Am Freitag nach dem Aschermittwoch ist die Basilika SS Giovanni e Paolo am Monte Celio römische Stationskirche.
Am Freitag nach Aschermittwoch liegt eine besondere Atmosphäre über Rom. Während sich die Stadt langsam vom Karnevalstrubel erholt, führt der Weg für viele Gläubige und Interessierte zu einer der traditionellen Stationalkirchen: der Basilika Santi Giovanni e Paolo auf dem Caelius-Hügel. Diese Route vereint archäologische Entdeckungen, frühchristliche Geschichte und eine Gelegenheit zur Einkehr inmitten des lebendigen Alltags der Ewigen Stadt.
1. Vom Kolosseum zum Caelius-Hügel
Der Ausgangspunkt dieses geistlichen Spaziergangs könnte kaum eindrucksvoller sein: das Kolosseum, eines der berühmtesten Wahrzeichen Roms und monumentaler Zeuge der Antike. Hier, zwischen Touristengruppen und Einheimischen, die ihren Weg in die engen Gassen des Stadtzentrums suchen, tritt man in die Fußspuren römischer Geschichte. Doch nur wenige Schritte weiter wird es ruhiger.
Über die Via di San Gregorio, die am Fuß des Palatins entlangführt, lässt man die Betriebsamkeit des Kolosseums allmählich hinter sich. Rechts ziehen die Überreste des Claudiustempels vorbei, während links der Park von San Gregorio al Celio mit seinen grünen Oasen lockt. Schon nach kurzer Zeit legt sich eine entspannte Stille über den Spaziergang – eine Stille, die zum Nachdenken und Gebet in der Fastenzeit einlädt.
2. Auf dem Clivo di Scauro
Der Weg windet sich nun über den Clivo di Scauro weiter nach oben. Das Besondere hier sind die mittelalterlichen Bögen, die man links und rechts in den engen Gassen entdeckt. Sie erinnern daran, dass Rom nicht nur aus antiken Monumenten und barocken Kirchen besteht, sondern auch eine lange Epoche des Mittelalters in seinen Mauern birgt.
Einst verbanden diese Bögen prächtige römische Wohnhäuser miteinander. Händler, Legionäre und Bürger Roms nutzten diese antike Straße, lange bevor sich moderne Verkehrswege durch die Stadt zogen. Heute sind es vor allem Pilger und Neugierige, die hier vorbeikommen – auf der Suche nach den Spuren der ersten Christen und den Stationalkirchen Roms.
3. Die Basilika Santi Giovanni e Paolo
Schließlich erhebt sich vor dem Besucher die Basilika Santi Giovanni e Paolo. Bereits der romanische Campanile, einer der schönsten in Rom, zieht den Blick nach oben. Es ist ein erhabenes Gefühl, hier einzutreten und den kargen, aber eindrucksvollen Innenraum zu betreten.
Diese Kirche blickt auf eine lange Geschichte zurück. Errichtet um das Jahr 398 von dem römischen Senator Bizante oder seinem Sohn Pammachius, steht sie auf den Fundamenten eines ehemaligen Wohnhauses. Nach der Überlieferung befand sich genau hier das Heim der Brüder Johannes und Paulus. Die beiden Christen sollen im Jahr 362 unter Kaiser Julian dem Apostaten heimlich hingerichtet worden sein. Ihre Grabstätte und das ihnen geweihte Gotteshaus stehen für unerschütterlichen Glauben und für den Mut, ihn selbst angesichts drohender Verfolgung zu leben.
Die Basilika zeugt von vielen Prüfungen: Über die Jahrhunderte wurde sie mehrfach geplündert, von den Westgoten wie auch von den Normannen, und doch immer wieder aufgebaut. Der Blick nach oben fällt auf die Kassettendecke aus dem 16. Jahrhundert, deren kunstvolle Verzierungen dem Raum eine majestätische Würde verleihen. In der Apsis bestaunt man das Fresko von Pomarancio, das das Martyrium der beiden heiligen Brüder eindrucksvoll darstellt.
4. Die „Römischen Häuser“ unter der Kirche
Eine besondere Entdeckung erwartet alle, die etwas tiefer eintauchen wollen: Unterhalb der Basilika befinden sich die sogenannten „Römischen Häuser“. Im Jahr 1887 stieß man hier auf einen der bestbewahrten römischen Wohnkomplexe aus dem 1. bis 4. Jahrhundert. Die Fresken in den rund zwanzig Räumen lassen einen förmlich den Alltag der frühen Christen nacherleben. In dunklen Gängen und Nischen scheint die Zeit stillzustehen, während gleichzeitig die Verbindung zur heutigen Kirche spürbar wird – ein eindrucksvolles Zeugnis, wie Antike und Christentum ineinander verwoben sind.
5. Rückkehr in die Gegenwart
Beim Verlassen der Basilika tritt man wieder hinaus auf den Clivo di Scauro. Der Weg führt zurück zum Kolosseum hinab, doch die Eindrücke bleiben: Die Geschichten von Verfolgung und Treue, von Zerstörung und Wiederaufbau, von gläubiger Hingabe und faszinierender Baukunst.
Wer sich auf diesen Weg begibt, verlässt für eine Weile das laute Rom und gewinnt einen anderen Blick auf die Ewige Stadt: In der Zwiesprache mit ihrer Geschichte, in der Stille ihrer weniger besuchten Winkel und in der Besinnung auf jene Märtyrer, die die Kirche an diesem Tag besonders ehrt. So wird aus einem einfachen Spaziergang ein tieferes Erleben von Kultur und Glaube – und die Fastenzeit erhält einen ganz eigenen, römischen Akzent.
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