Vor 400 Jahren wurde der griechisch katholische Erzbischof Josaphat Kunzewytsch von einem Mob erschlagen. Ein Heiliger der katholischen Einheit, der auch Wien seine Spuren hinterlassen hat.
Im Laufe der Geschichte wurden Glaubenszeugen oft zur Flucht gezwungen, und der Heilige Josaphat Kunzewytsch bildet hierbei keine Ausnahme. Vor 400 Jahren, am 12. November 1523, wurde der griechisch-katholische Erzbischof von Polozk in Witebsk (heute Weißrussland) während der Liturgie von Gegnern der Kirchenunion erschlagen. Seine Flucht dauerte jedoch viele Jahrhunderte nach seinem gewaltsamen Tod an.
Die Überreste des Heiligen wurden in den folgenden Jahrhunderten mehrmals bedroht, und man versuchte sogar, seine Gebeine zu vernichten, um das Gedenken an ihn auszulöschen. Auf abenteuerliche Weise wurden die Reliquien wiederentdeckt und 1916 zum Schutz vor russischem Zugriff nach Wien gebracht. Fast 40 Jahre lang wurden sie in der Josaphatkapelle der Kirche St. Barbara in der Postgasse aufbewahrt.
Der engagierte Pfarrer Myron Hornykewytsch von St. Barbara förderte die Verehrung des "Märtyrers der Einheit" über die kleine griechisch-katholische Gemeinde hinaus. Die Feierlichkeiten zum 300. Jahrestag seines Martyriums im Stephansdom im November 1923 trugen wesentlich zur Verehrung des Heiligen in Wien und zur Sensibilisierung für das Anliegen der Einheit mit den Ostkirchen bei.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Reliquien erneut in Gefahr, in die Hände der Sowjetbesatzer zu gelangen. Pfarrer Hornykewitsch versteckte sie zunächst in der Gruft von St. Stephan und konnte sie schließlich mithilfe der amerikanischen Besatzer unbehelligt nach Rom überführen lassen, wo sie heute auf Wunsch Johannes XXIII. am Altar des Hl. Basilius im Petersdom ruhen.
Die letzten in Wien verbliebenen Reliquien wurden kürzlich im Hauptaltar von St. Barbara beigesetzt, anlässlich der jüngsten Renovierung der Kirche. Josaphat Kunzewytsch bleibt aufgrund seines beispielhaften missionarischen Einsatzes und seines Martyriums eine bedeutende Identifikationsfigur der griechisch-katholischen Kirche, insbesondere in der Ukraine.
Zum 400. Jubiläum seines Martyriums wurde kürzlich eine Ausstellung an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom eröffnet, die von der Botschafterin Litauens beim Heiligen Stuhl kuratiert wurde. Dabei wurde Josaphat als verbindende Figur zwischen Litauen, Polen, der Ukraine und Weißrussland gewürdigt.