Wilhelm Janauschek: „Wie Gott will, das ist das Beste!“
Wilhelm Janauschek: „Wie Gott will, das ist das Beste!“
Zum 95. Todestag von P. Wilhelm Janauschek, Wiener Redemptorist und Volksmissionar.
Vor genau 95 Jahren, am 30. Juni 1926, verstarb im Wiener Hartmannspital (heute: Franziskus Spital Margareten) der Redemptorist P. Wilhelm Janauschek. Sein Grab am Wiener Zentralfriedhof wurde -nicht unbedingt zur Freude der Friedhofsverwaltung- zu einer Pilgerstätte. Da von den Behörden schließlich die Befürchtung geäußert wurde, die vielen Kerzen am Grab könnten einen Brand auslösen, wurde Janauscheks Leichnam 1934 in die Redemptoristenkirche Maria am Gestade überführt, ein Großereignis im Wien der Zwischenkriegszeit. Neben zahlreichen Geistlichen und Vertretern des öffentlichen Lebens nahmen etwa 50 000 Menschen daran teil. Auch fast 100 Jahre danach ist sein Grab schräg gegenüber dem Reliquienschrein des hl. Klemens Maria Hofbauer ein häufig aufgesuchter Ort.
1934 wurde auch der Seligsprechungsprozess für Wilhelm Janauschek eingeleitet. Der diözesane Prozess wurde unter Vorsitz von Kardinal Franz König Ende der 1970er Jahre abgeschlossen. 2014 anerkannte Papst Franziskus den „heroischen Tugenden“ von Wilhelm Januschek, der wesentliche Schritt in Richtung Seligsprechung. Bislang gibt es mehr als 11.000 Berichte von Menschen, die der Fürbitte P. Janauscheks die Erhörung in persönlichen Nöten zuschreiben.
Ein echter Wiener
Wilhelm Janauschek wurde am 19. Oktober 1859 als achtes Kind seiner aus Mähren eingewanderten Eltern in der Spiegelgasse geboren. Seine gesamte Kindheit und Jugend verbrachte er im „Schatten des Stephansdoms“. Getauft in St. Augustin, besuchte er die Volksschule am Stephansplatz, empfing in St. Stephan Erstkommunion und Firmung, war Ministrant in der Kapuzinerkirche und besuchte das Schottengymnasium. Zwei seiner Schwestern wurden Ordensfrauen, ein Bruder Kapuziner und ein weiterer Benediktiner in Stift Göttweig. Von der frommen, familiären Umgebung geprägt, trat er 1876 in die Kongregation der Redemptoristen ein und wurde 1882 zum Priester geweiht.
Sein seelsorgliches Wirken als Beichtvater, Prediger von Volksmissionen und in verschiedenen Leitungsfunktionen innerhalb seiner Gemeinschaft führte ihn an unterschiedliche Orte. Der vielleicht außergewöhnlichste Einsatz in seiner Biographie ist eine mehrwöchige Volksmission unter deutschsprachigen Katholiken in Odessa. Von besonderes nachhaltiger Wirkung blieb aber sein seelsorgliche Tätigkeit in Wien. So war er viele Jahre mit Unterbrechungen sowohl in Maria am Gestade, als auch an der Niederlassung der Redemptoristen in Hernals tätig. Er war gesuchter geistlicher Berater, Beichtvater und Exerzitienleiter.
Humorvoll und immer liebenswürdig
Janauschek blieb bei all seiner persönlichen Askese und seinem bemerkenswerten seelsorglichen Eifer ein echter Wiener. Aus seinen Briefen geht immer wieder hervor, wie sehr er an seiner Heimatstadt hing. Sein „Wiener Schmäh“ kam bei seinen Mitbrüdern nicht immer gut an. Was ihn auszeichnete, war seine, für einen echten Wiener nicht unbedingt selbstverständliche, außergewöhnliche Liebenswürdigkeit und Güte gegenüber seinen Mitmenschen. Vermutlich ist das auch das Geheimnis der weit über den Tod hinausreichenden Verehrung, die ihm entgegengebracht wurde und wird.
Viele Aspekte seiner persönlichen Frömmigkeit sind uns heute nicht mehr ohne weiteres zugänglich. Seine natürliche, wohlwollende Art aber, mit Gott und den Menschen umzugehen, bleibt eine immer aktuelle Inspiration.
Ob er jemals in das Verzeichnis der Seligen und Heiligen der Kirche aufgenommen wird? Er wäre damit immerhin der erste gebürtige Wiener unter den Heiligen. P. Janauschek würde dazu vermutlich die Achsel zucken und es schließlich genauso kommentieren, wie er es zu jedem freudigen und weniger freudigen Anlass getan hat: „Wie Gott will, das ist das Beste!“