Der Geheimtip für Rompilger, die nach einem Ort der Besschaulichkeit suchen: die Basilika San Paolo fuori le Mura auf der Straße Richtung Ostia.
In der Basilika San Paolo fuori le Mura deutlich entfernt vom oft allzu belebten Stadtzentrum ruht, unter dem prächtigen mittelalterlichen Ciborium von Arnolfo di Cambio, einer der wichtigsten Apostel der Christenheit: Paulus von Tarsus, der „Apostel der Völker“. Seine Grabstätte ist ein Ort des Glaubens und der Geschichte, der von einer jahrhundertelangen Tradition der Verehrung geprägt ist.
Paulus kam in Ketten nach Rom und verließ die Stadt ebenfalls in Ketten – jedoch als Märtyrer. Um das Jahr 67 n. Chr., so die Überlieferung, wurde Paulus wegen seines Glaubens enthauptet. Als römischer Bürger fand seine Hinrichtung an einem würdigen Ort statt, nahe der Via Laurentina, unweit der Via Ostiense, bei Aquae Salviae. Alte Aufzeichnungen beschreiben den genauen Ort des Geschehens: „in der Nähe einer Pinie“. Diese Beschreibung wurde im 19. Jahrhundert durch Ausgrabungen unter der Kirche San Paolo alle Tre Fontane bestätigt. Fossile Pinienzapfen, die dort entdeckt wurden, stimmten überraschend mit der antiken Tradierung überein.
Im Gegensatz zu Petrus wurde Paulus nicht an seinem Hinrichtungsort bestattet. Laut der Tradition nahmen römische Christinnen, darunter eine Matrona namens Lucina, seinen Leichnam und begruben ihn in einem ihrer Grundstücke (praedium Lucinae) an der Via Ostiense, zwei Meilen außerhalb der Aurelianischen Stadtmauer. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich um seine Grabstätte eine Nekropole, die bis in das 4. Jahrhundert genutzt wurde. Hier fanden sich Gräber von Sklaven, Freigelassenen und Soldaten. Archäologische Funde und Inschriften bestätigen diese Nutzung und stimmen mit der Überlieferung überein.
Schon früh errichteten Christen ein kleines Denkmal über dem Grab von Paulus, um die Verehrung des Apostels zu erleichtern. Der Presbyter Gaius, den der Kirchenhistoriker Eusebius von Cäsarea zitiert, nannte diesen Ort das Tropaion (Siegeszeichen) des Paulus und lud Pilger dazu ein, es zusammen mit der „Trophäe“ des Petrus aufzusuchen. Nach der konstantinischen Wende (313 n. Chr.) ließ Kaiser Konstantin auch eine Basilika über dem Grab von Paulus errichten. Diese ursprüngliche Kirche war relativ klein, wurde aber im späten 4. Jahrhundert unter den Kaisern Valentinian II., Theodosius und Arcadius zu einer prächtigen Basilika erweitert, um dem wachsenden Pilgerstrom gerecht zu werden. Sehr früh errichtete der papst an der basilika auch ein Benediktinerkloster, das bis heute besteht und dem die Liturgie in der Basilika anvertraut ist. Im 19. Jahrhundert wurden der Großteil von Basilika und Abtei durch einen Brand verwüstet aber schnell wieder aufgebaut.
Laut dem Liber Pontificalis wurde das Grab von Paulus in einer bronzenen Truhe verschlossen, die unter einem gemauerten Schrein und einem goldenen Kreuz platziert war. Diese Anordnung blieb über die Jahrhunderte unverändert und ist bis heute erhalten. 2009, zum 2000. Geburtstag des Paulus, wurden wissenschaftliche Analysen am Grab durchgeführt. Dabei entdeckte man Spuren von kostbaren Stoffen, Gold und Weihrauch sowie kleine Knochenteile, die mit der Zeit des Paulus übereinstimmen. Papst Benedikt XVI. verkündete die Ergebnisse mit großer Ehrfurcht und betonte die tiefe Bedeutung dieses Ortes für den Glauben. Papst Benedikt gliederte die Basilika auch in die Diözese Rom ein indem er das bis dahin geltende Statut der Territorialabtei Sankt Paul auflöste und der Basilika einen Erzpriester zuwies.
Die Basilika San Paolo fuori le Mura ist nicht nur ein Ort der Verehrung, sondern auch ein Symbol für die Einheit der Christen. Hier verkündete Papst Johannes XXIII. 1959 das Zweite Vatikanische Konzil, und hier finden bis heute ökumenische Begegnungen statt. Zum kommenden Jubiläumsjahr wird die Heilige Pforte geöffnet.
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