Stift Klosterneuburg gedenkt seines Chorherren und Widerstandskämpfer Roman Karl Scholz anlässlich des 80. Jahrestages seiner Hinrichtung.
Am 10. Mai 2024 jährt sich zum 80. Mal der Tag, an dem der Augustiner-Chorherr, Dichter und Jugendseelsorger Roman Karl Scholz von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde. Scholz war Gründer einer der ersten und bedeutendsten Widerstandsgruppen in Österreich während der NS-Zeit. Zu seinem Gedenken findet am Freitag um 18 Uhr ein Gottesdienst in der Stiftsbasilika Klosterneuburg statt. Bereits am 7. Mai erinnerten das Stift und das Gymnasium Klosterneuburg mit einer Veranstaltung an Scholz und andere Opfer des Nationalsozialismus.
Propst Anton Höslinger und Direktorin Hemma Poledna konnten zu der Gedenkveranstaltung zahlreiche Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer sowie einige ältere Menschen begrüßen, die als Kinder von Schülern, die Scholz unterrichtet hatte, mit seiner Arbeit vertraut waren. In ihren Ansprachen betonten sie die Bedeutung von Freiheit und Demokratie, die immer wieder neu erkämpft und bewahrt werden müssten. Propst Höslinger erinnerte daran, dass Scholz mit seinem Glauben und seiner politischen Überzeugung gerungen und schließlich die Kraft gefunden habe, für seine Überzeugungen in den Tod zu gehen.
Der Historiker Johannes Schönner hielt den Festvortrag und erläuterte die Ergebnisse eines Projektes, in dem eine Datenbank mit rund 4.000 Namen von politischen Opfern des Nationalsozialismus in Österreich erstellt wurde. Viele von ihnen waren Priester und kirchliche Laien, die unter den Verfolgungen des NS-Regimes zu leiden hatten. Der Historiker warnte davor, die Geschehnisse nur aus heutiger Sicht zu betrachten. Das NS-Regime habe es geschickt verstanden, vermeintliche Gemeinsamkeiten zwischen Nationalsozialismus und Christentum zu betonen, was anfangs viele Menschen beeinflusst habe.
Roman Karl Scholz wurde 1912 in Mähren geboren und wuchs bei seinen Großeltern auf.Bereits während seiner Schulzeit leitete er eine katholische Jugendgruppe, trat aber aufgrund seiner sudetendeutschen Herkunft der NSDAP bei.Diese Mitgliedschaft endete, als er 1936 am Reichsparteitag in Nürnberg teilnahm und den wahren Charakter des Regimes erkannte. Daraufhin änderte er seine politische Einstellung radikal.
1930 trat Scholz in das Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg ein und wurde 1936 zum Priester geweiht. Gemeinsam mit seinem ehemaligen Mitbruder Viktor Reimann gründete er die Widerstandsgruppe "Deutsche Freiheitsbewegung", die nach dem "Anschluss" Österreichs in "Österreichische Freiheitsbewegung" umbenannt wurde.Ihr erklärtes Ziel war der Widerstand gegen das NS-Regime, um Österreich wieder unabhängig zu machen und die Ideale der Glaubens- und Meinungsfreiheit zu fördern.
Der Burgschauspieler Otto Hartmann verriet die Gruppe jedoch und Scholz wurde 1940 verhaftet. Nach dreieinhalb Jahren Haft wurde er 1944 wegen Hoch- und Landesverrats zum Tode verurteilt. Am 10. Mai 1944, um 16 Uhr, schrieb Roman Karl Scholz nachdem er das Brevier gebetet hatte an die Stelle, wo er es beendete : „Dictis verbis morior“ (nach diesen Worten sterbe ich). Diese Stelle zitierte: „Euge serve bone et fidelis - Wohlan, du guter und getreuer Knecht, weil du über weniges getreu gewesen bist, will ich dich über vieles setzen, spricht der Herr. Halleluja.“ Seine letzten Worte vor der Hinrichtung werden so überliefert: "Für Christus und Österreich".
Scholz hinterließ zahlreiche Gedichte und Briefe aus der Haft, die von seiner tiefen Sehnsucht nach Freiheit und Gerechtigkeit zeugen. Eines seiner Gedichte, an die damaligen Machthaber gerichtet, zeugt von seinem unbeugsamen, chrstlichen Optimismus auch angesichts des eigenen Todes:
„Ihr seid das Heute!
Heute wird Gestern.
Wir sind das Morgen!
Morgen wird heute!“