„Lernt in eurer Seele stärker zu sein als mit euren Muskeln. Wenn euch das gelingt, werdet ihr die wahren Apostel des Glaubens an Gott sein!“ - Pier Giorgio Frassati
„Lernt in eurer Seele stärker zu sein als mit euren Muskeln. Wenn euch das gelingt, werdet ihr die wahren Apostel des Glaubens an Gott sein!“ - Pier Giorgio Frassati
Am 4. Juli feiert die Kirche den Seligen Pier Giorgio Frassati, Beispiel für ein kompromissloses Leben aus dem Glauben.
Am 6. April 1901 geboren, wächst Pier Giorgio in einer Familie auf, die dem Glauben distanziert, wenn nicht abweisend gegenübersteht. Sein Vater, Alfredo Frassati, ist Agnostiker und einflussreicher Journalist, der die liberale Tageszeitung "La Stampa" gründet. Doch schon früh fühlt sich der junge Pier Giorgio zu Christus hingezogen. Unter dem Einflußt des Salesianers Don Cojazzi entdeckt er die Schönheit des christlichen Glaubens. Bald schon setzt er sich intensiv mit der Hl. Schrift auseinander, besucht täglich die Messe und entwickelt eine tiefe Marienfrömmigkeit. Dabei ist er alles andere als ein Frömmler: Er ist begeisterter Alpinist, lebensfroh, hat einen großen Freundeskreis und gleichzeitig eine außergewöhnlich große Empathie für Mitmenschen in prekären Verhältnissen. Christliches Engagement ist für ihn selbstverständlich politisch.
Ab 1919 studiert er Montanwissenschaften an der Technischen Hochschule Turin. Er tritt der "Vinzenz-Konferenz" bei und widmet in diesem Rahmen seine Freizeit der Unterstützung von Kranken, Bedürftigen, Waisen und Soldaten, die aus dem Ersten Weltkrieg zurückkehren. Er engagiert sich ab 1921 politisch in der italienischen Volkspartei aber auch in der Pax Romana, einer internationalen NGO, die von katholischen Intellektuellen getragen wird.
Einige Zeit verbringt er als Gaststudent in Berlin und in Freiburg im Breisgau und lernt den Priester Dr. Carl Sonnenschein kennen, eine Leitfigur der katholischen Caritas in der Zeit nach dem I. Weltkrieg, der ihn nachhaltig beeindruckt. Er beteiligt Sonnenschei bei dessen Besuchen und Einsätzen bei den Armen.
In diese Zeit fällt auch die Bekanntschaft mit der Familie des später bedeutenden Jesuiten und Konzilstheologen Karl Rahner. Noch viele Jahre später erinnert dieser sich an Pier Giorgio:
„Was an ihm auffiel, war seine Reinheit, seine strahlende Freude, seine Frömmigkeit, die "Freiheit der Kinder Gottes" gegenüber allem Schönen in der Welt, sein sozialer Sinn, sein Bewusstsein, das Leben und Schicksal der Kirche zu teilen. Aber was noch überraschender war, war, dass all dies so natürlich und herzlich spontan erschien! Sein Glaube hatte keine menschliche "Erklärung". Wenn Frassati Christ war, dann weder als Reaktion auf die liberale und antiklerikale Generation seiner Eltern noch aus irgendeinem vagen "kulturellen" Motiv heraus. Sein Glaube nährte sich von der eigentlichen Substanz des Christentums: der Existenz Gottes, dem Gebet als Sauerteig der Existenz, den Sakramenten als Nahrung des ewigen Lebens, der universalen Brüderlichkeit als Gesetz der menschlichen Beziehungen. Hier zeigt sich das Mysterium der göttlichen Gnade, das der Logik zuwiderläuft: In einer Umgebung, in der das Christentum als überwunden gilt, taucht ein Christ auf, der Lebensfreude atmet, der nichts Sektiererisches an sich hat, der sein Christentum mit einer Spontaneität lebt, die fast beängstigend ist, als hätte er überhaupt keine Probleme. In Wirklichkeit hat er seine Probleme um den Preis von wer weiß wie viel Leid in die Gnade seines Glaubens getaucht. Kurz gesagt, er war ein Mann des Gebets, ein Mann, der jeden Tag das Brot des Todes und des Lebens kostete, ein Mann, der von der Liebe zu seinen Brüdern verzehrt wurde.“ (Karl Rahner, Erinnerungen im Gespräch mit Meinold Krauss, Freiburg: Herder, 1984)
Trotz gesellschaftlichen Widerstands und der Ablehnung seiner Eltern lebt Frassati seinen Glauben mit Entschlossenheit und Konsequenz. Seine aufrichtig mitfühlende Art fasziniert die Menschen, und sein Ansehen wächst schnell. Im Jahr 1922 tritt er dem Dritten Orden der Dominikaner bei und gründete die "Gesellschaft undurchsichtiger Typen", eine Gruppe von Freunden, die ihre Spiritualität bei ausgedehnten Alpenwanderungen pflegen.
Das Leben von Pier Giorgio Frassati endete unerwartet früh. Im Alter von nur 24 Jahren erkrankt er an Poliomyelitis, die er sich bei seinen Besuchen in den Elendsvierteln Turins zugezogen hat. Unbemerkt von seiner Familie, die zu dieser Zeit mit dem gleichzeitigen Tod der Großmutter beschäftigt ist, stirbt er innerhalb von sechs Tagen er sechs Tagen Krankheit am 4. Juli 1925 in seinem Elternhaus in Turin.
Die Nachricht von Frassati's Tod verbreitete sich schnell in der Stadt und Tausende von Menschen aus allen Gesellschaftsschichten strömen zu seiner Beerdigung. Sein Erbe und sein Vermächtnis blieben jedoch lebendig. Papst Johannes Paul II. nimmt ihn am 20. Mai 1990 in das Verzeichnis der Seligen auf.