Blick auf Dogenpalast und Markusdom mit dem Campanile - die Ansicht hat sich seit Canalettos Zeiten wenig verändert.
Blick auf Dogenpalast und Markusdom mit dem Campanile - die Ansicht hat sich seit Canalettos Zeiten wenig verändert.
Die Serenissima ist nicht nur ein Touristenmagnet sondern ein Wallfahrtsort.
Wobei das wichtigste Ziel der Pilger wohl das Grab des Evangelisten Markus ist.
Venedig ist Ausgangspunkt der Diözesanwallfahrt2014: Gleich neben dem Bahnhof von Venedig befindet sich auch der Hafen der großen Personendampfer. Die Abfahrt der Schiffe ist immer ein Erlebnis, da moderne Kreuzfahrtschiffe bis zu 15 Stockwerke hoch und damit höher als der Campanile von San Marco sein können.
Wenn unsere Wallfahrer abgelegt sind, fahren sie nach einigen Minuten am Markusplatz vorbei. Hinter dem Dogenpalast liegt der Markusdom. Ein kunsthistorisch so spezieller Bau, dass die Touristen Stunden anstehen um ihn besichtigen zu können. Dieses Gebäude ist eine gelungene Mischung zwishen etwas Gotik und vielen ostkirchlichen, orthodoxen Einflüssen, wie man sie an der italienischen Adriaküste bis nach Apulien oft findet. Da sind zum Besipiel die beeindruckenden, goldenen Deckenmosaiken. Gold die Farbe des Himmels, nicht der blaue Himmel mit Wolken, die ewige Glückseligkeit, die sich im warmen, lichten Glanz des Goldes widerspiegelt. Die Decke besteht aus vielen Kuppeln, wie sie der Gotik in Nordwesteuropa unbekannt ist, aber jede orthodoxe Kirche von der Hagia Sofia in Istanbul bis zur kleinsten Kapelle auf den Kykladen kennzeichnet. All diese Pracht soll dem Pilger nur zeigen, welch wichtiger Heiliger in der Krypta dieser Kirche ruht: Der Evangelist Markus.
Nun kam Markus zeitlebens nie nach Venedig, nicht wie etwa Petrus und Paulus, die in Rom das Martyrium erlitten.
Damals existierte Venedig einfach nicht. Die sumpfige Po-Mündung schon, aber auf die kleinen Inseln haben sich die Menschen zuerst vor den Germanenhorden der Völkerwanderung geflüchtet und erst für den Handel mit der Levante, dem östlichen Mittelmeerraum erwies sich die Insellage als ganz hilfreich. Aus den kleinen Siedlungen wurde schließlich die Serenissima und die reiche Republik Venedig entstand.
Der Markusdom war über Jahrhunderte auch nicht die Kathedrale des Bischofs und als Erbe Aquileias Patriarchen von Venedig, sondern die etwas üppig geratene Privatkapelle des Dogen von Venedig. Erst nach Napoleon zogen die Patriarchen in diese Kirche. Wobei der Bischofssitz weiterhin am Stadtrand Venedigs liegt, bei der eigentlichen Kathedrale, wo der heilige Lorenzo Giustiniani ruht, eine anderer Grund um nach Venedig zu pilgern.
Ohne zusehr ins Details zu gehen, kann gesagt werden, dass Markus nach Venedig kam, wie Nikolaus nach Bari, Lukas nach Padua oder Andreas nach Amalfi: Kaufleute und Ritter retteten die Gebeine vor den Mauren. Wobei zur Ehrenrettung der „Retter“ ein Besuch in der Kirche der Heiligen Tekla an der türkischen Südküste, östlich von Antalya empfohlen sei – wenn man sie überhaupt findet, dann man sieht dort nur die letzten Reste einer Krypta.
Oder die Johannesbasilika in Ephesus – dazu aber erst am fünften Reisetag.
