Am 17. Jänner gedenkt die katholische Kirche des Heiligen Antonius. Seine radikale Lebensweise übt eine große Anziehungskraft auf seine Umgebung aus. Viele ziehen zu ihm in die Wüste hinaus.
Am 17. Jänner gedenkt die katholische Kirche des Heiligen Antonius. Seine radikale Lebensweise übt eine große Anziehungskraft auf seine Umgebung aus. Viele ziehen zu ihm in die Wüste hinaus.
Am Anfang steht die Begegnung mit dem Evangelium. Auch der heilige Antonius, der Begründer des Mönchtums, hat diese Erfahrung gemacht.
„Lebe das, was du vom Evangelium verstanden hast. Auch wenn es noch so wenig ist, lebe es!“ Roger Schutz, der als einer der ersten evangelischen Christen in der Nachkriegszeit das Mönchtum für seine reformierte Tradition wiederentdeckt hat, fasst in diesem Satz zusammen, was diese besondere christliche Lebensform begründet. Am Anfang steht die Begegnung mit dem Evangelium.
Antonius, ein junger ägyptischer Christ, betritt eine Kirche und hört das Evangelium. Ein Satz trifft ihn und gibt seinem Leben eine neue Richtung: "Wenn Du vollkommen sein willst, dann verkaufe alles, was Du hast, und gib es den Armen."
Der junge Mann macht Ernst damit. Er verkauft sein gesamtes Vermögen, schenkt es Armen und zieht sich in die Einsamkeit zurück. Damit beginnt aber erst das Abenteuer. Zwanzig Jahre verbringt er in vollkommener Einsamkeit in der ägyptischen Wüste. Athanasius der Große, dem wir die maßgebliche Biographie des Antonius verdanken, beschreibt diese Zeit vor allem als Kampf mit allen nur erdenklichen Versuchungen. Ein Motiv, das häufig in der Kunst aufgenommen wurde und Antonius volkstümlich gemacht hat. Die verbreitete Darstellung des Heiligen Antonius mit den Schweinen, Sinnbild für die sieben Todsünden, bezieht sich auf diese Lebensbeschreibung.
Was immer in diesen zwanzig Jahren mit Antonius geschieht, seine radikale Lebensweise übt eine große Anziehungskraft auf seine Umgebung aus. Viele ziehen zu ihm in die Wüste hinaus. Ihr gemeinsames Ziel ist eine Rückbesinnung auf das ursprüngliche Christentum. Bei Antonius wollen sie es lernen.
Wege zu Gott, das weiß schon Antonius, gibt es so viele, wie es Menschen gibt. Zeitlebens entzieht er sich jeder Vereinnahmung oder gar Organisation dieser Bewegung. Die ersten Mönche sind daher auch originelle, unverwechselbare Gestalten. Antonius formt sie in erster Linie durch Fragen und paradoxe Anweisungen. Viele Aussprüche der frühen Mönche, auch solche, die Antonius selbst zugeschrieben werden, sind unter dem Titel „Apophtegmata Patrum“ oder „Sprüche der Väter“ neuerdings wieder beliebte geistliche Lektüre.
Ein junger Mönch bat den Altvater Antonius:
„Gib mir ein Wort!“
Antonius antwortete ihm:
„Jeden Morgen sage ich:
Heute fange ich an!“
Antonius, so berichtet es Athanasius, stirbt im Alter von 104 Jahren in der Wüste, nachdem er durchaus auch noch politische und innerkirchliche Aufträge wahrgenommen hat, die zur Zeit der konstantinischen Wende anstehen.
Das ägyptische Mönchtum, aus dem großer Wahrscheinlichkeit nach zum Beispiel der heilige Severin hervorging, besteht übrigens bis heute in fast unveränderter Form. Neben geordneten Einsiedlerkolonien gibt es nach wie vor zahlreiche Einsiedler in der ägyptischen Wüste. Antonius ist nicht zuletzt für die koptischen Christen die Leitfigur schlechthin, gerade in ihren großen politischen und sozialen Bedrängnissen und Herausforderungen der Gegenwart.