Der Gebetstext variiert; er reicht vom schlichten JESUS bis hin zu HERR JESUS CHRISTUS.
Der Gebetstext variiert; er reicht vom schlichten JESUS bis hin zu HERR JESUS CHRISTUS.
Spiritualität für Leib und Seele: Eine Konzentrationsübung aus der Zeit der ersten Christen.
Das Herzens- oder Jesusgebet ist ein in allen christlichen Konfessionen verbreitetes Gebet, bei dem der Name JESUS beständig angerufen wird. Gewöhnlich wird das Jesusgebet mit Hilfe einer Gebetsschnur bzw. eines Rosenkranzes vollzogen. Die geschlossene Schnur ist weniger eine Zählhilfe als vielmehr ein Konzentrationsmittel sowie ein Hinweis auf das unablässige Gebet, in das sich schon die ersten Christen einübten: "Betet ohne Unterlass!" sagt der Apostel Paulus (1 Thess 5,17).
Der Gebetstext variiert; er reicht vom schlichten JESUS bis hin zu HERR JESUS CHRISTUS. An die Namensanrufung kann auch eine Erbarmenssbitte angehängt werden: HERR JESUS CHRISTUS, ERBARME DICH MEINER. Die Einübung des Jesusgebetes orientiert sich an drei Teilmomenten: der häufigen mündlichen Rezitation; dem innerlichen Vollzug und dem Einsinken des Gebets ins Herz.
Der ungeschriebenen Tradition nach gehen Stoßgebete und die Anrufung des Namen Jesus auf die Zeit der ersten Christen zurück. Eine erste Blüte erlangte das Herzensgebet zur Zeit des frühen Eremiten- und Mönchtums in Ägypten, Palästina, Syrien und Griechenland. Die zweite große Phase des Jesusgebetes bildete das Mittelalter: In der griechischen Kirche entwickelte sich der Berg Athos im 12. Jahrhundert zum bis heute unbestrittenen Zentrum des Herzensgebets. In der lateinischen Kirche waren es hingegen Anselm von Canterbury und Bernhard von Clairvaux, welche die Grundlagen dieser Gebetstradition festschrieben.
Im Spätmittelalter findet man diese Gebetsform dann in Orden wie den Kartäusern, Franziskanern, Dominikanern (besonders Frauenklöstern), bei Eremiten und vor allem bei den Laienkreisen der spätmittelalterlichen Städte. Während spätestens mit der Aufklärung das Herzensgebet in Europa immer mehr ins Hintertreffen geriet, begann in Russland seit dem 16. Jh. eine große Blütezeit, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts auch auf die lateinische Kirche ausstrahlte.
Heute hat das Jesusgebet in allen christlichen Konfessionen Anhänger, so dass man von einem ökumenischen Gebet sprechen darf.
Der "Leib und Seele"-Tipp der Woche wurde zur Verfügung gestellt von Karl-Heinz Steinmetz. Mehr über die Schätze des christlichen Lebens- und Gesundheitswissens auf www.arcanime.at.
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1. Mündliches Gebet
In aufrechter Sitzposition, kniend oder im Stehen wird die Gebetsformel halblaut bis leise gesprochen und mit den Lippen geformt. Dieses bewusste häufige Sprechen des Gebets dient der festen Verankerung des Gebetsvollzuges. Man kann zunächst mit einer 5–10 minütigen Rezitation pro Tag beginnen, um dann die Übung langsam auszudehnen.
2. Inneres Gebet
Im zweiten Schritt wird das Gebet zum inneren Gebet: Man legt die innerlich vollzogene, stille Namensanrufung behutsam in den Atem – etwa den Namen HERR JESUS CHRISTUS in den Ein-Atem und das ERBARME DICH MEINER in den Aus-a, oder eine andere passende Verteilung, die man mit einem geistlichen Begleiter herausfinden kann. Mit Hilfe des Atems kann nun die Anrufung ins Herz "eingeführt" werden.
3. Herzensgebet
In einem dritten Schritt sinkt das Gebet immer tiefer in Atem und Herz – nicht durch eigene Leistung oder Technik sondern durch die Gnade des Heiligen Geistes. Es verwurzelt sich so im Inneren, dass es mit jedem Atemzug und Herzschlag gleichsam von alleine geschieht.