Sie wurden von sehr großer Freude erfüllt. (Mt. 2,10)
Sie wurden von sehr großer Freude erfüllt. (Mt. 2,10)
Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle. Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten: Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel. Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige. Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar. Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.
Matthäus 2, 1-12
von Kardinal Christoph Schönborn
„Die Weisen aus dem Morgenland, die großen Pilger auf der Suche nach dem Angesicht Gottes, stehen vor uns als Wegweiser, denn wir alle sind auf der Suche nach dem wahren Stern“. Mit diesen Worten deutet Papst Benedikt den Sinn des heutigen Festes. Ich versuche seinen Gedanken ein wenig nachzugehen um selber besser Zugang zu dem zu finden, was wir heute mit der Kirche feiern. Vielleicht hilft es auch anderen beim Nachdenken.
Zum „Fest der Heiligen Drei Könige“ fallen vielen sicher zuerst die Sternsinger ein, die 85000 Mädchen und Buben, meist Ministranten und Jungscharkinder, die in diesen Tagen in ganz Österreich unterwegs sind, von Haus zu Haus, von Tür zu Tür, um für die notleidenden Kinder in anderen Teilen der Welt zu sammeln. Mit Stolz und Anerkennung dürfen wir sagen: es ist nach wie vor die erfolgreichste Sammelaktion Österreichs.
Nach altem Brauch werden die Weisen, Sterndeuter aus dem Osten, von denen das Evangelium spricht, als „Drei Könige“ bezeichnet. Es ist ein alter Brauch, an diesem Tag die Häuser und Wohnungen zu segnen. Die Segensformel lautet: „ Christus mansionem benedicat“ (Christus segne dieses Haus), abgekürzt: C+M+B. Die volkstümliche Tradition hat daraus die Namen der Heiligen Drei Könige gemacht: Caspar, Melchior und Balthasar.
Das alles hat seinen Sinn und seine Gültigkeit. Die Deutung von Papst Benedikt geht aber darüber hinaus. Die Weisen aus dem Osten stehen für den suchenden Menschen. Das Suchen nach Wissen, nach Wahrheit, nach Sinn gehört zum menschlichen Leben. Es geht zuerst um das Suchen nach Verstehen. Bewundernswert ist all das unermüdliche Forschen der Wissenschaft. Damals noch mit einfachsten Mitteln. Heute mit allen Hilfen der Technik. Aber schon beim kleinen Kind beobachten wir diesen Drang, verstehen zu wollen, wie etwas funktioniert.
Tiefer gehen die Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach dem Woher und Wohin unseres Daseins. Die Weisen stehen auch für dieses Suchen. Sie hören hin, schauen genau, was ihnen die Erscheinungen der Natur zu sagen haben. Heute ist die Forschung vor allem daran interessiert, herauszufinden, wie die Natur „funktioniert“ und was man mit ihr praktisch machen kann. Alles ist auf die Technik ausgerichtet, auf die wirtschaftliche Brauchbarkeit. Dabei kommt das Staunen vor den Wundern der Natur oft zu kurz. Die „Sterndeuter“ von damals hatten viel weniger technische Möglichkeiten, aber sie lassen sich beeindrucken von der Größe und Schönheit der Schöpfung. Heute, mit unserem viel größeren Wissen müsste auch das Staunen größer sein.
Doch gibt es noch eine tiefere Suche, eine größere Sehnsucht im Menschenherzen. Auch sie bezeugen die Weisen aus dem Morgenland: die „Suche nach dem Angesicht Gottes“. Oft ist es ein unbewusstes Suchen, ein Ahnen, ja auch ein Tasten im Dunkeln. Die Sterndeuter machten sich auf den Weg ohne zu wissen wohin sie der Stern führen würde. Sie sind Vorbild für die vielen Menschen, die dem Stern zu folgen suchen, der ihnen manchmal heller, manchmal kaum sichtbar, zu folgen suchen. Er führt sicher zum Ziel. Er weist den Weg. Glücklich, wer seinem guten Stern zu folgen weiß.