"Tragen Sie unser Geschenk mit sich und geben Sie ihm einen guten Platz!", bittet der Kapitän die Wallfahrer aus Österreich.
"Tragen Sie unser Geschenk mit sich und geben Sie ihm einen guten Platz!", bittet der Kapitän die Wallfahrer aus Österreich.
Wenn sich gestandene Offiziere die Tränen aus den Augen wischen. Michael Prüller berichtet von der Diözesanwallfahrt.
Mittwoch: ein sehr, sehr bewegender Tag auf hoher See. Unser Schiff befindet sich auf der Fahrt nach Norden, die Adria hinauf. Wir legen heute nicht an, sondern beschäftigen uns mit Workshops und Austauschgruppen. Es gilt, festzumachen, zu verdichten, was wir alles miteinander erlebt haben.
Unser Organisationsbüro mit Andrea Geiger und Othmar Spanner haben hektische Stunden hinter sich. Denn am Vortag hat der Kapitän seiner Mannschaft erlaubt, mit uns gemeinsam am Mittwoch heilige Messe an Bord zu feiern. Kurzfristig werden die Lieder ausgetauscht bzw. ergänzt, damit möglichst viel auf Englisch ist und von der Crew verstanden, wenn nicht sogar mitgesungen werden kann.
Das Interesse einzelner Besatzungsmitglieder an dem, was wir so tun, war schon vorher nicht zu übersehen. Immer wieder taucht jemand in unserer Kapelle im Business Center auf. Nicht nur die Reinigungsmannschaft, die irgendwie besonders lang beim Staubsaugen in der Kapelle verweilt. Einer fragt: "And where is Jesus?", denn das Allerheiligste war gerade nicht ausgesetzt. Der eine oder andere kommt auch mit dem Wunsch zu beichten zu unseren Priestern. Am Vorabend darf der Kardinal auch mit dem Kapitän in den Bauch des Schiffes gehen, um die Crew zu besuchen.
Die Messe findet deshalb auch nicht in der Plüsch-Lounge statt wie bisher, sondern im Theater. Dort passen ein bisschen mehr Leute hinein. Ich singe im Chor, daher habe ich von der Bühne, pardon: dem Altarraum aus einen guten Blick in den Saal – ansteigende Sitzreihen im Halbrund, ein bisschen wie ein bequemer Hörsaal oder das Amphitheater in Ephesos.
Es kommen um die 20 Mitglieder der Crew – an der Spitze der italienische Kapitän und die, meist ebenfalls italienischen Offiziere. Aber auch Leute aus den Speisesälen, der Rezeption, dem Maschinenraum. Auf ihrer viele Monate langen Dienstzeit an Bord haben die Menschen dort normalerweise zu kurzen Ausgang, um eine Messe besuchen zu können. Der Hunger der Seele ist ganz offensichtlich bei manchen sehr groß.
Die Messe wird uns allen lange in Erinnerung bleiben. Die Rezeptionistin aus Mauritius weint fast die ganze Feier hindurch. Die Eventmanagerin liest die Lesung. Einer aus unserer Wallfahrergruppe spricht in einer Fürbitte vom schweren Dienst der Menschen, den langen Arbeitszeiten, der Einsamkeit, der Entfernung der Familien. Viele bekommen da feuchte Augen, Besatzungsmitglieder wie Pilger. Am Ende steht der Kapitän auf und sagt: "Heute habe ich erfahren, dass in der Kirche nicht nur Stille ist, sondern auch sehr viel Freude."
Und er überreicht ein in rotes Tuch eingeschlagenes Geschenk. "Es ist", so sagt der Kapitän, "aus Teilen des Schiffes gemacht, die uns überallhin begleitet haben." Die Mannschaft hat es in den vergangenen Tagen extra für uns angefertigt. Der Kardinal packt es aus: ein schönes Kreuz aus Holz und Metall! "Tragen Sie unser Geschenk mit sich und geben Sie ihm einen guten Platz!", bittet der Kapitän, und wir alle applaudieren. In diesem Moment sind wir nicht bloß in derselben Richtung, sondern wirklich gemeinsam unterwegs. Die Emotion dieser Begegnung überwältigt viele. Wer sieht, wie sich die gestandenen Offiziere die Tränen aus den Augen wischen, kann selbst nicht ungerührt bleiben. Und ganz am Ende singt uns eine Sopranistin vom Schiff das Ave Maria von Schubert, begleitet von einer der Bordpianistinnen.
Der Tag klingt lustig aus. In der Disco, die wir zwei Stunden für uns haben dürfen, gibt es einen Abend der Begegnung. Wir lernen die Jugendlichen und fast noch Jugendlichen kennen, die für uns auf dieser Reise musiziert und ministriert haben. Die Stimmung ist fröhlich mit dem wehmütigen Unterton, wie es eben ist, wenn eine schöne gemeinsame Zeit sich ihrem Ende zuneigt. "Es war so wunderbar, die ganze Reise hat keinen einzigen dunklen Fleck!", sagt mir unsere älteste Wallfahrerin.
Wolfgang Müller hat heute auch seinen letzten Impuls gehalten, und sein Schluss passt zu allem, was wir auf den Spuren des Heiligen Paulus erlebt und noch einmal an diesem vom Programm her so ruhigen und doch so bewegenden Mittwoch erfahren haben. Müller spricht über das Reden über Gott und das Reden mit Gott, und dass es wichtig ist, "dass wir das Wirken Gottes nicht nur in der Vergangenheit suchen oder in die Zukunft verschieben. Es geht um das Heute, und dass wir zu einem großen Abenteuer ausgesandt sind, und dass der Segen mit uns ist."
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Diözesanwallfahrt auf den Spuren PauliWeitere eindrücke zur Pilgerreise der Erzdiözese Wien durch die Ägäis von Pressesprecher Michael Prüller |