St. Johannes vom Lateran- die Bischofskirche von Rom, der Ortskirche, die nach Ignatius von Antiochien "den Vorsitz in der Liebe führt".
Nach den dunklen Jahren der Christenverfolgung brachte das Jahr 313 eine neue Ära: Mit dem Edikt von Mailand gewährte Kaiser Konstantin der jungen Kirche die lang ersehnte Religionsfreiheit. Doch das war erst der Anfang. Im Herzen seines Reiches ließ Konstantin eine Basilika errichten, wie sie die Welt noch nicht gesehen hatte – San Giovanni in Laterano, die erste öffentliche christliche Kirche Roms, die zur „Mutter und dem Haupt aller Kirchen“ wurde.
Am Vorabend der entscheidenden Schlacht gegen seinen Rivalen Maxentius am 28. Oktober 312 steht Konstantin an einem Wendepunkt. Während er überlegt, welchen Gott er um Beistand bitten soll, erscheint ihm laut Eusebius von Cäsarea eine leuchtende Kreuzesinschrift mit den Worten „In hoc signo vinces“– „In diesem Zeichen wirst du siegen“. Am nächsten Tag gewinnt Konstantin die Schlacht an der Milvischen Brücke. Maxentius ertrinkt im Tiber, und Konstantin zieht als Sieger in Rom ein. Doch der Kaiser überrascht: Anstatt den traditionellen römischen Göttern auf dem Kapitol zu danken, verweigert er den heidnischen Ritus. Dieses symbolische Nein zur alten Ordnung markiert seinen Bruch mit der bisherigen Religionspolitik und den Beginn einer neuen Beziehung zur christlichen Kirche.
Aus Dankbarkeit gegenüber dem Gott, der ihm den Sieg geschenkt hatte, befiehlt Konstantin im Januar 313 den Bau einer monumentalen Kirche zu Ehren des Erlösers. Er schenkt der Kirche nicht nur das Bauwerk, sondern auch das Grundstück und angrenzende Gebäude, die einst der Familie Plauzi Laterani gehörten – ein Geschenk seiner Frau Fausta. Die Wahl des Standorts, etwas außerhalb des Stadtzentrums, ist strategisch: Sie sollte die Empfindlichkeiten der immer noch zahlreich vertretenen Heiden nicht herausfordern. Archäologische Funde zeigen, dass sich zuvor eine Kaserne der Equites singulares, der kaiserlichen Ritter, auf dem Grundstück befand – jener Einheit, die an Maxentius’ Seite gekämpft hatte. Der Bau dieser Basilika war daher nicht nur ein Glaubensbekenntnis, sondern auch ein deutlicher Hinweis für seinen Sieg, den er dem Gott der Christen zuschreibt.
Mit San Giovanni in Laterano erhielt Rom seine erste öffentliche christliche Kirche. Sie ist bis heute die Kathedrale des Bischofs von Rom, und damit der Mittelpunkt der Kirche, die nach einem Ignatious von Antiochien zugeschrieben Wort: 2Den Vorsitz in der Agape" innehat. Zum ersten Mal haben die Christen der Stadt einen Ort, an dem sie sich frei und gemeinsam versammeln konnten. Ihre Bedeutung wird in ihrem offiziellen Titel deutlich: „Sacrosancta lateranensis ecclesia omnium urbium et orbis ecclesiarum mater et caput“ – „Die heiligste Lateranbasilika, Mutter und Haupt aller Kirchen der Städte und der Welt“.
Die Basilika war ursprünglich Christus, dem Erlöser, geweiht. Erst später wurde sie auch Johannes dem Täufer und Johannes dem Evangelisten gewidmet. Diese Erweiterungen sind mit Papst Gregor dem Großen (590–604) und Papst Lucius II. (1144–1145) verbunden. Die Legende erzählt, dass der Evangelist Johannes in Rom war und dort nur durch ein Wunder einem Martyrium im kochenden Öl entkam.
Der Architekt Francesco Borromini sowie später Gian Lorenzo Bernini hinterließen bedeutende Spuren in der Basilika und trugen zur Gestaltung der ikonischen Fassade der Kirche bei.
Der Bau der konstantinischen Basilika dauerte nur sechs Jahre und wurde 318 geweiht.Bis heute feiert die Kirche ihr Weihefest am 9. November. Ihre Pracht beeindruckte die Zeitgenossen: Eine fünfschiffige Anlage mit Säulen aus grünem Marmor und ein strahlender Altarbereich machten sie zu einem Sinnbild des Triumphs des Christentums.
Besonders bedeutsam sind aber auch das Baptisterium , das einen eigenen Eingang hat und der Basilkika vorgelagert ist, sowie der besinnliche Kreuzgang, der vom linken Seitenschiff aus begebar ist. Über Jahrhunderte diente der Lateran als Wohnsitz der Päpste, bis diese nach der Rückkehr aus dem "Exil in Avignon"(1305–1377) endgültig in den Vatikan umzogen. Doch der Lateran blieb die Kathedrale des Papstes und der Diözese Rom – ein Symbol für die enge Verbindung zwischen dem Bischof von Rom und seiner Stadt.
Die Lateranbasilika ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern ein Ort tiefer Symbolik. Ihre Architektur und Ikonografie verbinden die Geschichte des Alten und Neuen Testaments mit dem Leben und Wirken Christi. Sie zeigt die Kirche als „Arche“, die alle Menschen zur Rettung führt – durch die Taufe, den Tod und die Auferstehung Christi.
Auch in der Kirchengeschichte spielt San Giovanni eine zentrale Rolle: Hier wurde nach dem Konzil von Nicäa (325) - also vor genau 1700 Jahren - das Nicäanische Glaubensbekenntnis feierlich verkündet. Bis heute nimmt jeder neugewählte Papst seine Kathedra in San Giovanni ein und betont damit seine Rolle als Hirte der Kirche. Papst Franzikus unterzeichnet seit einigen Jahren päpstliche dokumente mit der Ortsangabe Sat. Johannes am Lateran, um seine Rolle als Bischof von Rom stark zu machen, die das Papstamt letztlich begründet.
San Giovanni in Laterano bleibt der geistliche Mittelpunkt der Kirche Roms. Sie ist der Ort, an dem die Geschichte Konstantins, der ersten Christen und der Päpste lebendig bleibt. Ihre Inschrift am Eingang erinnert an ihre einzigartige Stellung: Mutter und Haupt aller Kirchen der Welt. Ein Besuch in San Giovanni ist nicht nur eine Reise in die Vergangenheit, sondern auch eine Begegnung mit dem Ursprung des christlichen Glaubens – einem Glauben, der aus Dankbarkeit, Mut und Vision entstand.
Datenschutzeinstellungen
Auf unserer Webseite werden Cookies verwendet für Social Media, Analyse, systemtechnische Notwendigkeiten und Sonstiges. Sie können Ihre Zustimmung später jederzeit ändern oder zurückziehen.