Am 11. Juli feiert die Kirche das Fest des Hl. Benedikt von Nursia, Patron Europas
Am 11. Juli feiert die Kirche das Fest des Hl. Benedikt von Nursia, Patron Europas
Warum fasziniert uns eine historisch schwer greifbare Mönchsgestalt bis heute? Benedikt von Nursia auf der Spur.
In einer dunklen, engen Höhle bei Subiaco, nördlich von Rom habe er drei Jahre völlig einsam gehaust. Einzig ein Mönch namens Romanus habe sich um den Stadtflüchtling Benedictus gekümmert. So berichtet es der Hl. Gregor der Großen in seinen “Dialogen- Über das Leben und die Wunder der italischen Heiligen“.
Dunkel und wenig ergiebig an eindeutigen Fakten bleibt bis heute auch die Forschung zum Leben des Hl. Benedikt. Einige wenige bezweifeln gar seine Historizität. Die wichtigste Quelle selbst, der erwähnte Papst Gregor nämlich, bietet uns zwar viel Erbauliches. Handfestes, historisch eindeutig Belegbares zu Person und Wirken des großen lateinischen Mönchsvaters kann auch Gregor nicht bieten.
Auch an der Benedikt zugeschriebenen Klosterregel arbeiten sich seit Jahrzehnten namhafte Forscherinnen und Forscher ab.
Nicht zuletzt die zahlreichen Klostergründungen und -reformen im Lauf der Geschichte mit ihrem je eigenen Anspruch, die „ursprüngliche benediktinische Lebensweise“ wiederherzustellen, zeigen vor allem eines:
was die benediktinische Spiritualität eigentlich ausmacht, ist nicht so ohne weiteres auf eine Formel zu bringen. Weder die populären Slogans “Bete und arbeite!”, noch der Ergänzung “”Bete, arbeite und lese!” geben darüber zufriedenstellende Auskunft.
Aber was ist es dann? Was macht die Lebensweise der Mönche bis heute so anziehend- gerade auch für Menschen, die explizit keine Berufung zum lebenslangen Mönchtum verspüren?
Ohne jeden Anspruch auf eine umfassende Auskunft, kann man vielleicht vier Kennzeichen der Benediktsregel benennen, die seine Person und seine Spiritualität so anziehend machen.
Gottsuche
Benedikt sagt zum Kriterium, ob jemand ins Kloster aufgenommen werden soll sei letztlich von einer Frage abhängig: “Suchst Du wirklich (nur) Gott?“ Er entfaltet in der Regel zwar konkret, was er darunter versteht. Aber bei allem Regelwerk und bei aller von den alten Mönchen in Ost und West übernommenen Weisheit bleibt eine sympathische Offenheit bestehen. Gott sucht jeder letztlich auf seine ganz persönliche Weise. Viele Jahrhunderte später drückt das ein Papst, der Benedikts Namen angenommen hat so aus. „Es gibt so viele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt.”
Eine Schule des Herrendienstes
Benedikt sagt gleich zu Beginn der Regel: “Wir wollen also eine Schule für den Herrendienst gründen”. Das Kloster ist keine Fabrik, keine Wohngemeinschaft, auch keine Kaserne und am allerwenigsten ein Club von Auserwählten. Benedikt bevorzugt das Bild der Schule. Auch hier gilt beides: Ordnung und Offenheit. Und beides lebenslang. Ein lebenslanger, spannender , zuweilen auch mühevoller Weg. Der Begriff „ergebnisoffen“ trifft es allerdings nicht, wenngleich Benedikt immer auch mit der Möglichkeit des Scheiterns rechnet. Denn das Ziel ist klar: „Obviam Christo Domino- Christus, dem Herrn entgegen“.
Unter der Führung des Evangeliums
Was uns heute - vielleicht mehr als die Generationen vor uns - beeindruckt, ist der durchgehende Bezug Benedikts auf die Hl. Schrift. Seine Regel durchziehen ständig assoziativ gebrauchte Zitate gleichermaßen aus dem Ersten Testament wie aus den Evangelien und den Paulusbriefen. Der originelle Umgang mit der Schrift wird schon im Prolog der Regel deutlich. Es handelt sich um eine Art Dialog zwischen Psalmen, Gleichnissen aus dem Evangelien und der Apokalypse,
„Gottsuche“ und „Herrendienst“ fasst er an einer Stelle in den schönen Satz zusammen: „Gehen wir unter der Führung des Evangeliums seine Wege, damit wir ihn schauen dürfen,der uns in sein Reich gerufen hat."
Die wahre Lebensregel ist allein das Wort Gottes. Alles andere ist nur Kommentar.
Option für die Schwachen
Besonders sympathisch macht Benedikt seine Aufmerksamkeit für die Schwachen und die Schwächen der Mönche. Ob es um die Ordnung und die Dauer des Gebetes geht, um die Essgewohnheiten, den Weingenuss oder um Brüder, die das Kloster verlassen hatten und wieder zurückkehren möchten, den Umgang mit Pilgern oder die Meinung der Jüngsten bei Beratungen: immer hat Benedikt eines im Sinn: Vorrang hat vor allem die Liebe zu den schwächsten Gliedern der Gemeinschaft. In seiner Abhandlung über den guten Eifer, den die Mönche immer haben sollten, betont er:“… Sie sollen einander in gegenseitiger Achtung zuvorkommen; ihre körperlichen und charakterlichen Schwächen sollen sie mit unerschöpflicher Geduld ertragen…keiner achte auf das eigene Wohl, sondern mehr auf das des anderen..., (RB 72)
Gott suchen, ein Leben lang danach streben ihn kennen-zu-lernen, aus dem Wort Gottes leben und die Liebe zum Nächsten, besonders zu den Schwächeren, das macht im Wesentlichen nach Benedikt von Nursia das klösterliche und damit das christliche Leben aus.
Am Ende dieses Weges steht- im Unterschied zu engen Höhle, die er dem Bericht Gregors nach in Subiaco zu Beginn seines Lebens selbst erfahren hat - eine "unaussprechliche Weite des Herzens und Freude. (Siehe Ende des Prologs)
Wen wundert es, dass seine Regel bis heute ein verlässlicher Lebensführer ist?
Wir wollen also eine Schule für den Dienst des Herrn einrichten.Bei dieser Gründung hoffen wir, nichts Hartes und nichts Schweres festzulegen.
Sollte es jedoch aus wohlüberlegtem Grund etwas strenger zugehen, um Fehler zu bessern und die Liebe zu bewahren,dann lass dich nicht sofort von Angst verwirren und fliehe nicht vom Weg des Heils; er kann am Anfang nicht anders sein als eng.
Wer aber im klösterlichen Leben fortschreitet, dem wird das Herz weit, und er läuft in unsagbarem Glück der Liebe den Weg der Gebote Gottes.
Darum wollen wir uns seiner Unterweisung niemals entziehen und in seiner Lehre im Kloster ausharren bis zum Tod. Wenn wir so in Geduld an den Leiden Christi Anteil haben, dann dürfen wir auch mit ihm sein Reich erben.
Amen.