Der Petersdom ist eines der wichtigsten Pilgerziele weltweit. Nur wenige kennen allerdings die spannende Welt unter der größten Kathedrale der Welt.....
Mitten in der Vatikanstadt, tief unter dem Altar der Petersbasilika, liegt eine der spannendsten Entdeckungen der Kirchengeschichte verborgen: das Grab des Apostels Petrus. Doch der Weg zu dieser Entdeckung war alles andere als einfach. Es ist eine Geschichte, die Jahrhunderte umspannt – voller Glauben, Spannung und archäologischer Detektivarbeit.
Petrus, der „Fels“ der Kirche, starb um das Jahr 64 n. Chr. als Märtyrer. Die Überlieferung erzählt, dass er kopfüber gekreuzigt wurde – direkt dort, wo heute der Petersdom steht. Nach seinem Tod wurde er in einer bescheidenen Grabanlage auf dem Vatikanischen Hügel bestattet, umgeben von anderen Gräbern in einer heidnischen Nekropole. Schon im 2. Jahrhundert errichteten Christen eine kleine Gedenkstätte über seinem Grab, bekannt als der „Trofeo di Gaio“. Diese unscheinbare Anlage sollte die Grundlage für alles werden, was später folgte. Im 4. Jahrhundert ließ Kaiser Konstantin eine prächtige Basilika über der Grabstätte bauen – ein sichtbares Zeichen für die Bedeutung von Petrus und seinem Vermächtnis.
Die Grabstätte von Petrus galt von Anfang an als heilig. Über die Jahre wurden zahlreiche Altäre und Bauwerke darüber errichtet, immer mit einem Ziel: die Erinnerung an den Apostel lebendig zu halten. Doch obwohl der Ort bekannt war, wagte niemand, unter den Boden zu schauen. Papst Gregor der Große brachte es im 6. Jahrhundert auf den Punkt: Es wäre ein Sakrileg, die Ruhe des Apostels zu stören. Jahrhunderte blieb das Grab daher unberührt – bis 1939. Als Arbeiter beim Bau der vatikanischen Grotten auf Reste der antiken Nekropole stießen, entschied Papst Pius XII., die Sache genauer untersuchen zu lassen. So begann ein neues Kapitel in der Geschichte von Petrus’ Grab.
Zwischen 1940 und 1949 führten Archäologen unter dem Altar der Petersbasilika systematische Ausgrabungen durch. Das Ziel: die genaue Lage des Grabes von Petrus zu finden. Sie entdeckten die Überreste der Nekropole und tatsächlich auch das Grab, das der Überlieferung entsprach. Ein Moment der Bestätigung und doch fehlte etwas Entscheidendes: die sterblichen Überreste. An dieser Stelle kommt die Archäologin Margherita Guarducci ins Spiel. Sie nahm sich die „Mauer G“ vor, eine Wand in der Nähe des Grabes, die mit geheimnisvollen Graffiti bedeckt war. Auf dieser fanden sich mehrfach der Name „Petrus“ sowie Botschaften wie „Petros eni“ – „Petrus ist hier“. Schließlich wurden in einem Hohlraum der Mauer Knochen entdeckt, die später als die Überreste des Apostels identifiziert wurden. Die genaue Analyse zeigte: Diese Knochen waren in der konstantinischen Zeit sorgfältig umgebettet worden, um sie zu schützen.
1968, nach Jahren intensiver Forschung, bestätigte Papst Paul VI. offiziell: Die gefundenen Knochen sind die sterblichen Überreste von Petrus. Seitdem haben sie einen besonderen Platz in der Kirche – nicht nur als Relikte der Vergangenheit, sondern auch als lebendige Verbindung zur Geschichte des Christentums. Papst Franziskus brachte 2013 die Reliquien erstmals zur öffentlichen Verehrung. Ein besonders bewegender Moment: 2019 schenkte er ein Fragment der Reliquien dem Patriarchen von Konstantinopel, Bartolomäus I., als Zeichen der Verbundenheit zwischen Ost- und Westkirche.
Petrus’ Grab ist mehr als ein archäologischer Fund. Es ist ein Ort, der Geschichte und Glauben vereint. Pilger aus aller Welt kommen, um sich mit dem Leben und Zeugnis des Apostels zu verbinden – und um zu spüren, was es heißt, auf dem Fundament der Kirche zu stehen. Ob tief gläubig oder einfach nur neugierig: Wer diesen Ort besucht, steht nicht nur in der Mitte der Petersbasilika, sondern auch mitten in einer Geschichte, die das Christentum geprägt hat. Ein faszinierendes Stück Vergangenheit, das in die Gegenwart hineinragt.
Um die Ausgrabungen - die "cavi"- unter dem Petersdom zu besuchen empfiehlt sich eine rechtzeitige Anmeldung: unter visiteguidate@fsp.va
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