Nachdem man Johannes den Täufer ins Gefängnis geworfen hatte, ging Jesus wieder nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!
Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er Simon und Andreas, den Bruder des Simon, die auf dem See ihr Netz auswarfen; sie waren nämlich Fischer. Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm.
Als er ein Stück weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren im Boot und richteten ihre Netze her. Sofort rief er sie, und sie ließen ihren Vater Zebedäus mit seinen Tagelöhnern im Boot zurück und folgten Jesus nach.
Markus 1, 14-20
von Kardinal Christoph Schönborn
Er verkündete das Evangelium Gottes, so heißt es von Jesus. Das Wort Evangelium heißt wörtlich übersetzt: Gute Botschaft, gute Nachricht. Jesus bringt eine gute Nachricht von Gott. In unserer Welt ist das schon etwas Besonderes, wenn jemand gute Nachrichten zu bringen hat. Die Medien bringen unweigerlich mehr die Unglücksmeldungen, berichten von Katastrophen und nicht vom normalen Lauf der Dinge. Bekannt ist der Spruch, dass für die Medien „bad news“ „good news“ seien, schlechte Nachrichten sich gut verkaufen. Das ist nicht Bosheit der Medien, sondern liegt daran, dass wir meist selber alle bei schlechten Nachrichten aufhorchen, während wir gute Nachrichten nicht für so erwähnenswert halten.
Hier aber ist vom Evangelium die Rede, von Gottes guter Nachricht. Jeden Sonntag gibt es eine solche gute Meldung. Jesus bringt sie. Was sagt sie? Hier wird sie sozusagen in Kurzfassung geboten. Sie lautet: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe“. Die gute Nachricht besteht darin, dass eine neue Zeit beginnt. Und dass es eine Zeit sein wird, in der Gott das Sagen hat. Jesus sagt, dass die Zeit des Wartens zu Ende geht; dass Gott nun die Dinge in die Hand nimmt: „das Reich Gottes ist nahe!“
Diese gute Nachricht hören wir nun schon seit 2000 Jahren. Hat sie sich verwirklicht? Sind nicht doch die schlechten Nachrichten nach wie vor bei weitem häufiger? Jesus hat von Anfang an klar gemacht, dass seine gute Nachricht nicht automatisch allen eingeht. Sie kommt bei den Hörern nur an wenn sie selber zwei Bedingungen erfüllen: „Kehrt um! Und glaubt an das Evangelium“.
Die gute Nachricht lautet: Gott nimmt die Sache in die Hand! Aber dazu muss von unserer Seite auch etwas geschehen: Wir müssen unser Leben ändern! Es gäbe viel mehr gute Nachrichten wenn viel Menschen sich auf dieses einfache Wort Jesu einließen: „Kehrt um! Wir wissen genau, wer und was sich alles ändern muss: die Politiker und die Banker, die Kollegen und der Ehepartner. Mag alles stimmen! Aber anfangen muss ich bei mir selber. Dafür ist die Zeit gekommen, jederzeit. Heute kann ich damit beginnen. Das ist dann wirklich eine frohe Botschaft, wenn sich mein Leben zum Guten ändert. Es wird nicht in der Zeitung stehen, aber meine Umgebung wird das mit Freude feststellen.
Jesus nennt noch eine zweite Bedingung dafür, dass seine gute Nachricht ankommt: Glaubt an sie! Glaubt an das Evangelium! Vertraut darauf, dass Gottes Reich nahe ist, dass Er das Heft in der Hand hat und alles zum Guten wendet!
Es gibt Menschen, die einen tiefen, festen Glauben haben, dass Gott sich unserer annimmt. Sie glauben an das Evangelium Jesu, seine frohe Botschaft. Das ist nicht immer leicht. Mitten in den vielen schlechten Nachrichten diese gute nicht zu vergessen, das erfordert ein echtes Umdenken und einen tapferen Glauben. Von vier solchen Leuten berichtet heute das Evangelium, den ersten vier Aposteln. Sie haben sich auf Jesus eingelassen, sind mit ihm gegangen und haben später die gute Nachricht Jesu in die ganze Welt hinausgetragen.