Mit dem „Liturgie der Stunden“ betreibt die Kirche schon seit vielen Jahrhunderten ein Art „World-Wide-Web“. Weltweit beten Priester, Ordensleute und Laien zu denselben Tageszeiten im Großen und Ganzen dieselben Psalmen, Hymnen und Gebete.
Mit dem „Liturgie der Stunden“ betreibt die Kirche schon seit vielen Jahrhunderten ein Art „World-Wide-Web“. Weltweit beten Priester, Ordensleute und Laien zu denselben Tageszeiten im Großen und Ganzen dieselben Psalmen, Hymnen und Gebete.
Das Stundengebet der christlichen Kirchen knüpft unmittelbar an die Gebetstradition des Volkes Israel an. Seit Jahrhunderten als „Amtsgebet“ für Priester und Ordensleute aus dem Bewusstsein der Katholiken verdrängt, feiert es in den letzten Jahren ein erfreuliches Comeback. Gerade im Lockdown ist es eine Möglichkeit, an der Liturgie der Kirche aktiv teilzunehmen.
Was Liturgen jahrzehntelang mit überschaubarem Erfolg versucht haben- ausgerechnet das Smartphone hat es möglich gemacht: Seit Jahren steigt weltweit die Zahl der Gläubigen, die für sich oder in Gemeinschaft (in diesen Wochen nicht selten über ein Videokonferenztool) am Stundengebet der Kirche teilnehmen. In den Zeiten des Lockdown übertragen auch zunehmend Klöster ganz oder teilweise ihre Liturgie der „Tagzeiten“.
Verschiedene Stundenbuch-Apps, darunter auch eine in deutscher Sprache, machen den Zugang zu diesem jahrhundertelang vergessenen liturgischen Gebet leicht, wie nie. Mit dem „Liturgie der Stunden“ betreibt die Kirche schon seit vielen Jahrhunderten ein Art „World-Wide-Web“. Weltweit beten Priester, Ordensleute und Laien zu denselben Tageszeiten im Großen und Ganzen dieselben Psalmen, Hymnen und Gebete. Für viele ist allein dieser Aspekt, Ansporn genug, sich mit der zugegebenermaßen nicht immer einfachen Sprache der Psalmen, einem Hauptteil dieser Gottesdienste, auseinanderzusetzen.
Das Gebet des Volkes Gottes seit Jahrtausenden
Seit den Zeiten des ersten Bundes gibt es täglich Gottesdienste jeweils zum Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Die frühe Kirche hat diese Gottesdienste, die im Wesentlichen immer aus Psalmen, Lesung und Gebeten bestand, selbstverständlich aus der Liturgie Israels übernommen. Bis heute findet man deutliche Gemeinsamkeiten der Gebetstexte in Stundenbuch und den verschiedenen "Siddurim", den in der Synagogenliturgie gebräuchlichen Gebetbüchern.
Ökumene im Gebet
In den seit dem 3. Jahrhundert entstehenden Mönchsklöstern vermehrten sich die Gottesdienste um weiter Gebetszeiten zu Mitternacht, zum Morgen, Vormittag, Mittag, Nachmittag und zum Abschluss des Tages. Alle Kirchen haben dieses Erbe bewahrt. Besonders reich an, bis in die Frühzeit der Kirche zurückgehenden, Elementen ist das Stundengebet der orthodoxen und altorientalischen Kirchen. Aber auch in den Kirchen der Reformation ist es bis heute in Gebrauch. Prominentestes Beispiel ist das anglikanische "Book of Common Prayer."
Die Benediktsregel enthält eine detaillierte Beschreibung der spätantiken, westkirchlichen Stundenliturgie, die im wesentlich bis heute erhalten ist. Diese für Mönche konzipierte Ordnung wurde zum Standard, was ab dem hohen Mittelalter allerdings dazu führte, dass sich im Volk Gottes neue alternative Gebetsformen- vor allem der Rosenkranz - als Ersatz für das zum „Pflichtgebet“ für Priester und Ordensleute gewordene Stundengebet entwickelten.
Liturgiereform und Neuordnung
Die Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil hat das Stundengebet vereinfacht. Erklärtes Ziel des Konzils war es, es wieder zum Gemeindegottesdienst vor allem am Morgen und Abend zu machen.
Trotz aller Vereinfachungen blieben die liturgischen Bücher allerdings schwer handhabbar. Ohne ausführliche Erklärung und Einübung ist auch das erneuerte Stundenbuch für Anfänger nicht wesentlich einfacher als sein berühmter Vorgänger, das „Römische Brevier“, das im Anschluß an das Konzil von Trient im 16. Jahrhundert das Stundengebet weitgehend vereinheitlicht hatte und nur einmal, nämlich zu Beginn des 20 Jahrhunderts von Papst Pius X, gründlich gekürzt und neugeordnet worden war.
Die neuen Technologien haben den Zugang zum Stundengebet unerwartet erleichtert und damit neu attraktiv gemacht. Die durch die Pandemie bedingten Einschränkungen des öffentlichen liturgischen Lebens können ein Anlass sein, persönlich oder auch mit Familie und/oder Freunden gemeinsam die Stundenliturgie zu entdecken.
Die Liturgie der Stunden besteht aus sieben einzelnen "Tagzeiten":
Stundengebet online und Apps
Stundengebet im Stream