"Auch wenn in einer Gruppe gerne und viel frei gebetet wird, sei Stille ein wesentlicher Bestandteil des Gebets. „Ich will Gott ja nicht niederreden, sondern auch hören, was mir von ihm entgegen kommt.“
"Auch wenn in einer Gruppe gerne und viel frei gebetet wird, sei Stille ein wesentlicher Bestandteil des Gebets. „Ich will Gott ja nicht niederreden, sondern auch hören, was mir von ihm entgegen kommt.“
Beten, reden und essen: Eine Kleingruppe ist für viele ein Ort des persönlichen Austausches und der Begegnung mit Gott. Valerie Schwarzbauer vertraut den anderen in ihrer Kleingruppe und baut auf ihr Gebet.
Es gehört zum christlichen Leben wie das Amen im Gebet: Das Beten zusammen mit anderen. Im Gebets- oder Hauskreis, vor einer Pfarrgemeinderatssitzung oder beim Morgenlob auf der Fußwallfahrt, zu zweit oder zu zehnt, mit vorformulierten Texten oder frei.
„Die Erfahrung zeigt, dass wir Christen nicht alleine unterwegs sein können“, sagt Beate Mayerhofer-Schöpf, Leiterin des Referats für Spiritualität in der Erzdiözese Wien. Auch die ersten Christen hätten miteinander gebetet, wie in der Apostelgeschichte zu lesen ist. „Sie standen dabei in der Tradition Jesu, der die Gebetsgemeinschaft gepflegt hat.“
Im christlichen Leben brauche es sowohl das gemeinsame Gebet als auch den Austausch mit anderen, denn „jeder ist irrtumsanfällig, alleine verstrickt man sich schnell in seinen Gedanken“. Wer sich mit anderen zu Gebet und Austausch trifft, erfahre Ermutigung. „Wenn ich höre, wie auch der andere sich abmüht. Oder wenn ich Zweifel habe. Da kann es mir helfen zu hören, wie andere fest im Glauben stehen.“
Diese Erfahrung hat auch Beate Mayerhofer-Schöpf schon oft gemacht: „Mir hat es schon oft geholfen in Zeiten von Gottesfinsternis, zu sehen, dass es Menschen gibt, die sich Gott gerade nahe fühlen.“
Auch Valerie Schwarzbauer schwört auf ihren Hauskreis, den sie Kleingruppe nennt und der zur Gemeinde Zentrum Johannes-Paul im dritten Bezirk gehört. Fünf Frauen, die sich alle zwei Wochen treffen. Zum Beten und zum Reden. „Wir sind alle in der gleichen Lebenssituation, verheiratet und mit Kindern.“
Dass die Mitglieder in ihrer Kleingruppe alle weiblich sind und aufgrund ihres Familienstandes mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen haben, sei kein notwendiges Kriterium für eine gute Gebets- und Austauschgemeinschaft, findet Valerie. „Wenn das nicht der Fall ist, kann das auch eine große Bereicherung für den einzelnen sein. Aber uns hilft es.“ Nicht zuletzt das Organisieren der Treffen sei einfacher, weil Valeries Mann zu Hause bei den Kindern bleibt, wenn sie zur Kleingruppe geht. Umgekehrt hütet Valerie die Kinder, wenn ihr Mann sich in seiner – männlichen – Kleingruppe trifft. „Der persönliche Austausch ist uns ganz wichtig. In unserer kleinen Gruppe kann ich mich total gut öffnen, ich habe volles Vertrauen in die anderen.“ Die Gruppe sei ein „sicherer Ort“. Dass das, was erzählt wird, nicht ausgeplaudert wird, sei selbstverständlich.
Die Frauen in Valeries Kleingruppe beten meistens ein Gesätzchen vom Rosenkranz, lesen das Evangelium vom Sonntag und sprechen darüber, hören einen Impuls zu einem Thema, das eine von ihnen vorbereitet. „Das kann was zur Fastenzeit oder zum Advent sein, ein theologisches Thema oder irgend etwas Praktisches wie zum Beispiel: ‚Wie nutze ich meine Zeit am Abend‘.“
Sie beten für die Anliegen, die ihnen wichtig sind: für die Kinder, die Ehemänner, „für die ganz alltäglichen Sachen eben“. Auch zwischen den Treffen bleiben die Frauen in Verbindung. „Wir haben eine Whatsapp-Gruppe. Wenn jemand ein Gebetsanliegen hat, wird das sofort in der Gruppe gepostet.“ Valerie fühlt sich vom Gebet der anderen getragen. „Die anderen in der Kleingruppe sind dafür da, dass sie für mich beten.“
Eine Kleingruppe oder ein Hauskreis ist oft ein Ort, an dem frei gebetet wird. Wer will, kann in eigenen Worten seine Bitten oder seinen Dank laut aussprechen. „Bei uns ist das immer sehr simpel, zum Beispiel einfach ein ‚Danke, dass du da bist, Herr‘“, sagt Valerie.
Schlicht und natürlich – das findet auch Beate Mayerhofer-Schöpf beim Beten gut. „Manche Menschen haben Angst, sich zu blamieren. Wichtig ist, dass kein Druck aufgebaut wird“, betont sie. Es könne helfen, zu Ein-Wort-Bitten einzuladen. „Wenn jemand gerade in einer schwierigen Situation ist, sagt jeder in einem Wort, worum er Gott für ihn bittet. Zum Beispiel um Mut oder Durchhaltevermögen.“
Eine Möglichkeit füreinander zu beten, sei es, dem anderen eine Hand auf die Schulter zu legen. „Dazu braucht es oft den meisten Mut.“ Wichtig sei, immer zuerst zu fragen, ob das der anderen Person auch recht ist. Und zwar so, dass der andere auch gut Nein sagen kann. Denn: „Nicht alle Menschen mögen das.“ Außerdem könne man in Stille gut für ein Anliegen oder jemanden aus der Gruppe beten. Und auch wenn in einer Gruppe gerne und viel frei gebetet wird, sei Stille ein wesentlicher Bestandteil des Gebets. „Ich will Gott ja nicht niederreden, sondern auch hören, was mir von ihm entgegen kommt.“ Was sonst noch hilft, beim Beten und Austauschen? „Gemeinsam etwas essen. Das schafft sofort Vertrauen und Gemeinschaft.“
Eine Möglichkeit füreinander zu beten, sei es, dem anderen eine Hand auf die Schulter zu legen. „Dazu braucht es oft den meisten Mut.“ Wichtig sei, immer zuerst zu fragen, ob das der anderen Person auch recht ist. Und zwar so, dass der andere auch gut Nein sagen kann. Denn: „Nicht alle Menschen mögen das.“
Füreinander beten
Ist eine Gruppe noch ungeübt im Füreinander-Beten, fängt man am besten schlicht an, empfiehlt Beate Mayerhofer-Schöpf. In Stille oder mit einem kleinen Ritual: „Zwei Leute bekommen ein Schälchen mit Weihwasser und bekreuzigen sich gegenseitig. Oder einer betet für den anderen, indem er ein Gebet von einer Gebetskarte liest.“ Es kann sich auch einer in die Mitte setzen und die anderen legen ihm die Hand auf die Schulter und bitten Gott mit eigenen Worten.
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