Stephan Aigner vor der Wiener Skyline auf der Donaustadtbrücke. Hier über queren die Jakobspilger die Donau.
Stephan Aigner vor der Wiener Skyline auf der Donaustadtbrücke. Hier über queren die Jakobspilger die Donau.
Eine berufliche Krise führte Stephan Aigner auf den Jakobsweg nach Spanien. Dort endete seine Pilgerfahrt nicht, im Gegenteil: Er brachte den Jakobsweg nach Wien zurück.
Die ersten Kilometer waren der blanke Horror“, erinnert sich Stephan Aigner an seinen Einstieg in den Jakobsweg. Zwei Jahre ist es her, dass er seinen Rucksack packte und losmarschierte. Bis dahin hatte er alles in seinem Leben der Karriere untergeordnet.
Dann begannen sich Schwierigkeiten vor ihm aufzutürmen. „Es reicht“, sagte er, fuhr nach Pamplona und begann seine erste Wallfahrt nach Santiago de Compostela. „Ich habe alle Fehler gemacht, die ein Pilger nur machen kann: zu schwerer Rucksack, falsche Schuhe und die Einstellung, ich muss Höchstleistungen erbringen.“ In der sommerlichen Gluthitze kommt Stephan Aigner an seine Grenzen, er kämpft mit starken Schmerzen.
Da macht er eine für ihn neue Erfahrung: „Ich habe Menschen kennengelernt, die für dich da sind, dir helfen, Wasser oder Essen geben, wenn du am Wegesrand sitzt und nicht mehr weiter willst und kannst.“ Diese Erlebnisse schenken ihm neues Vertrauen, in seine Mitmenschen, in das Leben.
Er schafft es bis Santiago de Compostela. Zurück in Wien beginnen sich seine Probleme nacheinander aufzulösen. Aus Dankbarkeit geht Stephan Aigner im Jahr darauf noch einmal den Jakobsweg und macht noch schönere, intensivere Erfahrungen.
Bei der Pilgermesse in Santiago de Compostela prägen sich ihm die Worte des Bischofs ein: „Ihr habt auf dem Pilgerweg eine gute Erfahrung gemacht und seid jetzt verantwortlich, diese Erfahrung zu teilen. Euer Pilgerweg endet hier nicht, er beginnt.“
Stephan Aigner forscht nach Jakobswegen in Österreich und stellt fest, dass es durch Wien keine ausgewiesene Strecke gibt. In einigen Pilgerbüchern wird empfohlen, die Stadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu passieren.
Gemeinsam mit Leo Führer von der Pilger-Informationsstelle der Erzdiözese Wien gründet er den Verein „Jakobsweg Wien“ und sucht eine Route durch die Hauptstadt. „Wien ist eine schöne Stadt, die man auf dem Pilgerweg nicht aussparen sollte.“ Von Schwechat führt dieser neue Abschnitt des Jakobswegs in 35,5 Kilometer nach Purkersdorf.
Die Route entspricht nicht genau der ursprünglichen, die zum Teil entlang der Ostautobahn führt, räumt Stephan Aigner ein: „Unsere Strecke ist etwa vier Kilometer länger, dafür bekommt man einen vielfältigen Eindruck von der Stadt.“
Der erste Wegweiser wurde Ende Juli, am Fest des Heiligen Jakobus, nahe dem Stephansplatz montiert. Für die weitere Beschilderung fehlen noch die nötigen Mittel. Aber Stephan Aigner ist zuversichtlich. Der Jakobsweg hat ihn gelehrt, dass nicht alles sofort gehen muss, sondern man mit Kontinuität ans Ziel kommt.
Und noch etwas: Auf dem Weg bekommt man, was man braucht, man muss nur darum bitten. Dann gehen kleine und große Wünsche oft ganz unverhofft in Erfüllung.
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Leo Führer
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Zwettlerhof, Stephansplatz 6
Tel.: 01/515 52-3305,
E-Mail: pilgern@edw.or.at
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