Von 1770 bis zu seinem Tod 1784 legt der Heilige etwa dreißigtausend Kilometer zu Fuß zurück.
Von 1770 bis zu seinem Tod 1784 legt der Heilige etwa dreißigtausend Kilometer zu Fuß zurück.
Rom am 16.April 1784: Vor der Kirche Santa Maria ai Monti bricht nach dem morgendlichen Gottesdienst ein junger obdachloser Ausländer zusammen und stirbt wenig später im Haus eines Handwerkers .
In Windeseile verbreitet sich in ganz Rom der Nachricht: „Der Heilige ist tot“. Sein Begräbnis wird kurzfristig zu einem Großereignis. 70 Jahre später wird Benedikt Joseph Labre heiliggesprochen.
Was machte die Ausstrahlung dieses ungewöhnlichen jungen Außenseiters aus dem nordfranzösischen Pas-de-Calais aus? Auffällig sind die vielen Brüche in seinem Leben. In bürgerlichem Milieu aufgewachsen, entwickelt er schon als Jugendlicher eine außergewöhnliche Frömmigkeit.
Die Gestalt seines Onkels, eines Priesters, der sich durch seinen selbstlosen Dienst an Typhuskranken auszeichnet prägt Benedikt-Joseph nachhaltig. Er will sehr früh Mönch werden. Insgesamt fünfmal versucht er erfolglos in einer Kartause aufgenommen zu werden. Als er endlich glaubt bei den Trappisten in Sept Fonts ans Ziel gekommen zu sein, wird er von einer schweren Angststörung erfasst, die ihn zwingt, das Kloster zu verlassen.
Kaum genesen, fasst er einen folgenschweren Entschluss. Er entscheidet sich für die Pilgerschaft. Von 1770 bis zu seinem Tod 1784 legt er etwa dreißigtausend Kilometer zu Fuß zurück. Er lebt unter Obdachlosen und fällt dadurch auf, dass er alles, was er unterwegs bekommt großzügig mit anderen Armen teilt.
Die letzten Jahre in Rom schläft er im Kolosseum. Seine Kennzeichen sind Großzügigkeit, eine schlichte, anziehende Frömmigkeit und seine Zurückhaltung.
Von den wenigen Aussagen ist ein Dialog zwischen Benedikt und einem Priester überliefert. Dabei fährt ihn der Theologe an: „Was weißt du Landstreicher schon von der Dreifaltigkeit?“ „Nichts“, so die entwaffnende Antwort Benedikts „aber ich bin hingerissen von ihr“.
Papst Franziskus spricht in seiner jüngsten Exhortation „Gaudete et Exsultate“ von der „Heiligkeit von nebenan“, der Heiligkeit „ derer, die in unserer Nähe wohnen und die ein Widerschein der Gegenwart Gottes sind, oder, um es anders auszudrücken, „die Mittelschicht der Heiligkeit“. Benedikt Joseph, der Obdachlose von nebenan, war sicher einer aus dieser „Mittelschicht“.