„Wir Menschen sind Teil der Schöpfung. Und in dieser Schöpfung hat alles einen Bezug zueinander.“
„Wir Menschen sind Teil der Schöpfung. Und in dieser Schöpfung hat alles einen Bezug zueinander.“
Mit der Frage, ob Kräuter wirklich etwas bewirken können, ist Kräuterpfarrer Benedikt oft konfrontiert. Für ihn gibt es keine Wunderkräuter, aber Kräuter, die den Körper animieren.
Über das Erben machen sich nicht nur die Politiker im Hinblick auf einen steuerlichen Gewinn Gedanken, sondern es beschäftigt leider auch die Rechtswissenschaft. Fernab derartiger Vorgänge darf ich stolz auf meinen Mitbruder zurückblicken, der mich einst an seine Seite holte, um ihn in der Seelsorge der kleinen Pfarre Harth zu unterstützen.
So lernte ich das große Werk kennen, das Hermann Josef Weidinger mit seinem Vorstand und seinen Mitarbeitern im Verein Freunde der Heilkräuter seit 1980 aufbaute. Ihm ging es immer darum, in erster Linie den Menschen zu helfen, denen irgend ein Leid an Leib oder Seele das Herz schwer machte. Er verstand sich als Wegweiser hin zu den Pflanzen, die oft unbeachtet am Wegrand stehen, die jedoch der Schöpfer bewusst vor die Füße der Menschen wachsen ließ, damit sie besser mit dem, was der Allmächtige ihnen zumutet, zurecht kommen könnten.
Die heilige Hildegard von Bingen spricht in ihren Werken immer wieder von der Grünkraft, die letztendlich als die Energie des Heiligen Geistes in den heilsamen Gewächsen steckt.
In einer bewusst persönlichen Beziehung zu jedem einzelnen Kraut konnte Kräuterpfarrer Weidinger die ihnen innewohnenden Effekte erspüren und in oftmals hilfreicher Weise weiterreichen. Und so hat er auch in mir ein Feuer der Begeisterung entzündet, das mich antreibt, den kleinen und großen Wundern der Natur nachzugehen und davon möglichst vielen zu berichten. Daraus darf ebenso eine praktische Hilfestellung hervorgehen, die nahtlos an die Tradition der Naturheilkunde anschließt, die nicht nur Weidinger dankbar erkannte und zur Anwendung brachte.
In der Kirche haben wir so gesehen eine ganze Liste von Ahnen, denen die grüne Natur ein Fingerzeig des göttlichen Arztes war. Dieses Erbe ist so groß, dass man sich nicht darum zu streiten braucht. Vielmehr dürfen wir zusammen am Ball bleiben, wenn es heißt, dem Leib und der Seele mithilfe des pflanzlichen Geschenkkorbes Gottes etwas Gutes zukommen zu lassen. So bin ich froh, seit 2011 ebenfalls als Kräuterpfarrer eine spezielle Form der Seelsorge anbieten zu dürfen.
Weitere Tipps von Kräuterpfarrer Benedikt unter www.kraeuterpfarrer.at
Kräuter haben eine Auswirkung auf unsere Existenz. Davon ist der Prämonstratenser-Chorherr und Kräuterpfarrer Benedikt Felsinger überzeugt: „Mein Job ist es, Botschafter zwischen den Pflanzen und den Menschen zu sein. Damit sie im Dialog bleiben.“
Jeder Mensch hat für Herrn Benedikt die Anlage, die Wirkung von Kräutern in seinem Leben zu entdecken: „Das ist wie bei der Musik: Jeder Mensch hat die Anlage, sich musikalisch zum Ausdruck zu bringen. Viele trauen es sich nur nicht und glauben nicht an ihre Fähigkeiten.“
Der Kräuterpfarrer versteht sich als Entschlüssler. Er will Fähigkeiten im Menschen fördern, mit denen sie einen Bezug zu Kräutern herstellen können: „So skurril das vielleicht für manche klingt: Wir können viel von Kräutern lernen.“ Viele Wildkräuter wachsen auf schlechten Böden und kommen zurecht. Sie können nicht ihren Standort wechseln und machen deshalb das Beste aus ihrer Situation, beschreibt Kräuterpfarrer Benedikt die „faszinierenden Vorgänge in der Natur“.
Oft sind Pflanzen wirkliche Lebenskünstler, bei denen auch Menschen etwas ablesen können. Herr Benedikt vergleicht das mit Behandlungsmethoden von suchtkranken Menschen: Eine Selbsthilfegruppe kann hier sehr heilsam sein, weil Menschen in einem geschützten Rahmen über ihre Sucht reden können. Sie suchen nach Möglichkeiten, mit ihrer Situationen umzugehen. Pflanzen an schlechten Standorten suchen auf ähnliche Weise nach Lösungen: „Sind sie zum Beispiel an sehr trockenen Orten, entwickeln sie besonders tiefe Wurzeln, um genug Nährstoffe aus dem Boden zu beziehen.“
Die Wirkung von Kräutern hat für den Prämonstratenser stark mit ihrem Vorkommen und ihren „Lebensumständen“ zu tun.
