"Die meisten Laster sind Tugenden, die sich nicht voll entfalten" (Marguerite Duras)
"Die meisten Laster sind Tugenden, die sich nicht voll entfalten" (Marguerite Duras)
Spiritualität für Leib und Seele: Der Tipp der Woche von Karl-Heinz Steinmetz.
Die Mönche und Nonnen des Mittelalters haben das Verhalten von Mensch und Tier – wie etwa den Maulwurf – gut beobachtet und eine spirituelle Psychologie entwickelt. Erläutert wurde das anhand der Lehre von den sieben Seelentieren: Sieben schlechte Gewohnheiten und Süchte fesseln den Menschen, gleichzeitig verhindern die sieben guten Kräfte. Die Fehlhaltungen haben auch psychosomatische Folgen. Heilung an Leib und Seele ist gefragt.
Beschäftigen Sie sich zuerst mit den Fehlhaltungen, und entdecken Sie, dass das darin schon ein Aspekt des gelungen Lebens liegt!
Der Maulwurf ist ein erstaunliches Tier: Er verbringt den Großteil seines Lebens in einem unterirdischen, selbstgegrabenen Gangsystem. Der Maulwurf macht keinen Winterschlaf. Um nicht zu verhungern, muss er täglich essen. Dafür lagert er große Vorräte in unterirdischen Kammern. Die Lebensweise des Maulwurfs hat die Fantasie der mittelalterlichen Nonnen und Mönche beschäftigt: Ein kleines Tier, das im Untergrund riesige Schätze anhäuft. In negativer Auslegung konnte man darin die menschliche Fehlhaltung der Habsucht symbolisiert sehen.
Auch der Mensch ist wie der Maulwurf: Ein Sammler. Wenn das Anhäufen von Gütern zum Selbstläufer wird, hat man aber bald nur noch seine Gier zum Freund. Die Psychosomatik der Habsucht ist besonders interessant: Wer immer rafft und nicht mehr loslassen kann, bei dem kann sich die Habsucht auch in Form von Verstopfung, Verspannung und Atembeschwerden leibhaftig zeigen. Das bedeutet freilich nicht im Umkehrschluss, dass jede Verstopfung auf die Fehlhaltung der Habsucht zurückzuführen ist!
Die Habsucht blockiert eine positive Energie: Das Sammeln von Vorräten ist ja nicht schlechterdings falsch. Man muss sich aber fragen, wofür werden die Vorräte gesammelt? Ressourcen sind nicht dazu da, in unterirdischen Kammern zu lagern, sondern müssen re-investiert werden. Auch der Maulwurf hortet die Vorräte nicht dauerhaft. Er setzt sie sinnvoll wieder ein: Mit der Energie, die er aus seinen Nahrungsvorräten zieht, kann das Tier bis zu sieben Meter Gang in einer Stunde graben. Das ist auch die Zielvorgabe für den Menschen: Ressourcen sinnvoll wieder einsetzen, investieren!
Noch etwas: Ein Mensch mit einem gewissen Reichtum hat automatisch eine soziale Verpflichtung! Davon waren die christlichen Mönchen und Nonnen überzeugt. Ein Reicher soll durch absichtsloses Schenken, andere an seinem Reichtum teilhaben lassen. Er soll sich für jene, die der Hilfe bedürfen, engagieren!
Der "Leib und Seele"-Tipp der Woche wurde zur Verfügung gestellt von Karl-Heinz Steinmetz. Mehr über die Schätze des christlichen Lebens- und Gesundheitswissens auf www.arcanime.at.
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