Ein Rosenkranz ist für viele Christen ein täglicher Begleiter, ob im Auto, oder für das tägliche Gebet.
Ein Rosenkranz ist für viele Christen ein täglicher Begleiter, ob im Auto, oder für das tägliche Gebet.
Ohne relativ viel Aufwand ein gutes Gebet: Beim Rosenkranzgebet schauen wir mit Maria auf das Leben Jesu.
Den Rosenkranz, sagt Andrea Cervenka, bete sie, seit sie fünf, sechs Jahre alt ist. „In unserer Pfarre war das Rosenkranzbeten vor jeder Heiligen Messe üblich. Ich hab’ das also von klein auf miterlebt.“ Als Jugendliche habe sie begonnen, den Rosenkranz regelmäßig und ganz bewusst zu beten. Vor Prüfungen in der HTL, um ruhig zu werden. In der Straßenbahn, um den Tag mit einem Gebet zu beginnen.
„Damals war es modern, dass jeder meditiert“, erinnert sich die 52-jährige Elektrotechnikerin. „Ich habe irgendwann gemeint: Rosenkranzbeten ist auch nichts anderes als Meditation!“ Heute betet Andrea den Rosenkranz alleine und in der Gruppe, beim Autofahren oder zu Hause und sagt: „Der Rosenkranz ist für mich nach der Messe das wichtigste Gebet.“
„Der Rosenkranz ist sicherlich ein besonders wertvolles Gebet“, sagt Beate Mayerhofer-Schöpf, Leiterin des Referates für Spiritualität der Erzdiözese Wien. „Viele Päpste haben empfohlen, ihn täglich zu beten.“
Dass er sich bei vielen Gläubigen so großer Beliebtheit erfreut, habe mehrere Gründe. „Er besteht aus den Grundgebeten und ist ein sehr schlichtes Gebet.“ Auch wenn man müde ist, Sorgen hat oder trauert, könne man ohne besondere Vorbereitung ein oder mehrere Gesätzchen beten. „Dieses Gebet trägt“, findet Mayerhofer-Schöpf. „Und es verbindet, zum Beispiel im Wechsel gebetet, die betende Gemeinschaft.“ Auch Beate Mayerhofer-Schöpf kennt das Rosenkranzgebet vor der Heiligen Messe aus ihrer Kindheit. „Dabei kann man sich wunderbar auf die Gegenwart Gottes einstellen.“
Kurz: „Der Rosenkranz ist ein Allrounder. Man kommt mit wenig Aufwand zu einem guten Gebet.“
Die Geschichte des Rosenkranzes geht bis in das dritte und vierte Jahrhundert zurück, als Eremiten Schnüre zum Abzählen kurzer Gebete zu Hilfe nahmen. Etwas später im beginnenden Mönchtum nutzten die Mönche ebenfalls Gebetsschnüre, um dreimal fünfzig Vaterunser zu beten.
Um die Jahrtausendwende, als das Ave Maria entstand, wurden dann dreimal fünfzig Ave Maria gebetet. Bis schließlich etwa im 13. Jahrhundert der Rosenkranz in etwa so, wie wir ihn heute kennen, auftauchte.
„Die Geheimnisse des Lebens Jesu und das Vaterunser waren damals allerdings noch nicht dabei“, sagt Beate Mayerhofer-Schöpf. Sie vermutet, dass das Vaterunser in die Reihe an Ave Marias deswegen eingefügt wurde, um deutlich zu machen, dass es immer Gott ist, an den wir unsere Gebete richten.
„1569 hat Papst Pius V. die endgültige Fassung des Ave Maria und die Form des Rosenkranzes festgelegt. Nicht ganz offizieller Bestandteil, aber gute Tradition ist das Fatima-Gebet am Ende eines jeden Gesätzchens.“
Auch wenn der Rosenkranz hauptsächlich aus dem Wiederholen von Ave Marias besteht, sei er kein Gebet an Maria, sondern ein Beten mit Maria, stellt Beate Mayerhofer-Schöpf klar. „Wir beten Maria nicht an, denn Anbetung gebührt nur Gott. Aber wir verbinden uns mit ihrem Gebet, schauen mit ihren Augen auf das Leben Jesu.“ Mit Maria stelle sich der Betende an die Schauplätze im Leben Jesu und lasse sie vor seinem inneren Auge lebendig werden.
Für Andrea Cervenka ist das Rosenkranzgebet genau das: „Ich gehe an der Hand Marias durch das Leben Jesu.“ Dass das ständige Wiederholen derselben Gebete langweilig und wenig anspruchsvoll sei, kann Andrea nicht nachvollziehen. „Das Geschehen, das ich dabei betrachte, gehört zum Um und Auf unseres Glaubens, ich weiß nicht, ob mir das langweilig werden kann. Wenn ich durch den Wald gehe, wird mir das auch nicht fad, auch wenn die Bäume nach 52 Jahren auf dieser Welt immer noch gleich ausschauen.“
Andrea nutzt den Rosenkranz auch, um für bestimmte Menschen oder Anliegen zu beten. „Ich schließe oft jemanden mit ein und bete gezielt vor allem für junge Menschen.“
Ein Tauschhandel mit Gott sei das nicht. „Der liebe Gott ist ja kein Automat, in den ich oben zwei Gesätzchen reinwerfe und unten kommt das raus, was ich mir wünsche.“ Auch Beate Mayerhofer-Schöpf warnt vor einem magischen Verständnis, sowie vor einer Leistungsorientierung beim Beten à la ‚Für ein gutes christliches Leben muss ich … jeden Tag einen Rosenkranz beten‘. „Es ist nicht heilsnotwendig, den Rosenkranz zu beten. Aber er kann eine gute Hilfe sein, sich mit Gott zu verbinden.“
Geheimnisse
Als Rosenkranz wird sowohl die Gebetsschnur als auch das Rosenkranzgebet selbst bezeichnet. In den sogenannten ‚Geheimnissen‘ wird das Leben Jesu betrachtet. 2002 fügte Papst Johannes Paul II. den freudenreichen, schmerzhaften und glorreichen die lichtreichen Geheimnisse hinzu.
Es ist möglich, auch andere Ereignisse im Leben Jesu zu betrachten, angepasst an die persönliche Situation.
Beate Mayerhofer-Schöpf: „Im Pfarrgemeinderat zum Beispiel kann man beten ‚Jesus, der mit uns geht‘. Das ist eine gute Möglichkeit, einen Gedanken länger im Herzen zu bewegen.“
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