Das Kreuz als ein Sinnbild der Verbindung zwischen Gott und den Menschen.
Das Kreuz als ein Sinnbild der Verbindung zwischen Gott und den Menschen.
Machen wird das Kreuzzeichen manchmal schon zu gewohnt? Denken wir bei den Kreuzen in unseren Wohnungen noch nach, wofür sie stehen? Vielleicht kann uns eine Gebetshaltung des heiligen Dominikus zu einem tieferen Denken führen.
Betrachten wir noch einmal ein Bild aus der Reihe der Gebetsweisen des heiligen Dominikus. Es zeigt uns den Heiligen, vor dem Kreuz stehend und die gleiche Haltung einnehmend wie der Gekreuzigte.
Hören wir zu diesem Bild aus dem Matthäusevangelium (27, 45–50): „Von der sechsten bis zur neunten Stunde herrschte eine Finsternis im ganzen Land. Um die neunte Stunde rief Jesus laut: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Einige von denen, die dabeistanden und es hörten, sagten: Er ruft nach Elija. Sogleich lief einer von ihnen hin, tauchte einen Schwamm in Essig, steckte ihn auf einen Stock und gab Jesus zu trinken. Die anderen aber sagten: Lass doch, wir wollen sehen, ob Elija kommt und ihm hilft. Jesus aber schrie noch einmal laut auf. Dann hauchte er den Geist aus.“
Das Geschehen des Kreuzes ist die Konsequenz des Lebens Jesu. In all seinen Worten und Taten, mit seinem ganzen Sein war er derjenige, der Himmel und Erde neu verbunden hat. Er war derjenige, der niemanden ausschloss, nicht die Sünder und Zöllner, nicht die Ausgestoßenen und die Verachteten.
Er umfängt alle, die zu ihm kamen, mit offenen Armen. Er umfängt sie mit der Liebe des barmherzigen Vaters. Damit gerät er in Konflikt mit den Mächten dieser Welt. Doch nichts kann ihn davon abbringen, die Verbindung zwischen Gott und dem Menschen wiederherzustellen. Und nichts kann ihn davon abbringen, die Menschen in Gott zur Einheit, zum Frieden zu führen.
So ist seine Lebenshaltung eine Art Kreuz: die horizontale Verbindung von Himmel und Erde und die vertikale Verbindung von Mensch zu Mensch. In der Kreuzigung Jesu wird diese Haltung der Versöhnung ins Gegenteil verkehrt. Jesus, das Zeichen der Versöhnung soll zum Zeichen der Vernichtung werden. Doch das lässt Gott nicht zu. Er wendet dieses Kreuz von Neuem: in der Auferstehung wird es zum Zeichen des Heiles.
Dominikus nimmt dieses Kreuz an. Er wird mit Jesus selbst zum Kreuz. Er sieht im gekreuzigten Auferstandenen die Versöhnung Gottes mit dem Menschen. Er lebt diese Versöhnung durch sein Wort und verkündet durch sein Leben die Barmherzigkeit Gottes.
Die wenigen Wunder, die von Dominikus überliefert sind, wirkt er alle im Zeichen des Kreuzes. Indem er selbst die Haltung des Gekreuzigten annimmt, geschieht an ihm selbst Erlösung. Erlösung, die er weitergibt an die Menschen, die der Rettung bedürfen.
Und wir?
Wie ist unsere Haltung?
Nehmen wir wie Dominikus die Haltung des Kreuzes an? Richten wir uns doch wie der Längsbalken aus, um uns von Gott herzu empfangen und auf ihn zu schauen!
Lassen wir uns mit ihm versöhnen, dann werden wir auch zum Querbalken: Zu Menschen, die verbinden und nicht trennen. Menschen, die Frieden und Einheit stiften – wie dringend notwendig hätte dies unsere Welt! Wie Dominikus mit Jesus eins werden heißt, sein Kreuz auf sich zu nehmen und Jesus nachzufolgen.
Wir dürfen Angst vor dem Kreuz haben, nicht wissend, ob wir es tragen können. Wir dürfen wie Jesus sagen: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Aber wir müssen auch mit Jesus weiterbeten: „Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden, inmitten der Gemeinde dich preisen.
Denn er hat nicht verachtet, nicht verabscheut das Elend des Armen. Er hat auf sein Schreien gehört. Denn der Herr regiert als König; er herrscht über die Völker. Vom Herrn wird man dem künftigen Geschlecht erzählen, seine Heilstat verkündet man dem kommenden Volk.“ (vgl. Psalm 22)
Die insgesamt neun Gebetsweisen des heiligen Dominikus, von denen drei als Beispiele in dieser Serie vorgestellt wurden, sind uns aus einer mittelalterlichen Handschrift des 13. Jahrhunderts überliefert.
Sie umfassen die Haltungen
Wenn wir wie er beten, wird es nicht nur zu unserem Heil sein, sondern auch Auftrag, anderen die Begegnung mit der Zuneigung Gottes zu ermöglichen, wie Dominikus es tat.
P. Günter Reitzi OP
Pfarrer von Maria Rotunda, Wien, Schulseelsorger und Studentenmagister der Dominikaner
Beten mit dem hl. Dominikus - Eine Serie des SONNTAG
Teil 1 von 3
Teil 2 von 3
Sich Christus zu Herzen nehmen
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