Dtn 9,25ff.). Menschen bitten Jesus für ihre Kranken, bringen sie zu ihm; etwa jene vier Männer, die einen Gelähmten durchs Dach vor ihn hinbringen (Mk 2,1ff).Vorab Jesus selbst: Er betet für seine Henker (Lk 23,34), für Petrus (Lk 22,32), für alle Seinen in dem Gebet, das wir sein „hohepriesterliches" nennen (Joh 17) ... Nun „sitzt er zur Rechten Gottes und tritt für uns ein" (Röm 8,34b).
Wer einmal damit begonnen hat, das Fürbittgebet ins persönliche Beten aufzunehmen, macht über kurz oder lang die Erfahrung, wieviel an Liebe und Wärme, an herzlich inniger Verbundenheit und an Glaubensgewissheit, trotz Enttäuschungen, neu ins Beten einzufließen beginnt, wenn wir anfangen, Menschen mitzunehmen und hinzutragen zu Jesus und zum Vater, dem Gott unseres freien Zugangs. Gott will auf jeden Fall helfen. Aber er möchte, dass wir gemeinsam, liebevoll verbunden, zu ihm gehen. Ähnliches gilt für unsere Vollmacht des Segnens. Diese Wege der Liebe, nicht nur an den Grenzen unserer Möglichkeiten, stehen uns immer und überall offen. Und an Gebetsstoff fehlt es nie. Ein elementar priesterlicher Dienst!
Am Ende der zehn Folgen zu unserem gemeinsamen Priestertum bedanke ich mich bei allen Leserinnen und Lesern. Der Heilige Geist, die Gnade unserer Taufe und Firmung, der uns mit dem Pfingstfest neu nahekommt, ist der Atem und die Seele unseres Priestertums als Christen. Er wird uns helfen, diesen unseren Dienst in Kirche und Welt immer besser zu verstehen und mit Freude zu leben.