"Wie bete ich eigentlich?", Father George Elsbett hat zehn Tipps, die aus seiner eigenen Praxis und der Begleitung anderer entstanden sind.
"Wie bete ich eigentlich?", Father George Elsbett hat zehn Tipps, die aus seiner eigenen Praxis und der Begleitung anderer entstanden sind.
"Wie beten wir?", diese Frage bekommt Father George Elsbett oft gestellt. Er hat zehn Tipps, die einem dabei helfen.
Father George Elsbett, Mitglied der "Legionäre Christi", hat in Wien das Zentrum Johannes Paul II. gegründet, ein Ort des Gebetes und der Glaubensvertiefung. Er selbst ist durch eine intensive Glaubenserfahrung zur katholischen Kirche gekommen und begleitet heute viele Menschen auf ihrem Weg zu Gott. Eine Frage, die ihm immer wieder gestellt wird, ist "Wie bete ich eigentlich?". Aus seiner eigenen Praxis und der Begleitung anderer sind zehn Tipps entstanden.
Wo finden wir Gott? Die Antwort ist einfach: In der Gegenwart, im Hier und Jetzt. Es ist der einzige Ort an dem wir existieren, nicht gestern, nicht morgen.
Unsere Gedanken sind zu oft bei Vergangenem, bei Wiederholungen und Verletzungen oder bei unseren Plänen und Vorstellungen für die Zukunft. Ins Jetzt zu kommen ist nicht einfach und doch ein Moment großer Freiheit. Dann bin ich nicht von Erwartungen anderer getrieben, von Emotionen und 1.000 oberflächlichen Dingen. Deshalb sprechen viele christliche Mystiker beim Gebt von einer Reise ins Innere.
Wenn ich bei mir selbst bin kann ich mich selbst wahrnehmen, dabei helfen kann eine ablenkungsfreie Umgebung, tief und ruhig atmen, sich auf sich selbst konzentrieren, um in die Gegenwart Gottes zu kommen. Danach kann das Gebet in jede Richtung führen: Fürbitten, Kontemplation (das heißt Anschauung, Betrachtung), ein fertiges Gebet sprechen…
Gefahr: Statt dem Gebet führe ich einen Monolog mit mir selbst.
Am Beginn seines Gebetslebens kann man sich ruhig einen Coach suchen. Es gibt viele Wege auf denen man fehlgehen kann. Eine Ansprechperson bietet Orientierung und Hilfe. Das kann ein Priester, eine Ordensschwester sein oder auch eine Vertrauensperson, die mich beeindruckt. Es hilft, die Erfahrungen anderer zu hören und sich austauschen zu können.
Versuche regelmäßig zu beten, ob das monatlich, wöchentlich, täglich oder mehrmals täglich ist, ist dabei egal. Am Anfang helfen kleine Schritte, die man später ausbaut.
Bete verschiedene Arten von Gebeten. Bete einmal kurz und frei, dann vorgegebene Gebete, einmal in der Messe, eine Betrachtung, Gewissenserforschung oder vielleicht sogar einen Rosenkranz. Durch die Mischung lernt man, was einem wann hilft und wie man am besten zum Beten kommt.
Im Gebet richte ich meinen Willen und mein Herz auf Gott und weniger auf den Verstand aus. Jemand kann eine Doktorarbeit über das Gebet geschrieben, aber kein einziges Gebet dabei gesprochen haben. Gebet ist Dasein zu Gott hin. Gebet ist wie eine Liebesbeziehung. Augustinus definiert Gebet als die Ausübung der Sehnsucht. Es geht nicht um Worte sondern Gebet ist ein Verlangen nach Gott.
Make it real! Wir brauchen uns fürs Gebet keine Masken aufsetzen. Sei einfach wie du bist, so real wie du bist. Sei du selbst, so muss auch unsere Beziehung zu Gott sein. Ich muss nicht beten wie der heilige Johannes vom Kreuz oder der heilige Paulus. Ich beten wie ich bin. Das macht das Gebet relativ einfach. Ich muss mir nicht vormachen, jemand anders zu sein.
Keep ist simple. Gott braucht von uns keine Doktorarbeit über das Gebet. Unser Versuch zu sagen "Gott, ich weiß gar nicht wie ich beten soll" ist ein wunderschönes Gebet. Gott ist nicht weit weg, er ist in meinem Inneren, wir sind Tempel des Heiligen Geistes, sagt schon Paulus. Wir leben und bewegen uns in Gott. Gebet hat viel damit zu tun die Hindernisse und Ablenkungen aus dem Weg zu räumen und uns die Gegenwart bewusst zu machen.
Es kommt auf den Fokus an. Gebet kann auch eine Stunde Selbstschau sein, meine Gefühle, Probleme, Schwierigkeiten analysieren. Das alles hat Platz im Gebet, aber es ist nicht das Zentrum. Zentral ist die Ausrichtung auf Gott, das Sich-Verlieren in Gott. Im Gebet ist dieses Loslassen, dieses Sich-zur-Verfügung-Stellen wichtig, denn Gott sagt, du findest dich, wenn du dich verlierst. "Mir geschehe nach deinem Wort", würde Maria sagen. Es geht darum auf Christus fokussiert zu sein, nicht auf mich selbst. Und ja, es ist ein Abenteuer, sich in Gott zu verlieren um sich selbst zu gewinnen.
Warum ist das wichtig? Weil wir ein ganz merkwürdiges Verständnis von uns selbst als Christen haben. Wir glauben auf der einen Seite, dass wir nichts sind im Vergleich zu Gott. Gott aber liebt dieses Stück Nichts – uns - so sehr, dass er seine Barmherzigkeit über seine Gerechtigkeit stellt, dass er für dieses Stück Nichts soweit geht, unsere Sünden auf sich zu nehmen und sich kreuzigen zu lassen.
Im Gebet kann ich einfach nur sein, mit all meinen Unzulänglichkeiten. Es braucht Demut dies anzuerkennen, sich lieben zu lassen in seiner Schwäche. Das ist eine der schönsten Erfahrungen im Gebet.
Auch das Gebetsleben verläuft nicht einfach kontinuierlich ansteigend. Es gibt Wellenbewegungen. Wenn man gerade eine Glaubenserfahrung gemacht hat, ist man oft sehr motiviert. Doch das Neue lässt nach und wird "langweiliger".
Warum? Gott versucht uns zu einer tiefen Liebe zu führen. Viele machen den Fehler, nachdem die erste Euphorie verflogen ist zu denken, ach das Beten bringt ja eh nichts. Doch gerade dann macht man einen Riesenschritt im Gebetsleben, wenn man weitermacht ohne sofortige Euphorie, ohne "Belohnung", sondern weil wir Gott lieben und Gott uns liebt.
Father George Elsbett hat uns 2012 seine Glaubensgeschichte erzählt: