Oder: Wie man zu spiritueller Reife gelangt. Tipp der Woche von Karl-Heinz Steinmetz für "Spiritualität für Leib und Seele".
Der Karmelit Johannes vom Kreuz (1542-1491) hat in seinem Buch "Dunkle Nacht" einen Abschnitt verfasst, in dem er Kinderkrankheiten des spirituellen Lebens aufs Korn nimmt: Weil Gott immer schon weiß, dass wir Menschen im geistlichen Leben zunächst wie Babys sind, die zum Wachstum der süßen Milch bedürfen, gewährt er am Anfang des geistlichen Weges nahrhafte spirituelle Erfahrungen: In der Mediation stellt sich ein Gefühl der Ruhe und des Friedens ein, wir empfinden tiefe Freude und Glück, innere Lebendigkeit...
Nach ein paar Jahren als "Säuglinge" des geistlichen Lebens werden wir dann freilich "abgestillt": Die Brust versiegt, wir bekommen Schuhe angezogen, werden auf unsere eigenen Füße gestellt. Wir sollen das eigenständige Essen und Gehen lernen! Hier nun lauert eine spirituelle Kinderkrankheit auf den Beter: Nicht wenigen sind der "spirituellen Schlemmsucht" verfallen und wollen keinesfalls ohne die süßen Brüste der Spiritualität leben.
Sie nehmen Zuflucht zu handfesten spirituellen Methoden: forcierte Atemtechnik, ausufernde Bildmeditation, emotional-enthusiastisch Einfühlung... alles nur um sich selbst geistlichen Genuss zu verschaffen. Sie merken dabei nicht, wie sie eben durch diese "geistlichen Tricks" in der spirituellen Infantilität stecken bleiben und sich um spirituelle Reife betrügen: Aber - so ist der Mönch Johannes vom Kreuz überzeugt - gerade die treue Meditation in Trockenheit und dunkler Nacht wäre der Weg zur spirituellen Reife.
Der "Leib und Seele"-Tipp der Woche wurde zur Verfügung gestellt von Karl-Heinz Steinmetz. Mehr über die Schätze des christlichen Lebens- und Gesundheitswissens auf www.arcanime.at.
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