Ein Schlüssel zum Glücklichsein ist, sich der täglichen Glücksmomente im Alltag bewusst zu werden, sie auszukosten und dankbar für sie zu sein. Das löst etwas aus, das viel nachhaltiger ist als irgendwelche großen Momente.
Ein Schlüssel zum Glücklichsein ist, sich der täglichen Glücksmomente im Alltag bewusst zu werden, sie auszukosten und dankbar für sie zu sein. Das löst etwas aus, das viel nachhaltiger ist als irgendwelche großen Momente.
Das Glück ist kein Zufall, kein Vogerl, das uns zufliegt und sich wieder davon macht. Es ist auch nicht aus unseren Sternstunden geschmiedet, kann nicht mit Geld erkauft oder am Erfolg gemessen werden. Glück ist eine Geisteshaltung, und die kann jede/r lernen.
Wir ÖsterreicherInnen sind eigentlich sehr glücklich. Zumindest legt das der kürzlich erschienene „World Happiness Report“ nahe. Dabei wird untersucht, wie glücklich die Menschen in den verschiedenen Länder der Erde sind.
Am glücklichsten sind demnach die Finnen, gefolgt von Norwegern und Dänen. Österreich rangiert auf dem 12. Platz – bei insgesamt 156 Ländern (Schlusslicht ist Burundi) ein hervorragendes Ergebnis.
Sind wir wirklich so glücklich? Oder jagen wir dem Glück noch hinterher? Für alle auf der Suche nach dem Glücksrezept gibt es gute Nachrichten: Glücklichsein kann man lernen. Der Wahlwiener Christoph Schnedlitz weiß, wie das geht.
Christoph Schnedlitz war schon mit 27 Jahren am Ziel seiner Träume. Für ein internationales Unternehmen ging er nach Indien, baute dort eine Fabrik auf und führte viele Mitarbeiter. Das alles hatte er sich immer gewünscht. Aber statt des erwarteten Hochgefühls machte sich in ihm eine unheimliche Leere breit.
Er flog nach Österreich und wollte bei einer Wanderung darüber nachdenken, was er tun sollte. In den Bergen geriet er in ein Unwetter, zwei Stunden tobte es direkt über ihm. „Ich hatte das Gefühl, ich muss sterben“, sagt der Steirer.
In dieser Todesangst stieg in ihm keine Dankbarkeit für das auf, was er erreicht hatte, sondern ein Schmerz über alles, was er nicht getan hatte, darüber, dass er Menschen zu wenig Zeit geschenkt und ihnen nicht gesagt hatte, was sie ihm bedeuteten.
Nachdem er das Unwetter wider Erwarten überlebt hatte, machte er sich auf die Suche nach dem Glück – und zwar ganz wissenschaftlich. Er gründete die Glücks-App „HiMoment“, arbeitet heute mehr als je zuvor für weniger Geld als jemals und ist so glücklich wie noch nie. Was kann er uns über das Glück verraten?
Was bedeutet Glück für Sie?
Glück ist ein Muskel, den man trainieren kann, eine Geisteshaltung, mit der wir der Welt begegnen, mutig in die Zukunft schauen und die Herausforderungen bewältigen können. Das heißt, es ist nicht nur Sonnenschein. Man könnte es Zufriedenheit nennen.
Manche Menschen meinen, Erfolg macht glücklich.
Das ist eine der vielen Fallen, in die man tappen kann. Die Forschung sagt, wenn du nicht auf dem Weg zum Erfolg glücklich bist, weil du etwas machst, das dir wichtig ist und Spaß macht, dann lässt dich der Erfolg relativ leer zurück.
Wenn du aber genießt, was du tust, dann führt Glück zum Erfolg – nicht umgekehrt.
Die zweite große Falle ist zu glauben, dass Geld glücklich macht. Bei Lottogewinnern zum Beispiel liegt die Glückskurve nach anfänglicher Euphorie ziemlich genau dort, wo sie schon vorher gelegen ist.
Geld macht nicht – oder nur in gewissem Maße glücklich. Ab einem gewissen Einkommen flacht die Glückskurve ab und steigt nicht mehr an, auch wenn das Einkommen steigt.
Wie kann man sein persönliches Glück finden?
Ein Schlüssel zum Glücklichsein ist, sich der täglichen Glücksmomente im Alltag bewusst zu werden, sie auszukosten und dankbar für sie zu sein. Das löst etwas aus, das viel nachhaltiger ist als irgendwelche großen Momente.
Wenn man glücklich ist, wird man auf einmal hungrig nach Veränderung, man möchte lernen und wachsen. Evolutionstechnisch ist Glück nur eine Belohnung des Gehirns für das Lernen.
Sehr wichtig beim Thema Zufriedenheit ist die Frage, welchen Sinn ich in meinem Leben sehe. Das ist religiösen Menschen meistens bewusster, deswegen sind sie tendenziell glücklicher als nicht religiöse Menschen.
Diesen Sinn muss jede/r finden. In meinem Fall war es die Realisierung, dass mich nichts glücklicher macht, als die Möglichkeit, andere Menschen glücklich zu machen.
Wie kann Ihre App „HiMoment“ dabei helfen, glücklich zu sein?
Es geht um die Fähigkeit, im Alltag Glück zu finden. Meine App stellt jeden Tag eine einzige Frage, aber die ist sehr mächtig: Was ist das Beste, das dir heute passiert ist? Du kannst das in einem Bild oder als Text festhalten.
Wenn du das regelmäßig tust, lernst du, deine Wahrnehmung auf diese guten Dinge in deinem Leben zu richten. Am Anfang tut man sich damit schwer. Aber es dauert nur wenige Tage und man merkt: Mir geht’s besser. Ich wache auf, freue mich auf den Tag und öffne mich.
Gerät man da nicht unter Druck, etwas vorweisen zu müssen?
Diese Gefahr würde in sozialen Netzwerken bestehen, wo es darum geht, anderen etwas zu zeigen. Die sozialen Medien sind ganz starke Unglücksfaktoren, vor allem im Leben jüngerer Menschen.
Bei uns hält man diese Momente für sich selber fest, um sich daran zu erinnern.
Wie hat sich Ihr Leben dadurch verändert?
Ich mache das schon seit sechs Jahren. Nach wenigen Tagen habe ich gemerkt, um wieviel positiver ich in den Tag gehe, nach einem Monat war ich viel glücklicher und nach ein paar Monaten habe ich angefangen, konsequent an mir weiterzuarbeiten, weil das ein Wunsch von mir wurde.
Diese Einstellung zur Achtsamkeit kann überall helfen, auch in Beziehungen. Die Geheimformel für eine stabile Beziehung lautet: Für jeden schlechten Moment braucht man fünf gute Momente. Die muss man kultivieren und identifizieren – dafür kann man diese Methode einsetzen.
Mein Leben hat sich ganz gewaltig verändert. Deshalb habe ich mich entschieden, das zu machen, was ich jetzt mache.
zur Person
Christoph Schnedlitz ist Gründer und Geschäftsführer der
Glücks-App „HiMoment“.
Info: himoment.com/de
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