Kardinal Walter Kasper legt mit seiner Auslegung des Vaterunser zugleich auch eine kleine Hinführung zum christlichen Glauben vor.
Für Sie gelesen von Stefan Kronthaler.
Herr, lehre uns beten“ – dieser Bitte seiner Jünger (Lukasevangelium 11,1) kommt Jesus nach, indem er ihnen das Vaterunser lehrt. Es ist in einer doppelten Fassung überliefert: in der bekannten Langfassung bei Matthäus (6,9-13) und in einer Kurzfassung bei Lukas (11,2-4).
Kardinal Walter Kasper, einer der großen Theologen der Gegenwart, legt in einem seiner jüngsten Bücher diese wahre Summe christlichen Betens und christlichen Glaubens aus.
Das Vaterunser ist wohl das mit Abstand bekannteste aller christlichen Gebete. In nur sechs Bitten fasst es alle wesentlichen Anliegen zusammen.
Kasper bietet eine möglichst ursprungstreue und zugleich heute verständliche Interpretation dieses Gebetes des Herrn. Und er schreibt: „Der christliche Glaube ist verstehen wollender Glaube. Glaube und Verstehen, Glauben und Denken lassen sich darum nicht trennen, sondern gehören zusammen.“
In der Gretchen-Frage der Vaterunser-Interpretation, nämlich der Versuchungs-Bitte („Erlöse uns von dem Bösen“), gesteht Kasper zu, dass sprachlich sowohl im griechischen Urtext wie in der deutschen Übersetzung beides möglich ist, also „der Böse“ und „das Böse“.
Und Kasper weiter: „Der Teufel schläft nicht. So sollen wir wachsam sein und im Beten um Erlösung vom Bösen nicht nachlassen.“ Denn: „Vieles deutet darauf hin, dass wir diese Mahnung in jüngerer Zeit zu wenig ernst genommen haben und müde und schläfrig geworden sind.“
Mein Fazit:
Eine verständliche und fundierte Auslegung des kostbarsten Gebetes der Christenheit. Sehr empfehlenswert.
Die Revolution Jesu,
Patmos-Verlag,
128 Seiten,
ISBN: 978-3-8436-1146-6,
14,40 Euro.
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