Sämtliche Wegerich-Arten wachsen an schottrigen Wegen mit ganz schlechten Böden: „Der Wegerich wächst dort, wo drübergefahren wird. Er wird buchstäblich übergangen.“ Viele nervliche und seelische Krankheiten entstehen beim Menschen, wenn er übergangen wird oder über ihn drübergefahren wird, sagt der Kräuterpfarrer: „Der Wegerich wächst aber trotzdem weiter und er hilft Menschen dann tatsächlich in Situationen, die auch ihm tagtäglich zu schaffen machen: Das Kraut ist gut für die Atemwege und wirkt nervenstärkend.“
Herr Benedikt betont in seinem Wirken einen ganzheitlichen Ansatz: „Es gibt in dieser Welt kein Leben, das nicht einen anderen Teil des Lebens zum Leben brauchen würde.“ Kräuter können viele Prozesse im Menschen unterstützen, sie machen heil, so Felsinger.
Mit der Wirkung einer Tablette sind Heilkräuter aber nicht zu vergleichen: „Zum Glück heißen sie ja auch nicht Gesundheitskräuter, sondern Heilkräuter. Ein Mensch kann heil sein, auch wenn er sehr krank, also nicht gesund ist.“ Heil ist der Mensch für Herrn Benedikt dann, wenn er sich seiner Situation stellt und sie annimmt. Dabei können Kräuter helfen.
Wichtig ist dem Kräuterpfarrer, dass er kein Wunderheiler oder Hexer ist: „Ich glaube, dass Kräuter sehr viel bewirken können, aber Wunderkräuter gibt es nicht.“ Kräuter können vor allem den Körper animieren, eine Widerstandskraft gegen bestimmte Krankheiten zu entwickeln. Das möchte Herr Benedikt als Kräuterpfarrer vermitteln und auch den Bezug zum christlichen Glauben herstellen: „Wir Menschen sind Teil der Schöpfung. Und in dieser Schöpfung hat alles einen Bezug zueinander.“ Humbug ist die Beschäftigung mit Kräutern aus seiner Sicht keiner.
Es geht um ein ganzheitliches Wahrnehmen des Menschen. Und das Vertrauen in die Beziehung aller Teile der Schöpfung zueinander.
Zur Person
Kräuterpfarrer Benedikt Felsinger ist Chorherr im Prämonstratenser-Stift Geras
im Waldviertel. Reinhold, 1965 in Horn geboren, wuchs in Drosendorf als Lehrer-kind auf, besuchte das Gymnasium in Hollabrunn, trat nach der Matura 1984 in das Prämonstratenser-Chorherrenstift Geras ein und erhielt den Ordensnamen Benedikt.
Nach Studienjahren in Wien und Heiligenkreuz wurde er 1993 zum Priester geweiht und wirkte danach als Kaplan in Harth. Somit wurde ich enger Mitarbeiter von Kräuterpfarrer Hermann-Josef Weidinger.
Von 1999 bis 2013 war Herr Benedikt Prior des Stifts Geras, bevor er nach dem Tod Hermann-Josef Weidingers ihn als Kräuterpfarrer und Seelsorger der Pfarre Harth beerbte.
„Wir Menschen schaffen das: wir ziehen die Erde aus dem Dreck.“ Diesen Ansatz von Umweltschutzbewegungen sieht Benedikt Felsinger kritisch. Er will die Beziehung zwischen Pflanzen und Menschen in den Mittelpunkt rücken und diese Beziehung auf die Beine des christlichen Glaubens stellen: „Schon das Wort Schöpfung ist ein Glaubensbekenntnis.
Wir dürfen uns von der Natur etwas zeigen lassen. Wenn wir selbst von Gott geschaffen sind und auch alle Pflanzen und anderen Lebewesen, müssen wir neu ins Bewusstsein holen, wie sich der Mensch gegenüber der Natur gerecht verhalten kann.“
Für den Kräuterpfarrer ist es eine „Zumutung an den Menschen“, dass er aus christlicher Sicht das Ziel der ganzen Schöpfung ist. Wenn er auch Ziel ist, muss gleichzeitig klar sein, dass jede kleinste Pflanze auch ein Lebewesen ist und eine Botschaft für den Menschen hat, sagt Felsinger: „Wenn ich zuerst die Beziehung zu einer Pflanze in den Mittelpunkt stelle, und nicht die Frage, wozu das Kraut gut ist, bin ich auf einem richtigen Weg.“
Begegnet der Mensch der Natur mit Dankbarkeit gegenüber dem Schöpfer, bekommt sie einen heilenden Effekt für den Menschen.
Kräuter signalisieren dem Menschen Sympathie des Schöpfers, der den Menschen eine geheimnisvolle Welt geschenkt hat, beschreibt Herr Benedikt den engen Zusammenhang zwischen Spiritualität und Pflanzen: „Kräuter sind ein ganz großes Geschenk des Himmels.
Sie sind uns nicht zufällig in den Schoß oder – besser gesagt – vor die Füße gefallen.“ Von einer solchen Sichtweise kann der Mensch profitieren. Der Leib wie auch die Seele.
Teil 1: Eine heilvolle Erbschaft - Wegerich
Teil 2: Ohne Stress durch den Alltag - Wegwarte
Teil 3: Schlafen leicht gemacht - Baldrian, Hopfen, Steinklee,
Teil 4: Der Migräne den Kampf angesagt: Kamille
Teil 5: Gemeinsam gegen Schädlinge: Steinklee, Kamille, Kresse, Lavendel, Schafgarbe
Teil 6: Frisch durch den Sommer: Zitronenmelisse,
Teil 7: Ohne Gifte neu durchstarten: Löwenzahn, Schnittlauch, Brennessel, Ringelblume
Teil 8: Der Favorit für's Herz: Weißdorn, Rose
Teil 9: Durchatmen und genießen: Thymian, Quendel
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