Am Donnerstag der ersten Fastenwoche führt der Weg vieler Gläubiger zur römischen Stationskirche San Lorenzo in Panisperna in der gleichnamigen Straße kurz nach bzw. vor der Einmüdung in die Via di Santa Maria Maggiore.
Auf den ersten Blick präsentiert sie sich unscheinbar – ein stiller Innenhof, umrahmt von Bäumen und eine schlichte Fassade. Doch hinter dieser Schlichtheit verbirgt sich eine lange Geschichte, die bis in die Tage Kaiser Konstantins zurückreichen soll.
Ursprünglich als San Lorenzo in Formoso bekannt, erhielt die Kirche ihren heutigen Namen erst, als hier angeblich alljährlich am Gedenktag des heiligen Laurentius Brot und Schinken („panis et perna“) an die Armen verteilt wurden. Diese Tradition steht exemplarisch für den Geist der Barmherzigkeit, der San Lorenzo in Panisperna bis heute prägt. Wenn man das Kirchenschiff betritt, findet man einen einfachen Saal mit Kapellen an den Seiten. Im Chor über dem Hochaltar leuchten großflächige Fresken, darunter eine dramatische Darstellung des Martyriums des heiligen Laurentius auf dem Rost.
Der Legende nach starb Laurentius genau hier im Jahr 258 – und so verwundert es nicht, dass die Kirche schon früh zu einem bedeutenden Pilgerort wurde. Im Mittelalter lebten hier Benediktiner, später Klarissen, und sogar die heilige Birgitta von Schweden pflegte vor dem großen Kruzifix zu beten. Ab dem 19. Jahrhundert nutzten zunächst die italienischen Behörden Teile des Klosters; im 20. Jahrhundert zog dann das „Königliche physiklaische Institut“ ein. So forschten die berühmten „Via Panisperna Boys“ um den berühmten italienischen Kernphysiker und Nobelpreisträger Enrico Fermi gerade dort, wo im Untergeschoss noch immer der „Ofen“ stehen soll, auf dem Laurentius sein Martyrium erlitten haben soll.
Gerade in der Fastenzeit, während der traditionellen Stationsgottesdienste, fasziniert San Lorenzo in Panisperna durch diesen reizvollen Kontrast: eine bescheidene, kontemplative Atmosphäre und zugleich die vielschichtige Geschichte, die politische Umbrüche, wissenschaftliche Durchbrüche und spirituelle Tiefe miteinander verknüpft. Wer an diesem Donnerstag im Kirchenkalender hier Halt macht, taucht ein in die spannende Verbindung von Andacht, Erinnerung und gelebter Nächstenliebe – und das mitten in der pulsierenden Ewigen Stadt.
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