Kontemplation kann eine sehr sinnenfrohe Übung sein: Tipp der Woche von Karl-Heinz Steinmetz für eine "Spiritualität für Leib und Seele".
Wer das Wort Kontemplation hört, der denkt meist an gegenstandslose Meditation: Stilles Sitzen, Bewusstseinsleere, nichts Denken. Nun ist es richtig, dass ein solches stilles Sitzen kontemplativer Vollzug ist.
Eine um das Jahr 1300 in Südfrankreich entstandene franziskanische Schrift mit dem schönen Titel "Stufen der göttlichen Liebe" (Scala divini amoris) stellt hingegen eine ganz andere Form der Kontemplation vor. Sie rät den Betenden, mit den Sinnen Sinn zu erfahren!
Folgt man der Anweisung der franziskanischen Handschrift, so kann Kontemplation eine sehr sinnenfrohe Übung sein: Die fünf Sinne des Menschen führen in den "Palast der göttlichen Liebe", denn wer die Schöpfung verkostet, der erfährt Freude; wer sie berührt, der erfährt Vertrautheit; wer sie riecht, der fühlt sich vitalisiert; wer sie erhorcht, der gerät durch den Klang in innere Bewegung; und wer sie schaut, der gewinnt Gewissheit. Diese spirituelle Übung – über 700 Jahre alt – ist auch heute tragfähig: Sinnlichkeit muss kein Hindernis der Kontemplation sein, sondern kann ein Weg sein, um Gott neu zu entdecken!
Der "Leib und Seele"-Tipp der Woche wurde zur Verfügung gestellt von Karl-Heinz Steinmetz. Mehr über die Schätze des christlichen Lebens- und Gesundheitswissens auf www.arcanime.at.
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