Ein Teil der Reliquien des Heiligen Petrus Canisius ist aus der Grabstätte des Kirchenlehrers in der Kirche St. Michel in Fribourg genommen und in einen neuen Reliquienschrein eingesetzt worden.
Ein Teil der Reliquien des Heiligen Petrus Canisius ist aus der Grabstätte des Kirchenlehrers in der Kirche St. Michel in Fribourg genommen und in einen neuen Reliquienschrein eingesetzt worden.
Innsbrucker Bischof würdigt Petrus Canisius bei Überführung von dessen Armreliquien in die Kathedrale von Fribourg als "wichtigste Persönlichkeit der katholischen Reform in Zentraleuropa".
Als Auftrag Gottes an den Jesuitenorden sieht es Bischof Hermann Glettler, eine "neue Radikalität" für die Mission zu entwickeln: Statt sich in ein geschütztes binnenkirchliches Milieu zurückzuziehen, sei der Einsatzort der Gesellschaft Jesu "an den nervösen Umschlagplätzen gesellschaftlichen Lebens", sagte der Innsbrucker Bischof am Montag, 26. April 2021, im Dom des schweizerischen Fribourg. Glettler predigte beim Festgottesdienst anlässlich der Übertragung der Reliquien des vor 500 Jahren geborenen Jesuitenheiligen Petrus Canisius sowie anlässlich der Gründung der zentraleuropäischen Jesuitenprovinz.
Unter den Jesuiten hätten in allen Zeiten "Brüder und Patres über das Erwartbare hinaus ein Plus an geistlicher Würze und Salzkraft, an geistlicher Leidenschaft, Mut, Verfügbarkeit und Bereitschaft zur missionarischen Hingabe" in sich getragen, sagte Glettler. Eine besondere Stellung komme dabei Petrus Canisius zu: Der Innsbrucker Diözesanpatron sei die "wichtigste Persönlichkeit der katholischen Reform in Zentraleuropa" sowie ein "unermüdlicher, streitbarer, sich selbst nicht schonender Volksmissionar" gewesen, inmitten eines von Religionskriegen und anderen Katastrophen gekennzeichneten Jahrhunderts.
Mit seinem Katechismus habe Canisius zudem ein neues Genre der Glaubensvermittlung geschaffen, das in fast allen Volkssprachen unzählige Auflagen erfuhr und sich bis weit ins 20. Jahrhundert bewährte, unterstrich Glettler. Ein solcher "Katechismus der Fragen, die überraschen und neue Horizonte öffnen" sei auch heute vonnöten: In einer Zeit von ideologischen Polarisierungen sei für die Kirche das Eingeständnis des Nicht-Wissens und ein "geschwisterlicher Umgang mit den Fragenden" wichtig, um selbst "hörfähiger und sensibler für den Willen Gottes" zu werden, sagte der Bischof.
Vor Beginn der Festmesse war das Armreliquiar des Heiligen mit einem Leichenwagen von der Fribourger Universitätskirche bis zum Portal jener Kathedrale transportiert worden, in der er selbst die letzten 17 Jahre seines Lebens gepredigt und nahe der er das Kolleg St. Michael gegründet hatte. Der Reliquienschrein wurde anschließend in feierlicher Prozession und unter Glocken- und Orgelklang durch das Kirchenschiff getragen. Auch sterbliche Überreste von Nikolaus von Myra und des Schweizer Nationalheiligen Klaus von der Flüe sind in der Domkirche bestattet.
Hauptzelebrant der Festmesse war Erzbischof Ivan Jurkovic, Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen. Neben Glettler feierten auch der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Bischof Felix Gmür, der Benediktinerabt von Mariastern, Peter von Sury, zahlreiche weitere hohe Geistliche sowie Vertreter des Jesuitenordens mit. Zudem nahmen auch Staatsrats-Präsident Jean-Francois Steiert und Vertreter der Stadt Fribourg teil und bekräftigten die Bedeutung von Petrus Canisius und seines Wirkens für die Region.
Bewusst war der Gottesdienst am Vorabend des kirchlichen Gedenktages von Petrus Canisius (27. April) angesetzt, an welchem der Jesuitenorden seine bisherigen Ordensprovinzen in den deutschsprachigen und weiteren europäischen Ländern zusammenführt und eine gemeinsame Provinz Zentraleuropa gründet. Die neue Verwaltungseinheit umfasst 36 Standorte in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Litauen, Lettland und Schweden mit insgesamt 442 Mitbrüdern. Provinzial für die nächsten sechs Jahre wird P. Bernhard Bürgler (61), bislang Leiter der österreichischen Jesuiten-Provinz; Sitz der Provinz Zentraleuropa ist München.
Die Jesuiten ("Gesellschaft Jesu") wurden 1540 durch Ignatius von Loyola (1491-1556) gegründet. Sie sind unter anderem in Schulen und Universitäten, in der Pfarrseelsorge, bei Exerzitien (geistlichen Übungen) und Angeboten der Glaubensorientierung, über den Jesuiten-Flüchtlingsdienst JRS in der Arbeit für Geflüchtete sowie über die Jesuitenmission in der internationalen Kooperation weltweit und im interreligiösen Dialog aktiv. Auch Papst Franziskus ist Mitglied des Ordens, der mit insgesamt rund 16.000 Brüdern und Priestern zahlenmäßig der größte der katholischen Kirche ist.