Ich finde es besonders reizvoll, einmal eine Pilgerfahrt zu unternehmen, bei der man mitten unter "normalen" Menschen ist. Nicht abgeschieden für sich im Pilgerbus und im Extrasaal des Wallfahrtsrestaurants, sondern inmitten von Hunderten anderen, die einfach eine gute Zeit erleben wollen.
Ein Blog-Beitrag von Pressesprecher Michael Prüller.
Der erste Eintrag ist kurz, denn wir sind alle sehr müde. Eine Nachtfahrt im Bus nach Venedig, mit Stopps alle zwei Stunden und einem Frühstück irgendwann zwischen 5.00 und 6.00 Uhr früh gehört eben doch nicht zu den erfrischendsten Erlebnissen.
Als ich um viertel Eins in unseren Bus Nummer 3 gestiegen bin, habe ich mir zuerst gedacht: "Dafür bist Du doch eigentlich schon zu alt." Aber als dann die anderen Pilger in unseren Bus kamen, waren viele dabei, die zehn, zwanzig Jahre älter sind als ich – fröhlich, ohne zu nörgeln. Da habe ich dann mein Selbstmitleid in die Ecke gestellt und mich lieber über die großartigen Mitpilger gefreut.
Aber muss nicht eine Wallfahrt so beginnen, um einem etwas zu bringen: Mit Mühe und Strapazen? In einem Herzen voll Bequemlichkeit tut sich doch sogar der allmächtige Gott schwer, einen Platz zu finden.
Und schlussendlich sind wir alle wohlbehalten in Venedig angekommen.
Am Hafen von Venedig kam dann auch der Respekt vor den schieren Ausmaßen unseres Schiffes dazu: 251 Meter lang, 28 Meter breit, 9 Decks für die insgesamt 2.000 Passagiere. Das ist ein großer Wohnblock zu Wasser. Ich finde es besonders reizvoll, einmal eine Pilgerfahrt zu unternehmen, bei der man mitten unter "normalen" Menschen ist. Nicht abgeschieden für sich im Pilgerbus und im Extrasaal des Wallfahrtsrestaurants, sondern inmitten von Hunderten anderen, die einfach eine gute Zeit auf einem Kreuzfahrtschiff erleben wollen. Wie wird sich das entwickeln? Werden am Ende auch welche von den anderen mit uns feiern?
Faszinierend ist die Vielfalt der 900 Menschen, die sich um die Passagiere kümmern. Der Kellner an unserem Tisch ist ein Inder, die Rezeptionistin aus Mauritius spricht ausgezeichnet deutsch, man sieht Philippinos, Araber, Afrikaner, und hin und wieder sogar jemanden, der ein Italiener sein könnte. Werden sie sich am Ende der Reise sagen: Diese Wallfahrer, die man an ihrem roten Band und dem gelben Rucksack erkennen konnte, waren irgendwie anders, irgendwie erlöster? Oder ist es von vornherein eigentlich nicht richtig, sich als Wallfahrer diese Frage zu stellen? Oder sie so zu stellen?
Mit Verspätung und nach der obligaten Schwimmwesten-Anlegeübung am Rettungsbootplatz sind wir in See gestochen. Zunächst hat uns ein kleiner Schlepper durch die Lagune gezogen – ein überwältigend schönes Bild – und hat dann die Leine gekappt und uns auf die Reise geschickt. Und so fahren wir nun - mit gutem Wetter, großer Erwartung, und sehr, sehr schlafbedürftig.
Trotzdem war das Business-Center, das für die Pilgerfahrt zum Gottesdienstraum geworden ist (was für ein ausdrucksvolles Bild!) noch um 10.00 Uhr nachts voll, als wir Messe gefeiert haben. Die Sache fängt ja gut an…
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