Wird mit der Seligsprechung die regionale Verehrung des Seligen zugelassen, so ermöglich die Heiligsprechung die weltweite Verehrung. Grundlage dafür ist - mit Ausnahme für Märtyrer - ein weiteres bestätigtes Wunder.
Wird mit der Seligsprechung die regionale Verehrung des Seligen zugelassen, so ermöglich die Heiligsprechung die weltweite Verehrung. Grundlage dafür ist - mit Ausnahme für Märtyrer - ein weiteres bestätigtes Wunder.
Eine Heiligsprechung (Kanonisierung) ist eine feierliche Erklärung des Papstes über das vorbildlich christliche Leben eines Menschen und über seine endgültige Aufnahme zu Gott. Die Heiligsprechung in der katholischen Kirche wird während eines Festgottesdienstes vollzogen, danach darf die betreffende Person als Vorbild und Fürsprecher weltweit verehrt werden.
Der Heiligsprechung geht die Seligsprechung voraus, die auf Grundlage eines kirchlichen Prozess in mehrere Instanzen erfolgt. Dabei muss nachgewiesen werden, dass die Person schon zu Lebzeiten "im Ruf der Heiligkeit" stand und deswegen nach dem Tod von Gläubigen verehrt wird. Schließlich ist gefordert, dass auf Fürsprache des Verstorbenen ein "Wunder" geschehen ist. Bei Märtyrern, die wegen "Hass auf den Glauben" ermordet wurden, wird auf den gesonderten Nachweis eines nach dem Tod gewirkten Wunders verzichtet.
Wird mit der Seligsprechung die regionale Verehrung des Seligen zugelassen, so ermöglich die Heiligsprechung die weltweite Verehrung. Grundlage dafür ist - mit Ausnahme für Märtyrer - ein weiteres bestätigtes Wunder.
In der Kirche wurden anfangs die Heiligen ohne förmlichen Prozess "zur Ehre der Altäre" erhoben. Weil es dabei zu Übertreibungen und Parteilichkeiten kam, zog der Papst den Vorgang an sich. Der erste von einem Papst Heiliggesprochene war Bischof Ulrich von Augsburg im Jahr 993.
Das Wort "Heiliger" stammt vom griechischen Wort "hagios" ab, was so viel wie "gottgeweiht, heilig, sakral, fromm" bedeutet. Es wird meistens - wie etwa im Apostolischen Glaubensbekenntnis - in der Mehrzahl benutzt, "Heilige". Im Neuen Testament (Kolosserbrief 1,2) werden alle Mitglieder der christlichen Gemeinde als "Heilige" bezeichnet. In der kirchlichen Verwendung wurde dieses Prädikat jedoch schon sehr früh auf Menschen beschränkt, die in einem besonderen Maß als tugendhaft und glaubensstark galten, so wie die Apostel und die Evangelisten. Der erste Nichtmärtyrer, der als Heiliger galt, war der bis heute in Österreich und vielen Ländern sehr verehrte Martin von Tours, gestorben 397.
Seit dem Frühmittelalter wurden zunehmend entweder große Lichtgestalten der Christenheit (Kirchenlehrer, Könige, sog. "Ritter- und Soldatenheilige" usw.) oder Menschen, die ein Alternativkonzept zum alltäglichen christlichen Leben boten (Franziskus, Benedikt) vom Volk regional als Heilige verehrt. Die kirchliche Anerkennung folgte in der Regel erst später.
Zwar war die christliche Theologie stets bemüht, die Anbetung (lat. adoratio) allein Gott vorzubehalten und den Heiligen und ihren Reliquien lediglich Verehrung (lat. veneratio) zukommen zu lassen, in der Praxis waren die Ausdrucksformen und Anrufungen jedoch schon seit der Spätantike oft kaum noch unterscheidbar.
Im Mittelalter trat der Charakter der Heiligen als Vorbilder im christlichen Leben ("imitatio Christi") zugunsten der zugeschriebenen Funktionen als Helfer zurück. Die Gläubigen wählten sich zur Fürbitte gezielt Heilige aus, denen man bestimmte Attribute zuschrieb. Auch die Entwicklung des Kultes der "Vierzehn Nothelfer" fällt in diesen Zusammenhang. Die Reformatoren lehnten eine Rolle der Heiligen als direkte Heilsvermittler mit Verweis auf die Bibel strikt ab. Das Zweite Vatikanische Konzil wies darauf hin, dass die Fürbitte der Heiligen bei Gott nicht "heilskonstitutiv" wie die hohepriesterliche Mittlerfunktion Christi sei.
Heutige Vorbilder: Gandhi, Mutter Teresa
Seit etwa den 1960er Jahren verlieren "Heiliggesprochene" als "Heilige" in weiten Teilen einer säkularisierten ("westlichen") Welt zunehmend an Bedeutung. Historische Legenden und mythische Berichte werden zurückgedrängt zugunsten zeitgeschichtlicher Erfahrungen vorbildhafter Menschen (Gandhi, Mutter Teresa, Martin Luther King), die als Vorbilder für Altruismus und Humanität dienen. Die Verehrung dieser neuen Vorbilder ist für viele nicht mehr an Konfessionen oder Religionen gebunden.
Der erste von einem Papst Heiliggesprochene war Bischof Ulrich von Augsburg im Jahr 993. Das offizielle Gesamtverzeichnis der Seligen und Heiligen der katholischen Weltkirche von 2004 ("Martyrologium romanum") nennt mehr als 6.650 namentlich bekannte Selige und Heilige sowie 7.400 weitere bei Christenverfolgungen getötete Märtyrer.
Das Deutsche Martyrologium "Zeugen für Christus" erschien in fünfter Auflage im Jahr 2010. Der Autor und Herausgeber im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz, der Kölner Prälat Helmut Moll, nahm dafür auch Dutzende Lebensbilder von Märtyrern des 20. Jahrhunderts auf. Die Lebensbilder sind in vier Kategorien unterteilt: die Opfer der NS-Zeit, der kommunistischen Verfolgung, "Blutzeugen" aus Missionsgebieten sowie Schicksale von Mädchen und Ordensschwestern.
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