Der Evangelist Markus, der Begleiter von Petrus und Paulus gewesen sein dürfte, vielleicht auch der Verwandte des Barnabas, auf jeden Fall ein Jude mit griechisch-hellenistischem Background, ruht in dieser Kirche. Er dürfte weit herumgekommen sein und wahrscheinlich in Alexandria in Ägypten des Martyrium erlitten haben. Jedenfalls ist der Koptenpapst der Nachfolger der Heiligen Markus, wie Papst Franziskus jener des heiligen Petrus ist.
Ein Besuch beim heiligen Evangelisten kann ein guter Grund sein, sich wieder einmal das Markusevangelium zur Hand zu nehmen und es zu lesen. Da es das kürzeste ist, kann sich das auch ganz einfach an Bord in ein paar Stunden ausgehen. Oder aber man liest das Evangelium in Verbundenheit mit den Pilgern, die ihre Wallfahrt beim heiligen Markus beginnen und bei ihm bereichert einen abschließenden Besuch abstatten.
Die Apostel versammelten sich wieder bei Jesus und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten. Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus. Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen. Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein.
Aber man sah sie abfahren und viele erfuhren davon; sie liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin und kamen noch vor ihnen an. Als er ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange. Gegen Abend kamen seine Jünger zu ihm und sagten: Der Ort ist abgelegen und es ist schon spät. Schick sie weg, damit sie in die umliegenden Gehöfte und Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen können. Er erwiderte: Gebt ihr ihnen zu essen! Sie sagten zu ihm: Sollen wir weggehen, für zweihundert Denare Brot kaufen und es ihnen geben, damit sie zu essen haben? Er sagte zu ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Geht und seht nach! Sie sahen nach und berichteten: Fünf Brote und außerdem zwei Fische. Dann befahl er ihnen, den Leuten zu sagen, sie sollten sich in Gruppen ins grüne Gras setzen. Und sie setzten sich in Gruppen zu hundert und zu fünfzig. Darauf nahm er die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis, brach die Brote und gab sie den Jüngern, damit sie sie an die Leute austeilten. Auch die zwei Fische ließ er unter allen verteilen. Und alle aßen und wurden satt. Als die Jünger die Reste der Brote und auch der Fische einsammelten, wurden zwölf Körbe voll. Es waren fünftausend Männer, die von den Broten gegessen hatten.
Gleich darauf forderte er seine Jünger auf, ins Boot zu steigen und ans andere Ufer nach Betsaida vorauszufahren. Er selbst wollte inzwischen die Leute nach Hause schicken. Nachdem er sich von ihnen verabschiedet hatte, ging er auf einen Berg, um zu beten. Spät am Abend war das Boot mitten auf dem See, er aber war allein an Land. Und er sah, wie sie sich beim Rudern abmühten, denn sie hatten Gegenwind. In der vierten Nachtwache ging er auf dem See zu ihnen hin, wollte aber an ihnen vorübergehen. Als sie ihn über den See gehen sahen, meinten sie, es sei ein Gespenst, und schrien auf. Alle sahen ihn und erschraken. Doch er begann mit ihnen zu reden und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht! Dann stieg er zu ihnen ins Boot und der Wind legte sich. Sie aber waren bestürzt und außer sich. Denn sie waren nicht zur Einsicht gekommen, als das mit den Broten geschah; ihr Herz war verstockt. Sie fuhren auf das Ufer zu, kamen nach Gennesaret und legten dort an. Als sie aus dem Boot stiegen, erkannte man ihn sofort. Die Menschen eilten durch die ganze Gegend und brachten die Kranken auf Tragbahren zu ihm, sobald sie hörten, wo er war. Und immer, wenn er in ein Dorf oder eine Stadt oder zu einem Gehöft kam, trug man die Kranken auf die Straße hinaus und bat ihn, er möge sie wenigstens den Saum seines Gewandes berühren lassen. Und alle, die ihn berührten, wurden geheilt.