Rom ist bekannt für seine ikonischen Stätten wie das Kolosseum und den Petersdom. Aber auch weniger bekannte Kirchen und Viertel, wie die Basilika San Lorenzo fuori le mura, sind faszinierend und bieten einen authentischen Einblick in die Geschichte von Rom.
Der heilige Laurentius, ein Diakon aus dem 3. Jahrhundert, steht im Mittelpunkt dieser Kirche. Sein Einsatz für die Armen und Schwachen machte ihn in der frühen Christenheit überaus beliebt. Im Laufe der Zeit entstanden an seinem Grab gleich drei verschiedene Basiliken; die älteste wurde vermutlich schon im 4. Jahrhundert unter Kaiser Konstantin errichtet. Die heutige Kirche vereint vor allem Bauelemente aus dem 6. und 13. Jahrhundert, die miteinander verschmolzen sind. Besondere Aufmerksamkeit verdient dabei die Apsis der älteren Basilika, die im Mittelalter entfernt wurde, um das Gebäude um 180 Grad zu drehen. Dies erklärt, warum der ursprüngliche Triumphbogen heute noch auf der „Rückseite“ mit Mosaiken verziert ist.
Im Herzen der Kirche befindet sich die Confessio: ein unterirdischer Bereich, in dem der heilige Laurentius begraben liegt. Eine Überlieferung besagt, dass Papst Pelagius im 6. Jahrhundert das Grab öffnen ließ, um es zu erweitern. Alle, die damals den Leichnam sahen, seien daraufhin binnen zehn Tagen verstorben. Legende oder nicht – solche Erzählungen verleihen dem Ort eine geheimnisvolle Aura. Neben dem Grab des Laurentius beherbergt San Lorenzo fuori le mura noch weitere Reliquien, wie einen Zahn des Apostels Petrus oder ein Stück jenes Tisches, an dem Jesus mit seinen Jüngern das Abendmahl eingenommen haben soll. Gläubig oder nicht – das Alter und die Bedeutung dieser Schätze erzeugen eine besondere Atmosphäre.
Ein großer Förderer dieser Kirche war Papst Sixtus V. (1585–1590). Sein Ziel war es, die Basilika besser erreichbar zu machen. Dafür ließ er eine schnurgerade Verbindungsstraße, die Via Tiburtina von Santa Maria Maggiore bis zu San Lorenzo fuori le mura anlegen – ein Bauprojekt, das seinerzeit als äußerst modern galt. Nach dem Ausbau der Eisenbahnstrecken und dem Bau des heutigen Hauptbahnhofs Termini sind allerdings nur Reste der alten Achse geblieben. Am Stadtrand befindet sich noch die Porta San Lorenzo (auch Porta Tiburtina genannt), hinter der die Straße ursprünglich weiterführte.
Am 19. Juli 1943 erlebte San Lorenzo ein dramatisches Kapitel seiner Geschichte. Bei einem Luftangriff wurde das gesamte Viertel schwer getroffen, und auch die Basilika trug erhebliche Schäden davon. Inmitten des Chaos erschien Papst Pius XII., um Verletzte und Überlebende zu trösten. Eine Statue im kleinen Garten vor der Kirche erinnert an den Moment, als er im blutbefleckten weißen Gewand Hilfe leistete. Diese Geste prägte das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen der Bevölkerung Roms und San Lorenzo bis heute.
Die umliegende Nachbarschaft hat in den letzten Jahrzehnten einen starken Wandel durchgemacht. Heute gilt das Viertel als studentisch und jung, mit vielen Bars, Lokalen und Street-Art-Spots. Gleich neben der Basilika liegt der Campo Verano, einer der größten Friedhöfe Roms. Seine vielen kunstvollen Grabmäler erzählen von weiteren Epochen der Stadtgeschichte – ein Ort der Stille, der einen reizvollen Kontrast zum lebendigen Treiben im Viertel bietet. San Lorenzo fuori le mura besticht durch die enge Verbindung von jahrhundertealter Kirchentradition und einem ungefilterten Einblick in den Alltag des modernen Roms. Die geschichtlichen Spuren sind überall spürbar: von den frühchristlichen Anfängen über die Mittelalterzeit bis hin zu den Ereignissen des 20. Jahrhunderts. Dadurch entsteht ein Ort mit besonderer Atmosphäre und einem ganz eigenen historischen Tiefgang – ein Juwel, das seine Besucher*innen in die vielschichtige Vergangenheit Roms eintauchen lässt.
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