Zu den sieben Hauptkirchen Roms zählt die Basilka vom Hl. Kreuz in Jerusalem. Ein ruhiger, beschaulicher Ort, der ganz von der Thematik des Kreuzestodes Christi durchdrungen ist.
In der Basilika Santa Croce in Gerusalemme, nur wenige hundert Meter von der Lateranbasilika entfernt an der aurelianischen Mauer, werden einige der bedeutendsten Reliquien des Christentums aufbewahrt: drei Fragmente des Kreuzes, ein Teil der von Pontius Pilatus verfassten Kreuzesinschrift (titulus) und ein Nagel der Kreuzigung. Von der Jerusalempilgerin Helena, der Mutter Konstantins, nach Rom gebrach, sind sie Gegenstände einer jahrtausendealten Verehrung.
Helena, die betagte Mutter Konstantins, scheute sich nicht, eine beschwerliche Reise nach Jerusalem anzutreten. Sie war fast 80 Jahre alt, als sie aufbrach, um die Stätten zu besuchen, an denen Jesus gelebt, gelitten und triumphiert hatte. Sie wollte diese Orte mit eigenen Augen sehen und dort beten, bevor ihr Leben zu Ende ging. Doch was sie vorfand, war eine Schande: Jerusalem lag in Trümmern. Über dem Grab Christi und der Stelle, an der das Kreuz stand, hatten heidnische Tempel das Gedächtnis an das jüdische Heiligtum und damit auch an Jesus verdrängt. Ambrosius von Mailand schildert die Kaiserin bei ihrer Ankunft in Jerusalem auf liturgisch anmutende Weise: „Diese alte Mutter, kniend zwischen den Trümmern, fragt: ‚Wo ist der Ort des Sieges? Ich bin auf einem Thron, doch das Kreuz meines Herrn liegt im Staub?‘“ Doch Helena lässt sich nicht entmutigen. Angetrieben von ihrem Glauben beginnt sie, nach den Überresten des Kreuzes zu suchen.
Helena lässt Golgota ausgraben und die Arbeit bringt bald die gewünschten Ergebnisse. Vergraben unter Schutt und Erde entdeckte sie die Fragmente des Kreuzes Christi sowie die berühmte Inschrift von Pilatus: „Jesus Nazarenus Rex Judaeorum“. Ambrosius ruft in Erinnerung: „Der Triumph Christi konnte nicht vergessen werden. Die unter Trümmern begrabene Waffe der Erlösung wurde zurück ans Licht gebracht.“ Die Entdeckung war ein Moment des Triumphs für Helena und für das frühe Christentum. Die Reliquien der Passion wurden zu Symbolen des Glaubens, die fortan Pilger aus aller Welt anziehen sollten.
Helena beschloss, einige der Reliquien nach Rom zu bringen. Ihr kaiserlicher Palast, das Palatium Sessorianum, wurde teilweise in eine Basilika umgewandelt, die später den Namen Santa Croce in Gerusalemme erhielt. Um die Verbindung zu Jerusalem noch stärker zu machen, ließ sie Erde vom Golgota unter die Fundamente der Basilika einbringen. In der Basilika werden bis heute die Reliquien der Passion aufbewahrt: drei Holzfragmente des Kreuzes, ein Teil der Pilatus-Inschrift und ein Nagel der Kreuzigung. Diese heiligen Objekte, sichtbar in einer gläsernen Urne über dem Altar, sind Zeugen einer Frau, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht hatte, die Wurzeln des Christentums zu bewahren.
Über die Jahrhunderte wurde Santa Croce in Gerusalemme ein zentraler Ort der christlichen Verehrung. Besonders in der Karwoche war die Basilika von unschätzbarer Bedeutung. Papst Gregor der Große legte im 6. Jahrhundert fest, dass am Karfreitag barfüßige Prozessionen von San Giovanni in Laterano zur Basilika Santa Croce führten, um das Kreuz zu verehren. Diese Tradition hielt sich bis ins Mittelalter und machte die Basilika zu einem unverzichtbaren Bestandteil des kirchlichen Lebens in Rom.
Helena, einst eine einfache Frau aus Bithynien, wurde durch ihren Glauben und ihre Entschlossenheit zu einer der prägendsten Figuren des frühen Christentums. Ambrosius lobte sie mit den Worten: „Diese große Frau hat dem Kaiser weit mehr gegeben, als sie je von ihm empfangen hat.“ Ihre Reise nach Jerusalem und die Errichtung von Santa Croce in Gerusalemme sind bleibende Zeugnisse ihrer Hingabe. Die Basilika und die Reliquien, die sie bewahrt, erinnern uns nicht nur an die Passion Christi, sondern auch an die Kraft des Glaubens, die über Jahrhunderte hinweg Menschen inspiriert hat. Santa Croce in Gerusalemme bleibt ein lebendiges Denkmal, das uns einlädt, die Geschichte des Glaubens und die Hingabe jener zu entdecken, die sie lebendig hielten.
Die Reliquien sind heute in einem sehr würdevollen Rahmen in einer Seitenkapelle, die man links im vorderen Hauptschiff betritt, zur Verehrung ausgestellt. Zur Reliquie der Kreuzesinschrift gibt es ausführliche Studien.
Die Unterkirche, die man rechts vom Altarraum betritt, ist der Verehrung der Hl. Helena geweiht. Ursprünglich hatte der Papst Karthäuser an der Basilika angesiedelt. An ihre Stelle traten später Zisterziensermönche. Die Abtei an der Basilika wurde allerdings von Papst Benedikt XVI 2011 geschlossen.
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