Pfarrer Boleslaw Krawcyk mit Papst Johannes Paul II.
Pfarrer Boleslaw Krawcyk mit Papst Johannes Paul II.
Boleslaw Krawczyk, geboren in Pommern in Polen und seit 17 Jahren in Österreich, ist Pfarrer des Pfarrverbandes St. Leopold und Josef im zweiten Bezirk in Wien. Von 1979 bis 1997 war er Zeremoniär von Johannes Paul II.
Pfarrer Krawczyk, wie kam es dazu, dass Sie zum Zeremoniär von Papst Johannes Paul II wurden?
Als 18-jähriger bin ich nach der Matura in meiner Heimatstadt Neustettin in die Gemeinschaft der Pallotiner eingetreten und habe mein Studium bei der Gemeinschaft und auf der Theologie in Warschau absolviert.
Am 20. Mai 1976 wurde ich dann zum Priester geweiht. Danach habe ich ein kurzes Praktikum als Kaplan gemacht und auf einmal hieß es, ich solle zum Studium entweder nach Wien oder nach Rom gehen. Schlussendlich kam ich nach Rom und begann dort mein Studium.
Nach einem Jahr, 1978, starb Papst Paul VI. Nach dem Tod Johannes Pauls I und der Wahl von Johannes Paul II, die ich am Petersplatz miterlebte, wurde alles ganz anders: Im Staatssekretariat wurden Leute gesucht, die polnisch können. Ich hatte Glück und fing an, in der Gottesdienstkongregation und im päpstlichen Zeremonienbüro zu arbeiten. Bei der ersten Auslandsreise des Papstes nach Polen war ich dabei – ich wurde quasi vom Zeremonienbüro „ausgeborgt“. Ich war auch 1988 in Österreich, dann in Tschechien und im Baltikum. Bei 10 Prozent der Auslandsreisen des Papstes war ich dabei. Auschlaggebend waren dabei meine Polnischkenntnisse.
Wie war es denn, mit dem Papst zu reisen?
Im Vorfeld wurde mit den Diözesen vor Ort Kontakt aufgenommen, Liturgien wurden besprochen und vorbereitet und wenn alles abgeschlossen war, ist man hingefahren, um die letzten Dinge abzuschließen. Das war immer sehr spannend, auch die Ortskirchen kennenzulernen. 1988 in Österreich zum Beispiel war ich alleiniger Zeremonienmeister.
Und wir war Ihr Kontakt zum Papst?
Manchmal haben wir zusammen mit dem Papst gespeist, aber der meiste Kontakt war eigentlich während der Heiligen Messe. Im Vatikan hat er uns vor jeder Messe alle begrüßt, nach der Messe hat er sich verabschiedet und ein Wort zur Messe gesagt, zum Beispiel „Warum gab es heute keine Fürbitte in slawischer Sprache?“.
Seinen Namenstag feierten wir oft gemeinsam - Geburtstage feierte nie. Eine schöne Erinnerung ist auch das Singen von polnischen Weihnachtsliedern, da gab es mehr Zeit sich zu unterhalten.
Bei einer Namenstagsfeier des Papstes hat einmal ein alter Prälat einen Witz erzählt, den alle schon kannten. In der Mitte des Abendessens erzählte er den selben Witz noch einmal. Als er am Ende des Abends ansetzte, den Witz ein drittes Mal zu erzählen, hat der Papst so sehr gelacht, er konnte sich kaum halten. So sehr lachen hatte ich ihn zuvor noch nie gesehen.
Ich kann über Papst Johannes Paul II sagen, dass er ein Mensch war wie wir alle anderen auch. Nur eben mit einem besonderen „Draht nach oben“. Aber der bleibt ein Geheimnis.
Wie sehen Sie das "öffentliche Sterben" von Johannes Paul II, er hat sich ja auch im hohen Alter und krankheitsgebeugt nicht versteckt, sondern ist immer noch in die Öffentlichkeit gegangen?
Als ich Rom verließ, war seine Situation schon recht kritisch. Ich hatte ja auch das Attentat auf ihn miterlebt. Das hatte ihn nicht nur körperlich sehr mitgenommen. Schon bevor ich nach Österreich kam, erinnere ich mich an viele Krankenhausaufenthalte, auch bedingt durch seine Viruserkrankung. Bezüglich seiner öffentlichen Auftritte, als er schon sehr schwach war: Ich dachte mir, er ist doch auch Vater, und einen Vater lässt man ja auch in der Familie alt werden.
Was sagen Sie zur Heiligsprechung?
Oft passiert es auch in Familien, dass man sagt: „Das war eine heilige Frau oder ein heiliger Mann“. Ich glaube nach dem Tod von Johannes Paul II hat niemand von denen, die ihn gekannt hatten, daran gezweifelt, dass er heilig ist. Wer mit ihm in Berührung gekommen war, hat das erlebt.
Das hat man schon an seinem Blick gemerkt. Manchmal hat man sich schon die Frage gestellt, ob er mehr über einen weiß als man selbst. Beinahe hatte man das Gefühl, dass er einem bis in die Tiefen einer Seele schauen konnte, so eindringlich war sein Blick.
Sie gedenken mit einer Veranstaltung am Sonntag beider Päpste, warum?
Ich wollte schon ein Zeichen setzen. Bei der Seligsprechung hatten wir in der Pfarre ein public viewing. Diesmal wollten wir etwas anderes machen, vor allem weil auch noch Johannes XXIII heilig gesprochen wird. Wir wollen damit ein Zeichen setzen und auch den Jungen, die ihn vielleicht nichtso kannten zeigen, welche Wirkung diese beiden Päpste hatten und nach wie vor haben.