Kardinal Schönborn ruft zum Frieden auf und lädt für 19. Februar zum ökumenischen Gebet. Ostkirchen-Generalvikar Kolasa: Sicherheit ganz Europas in Gefahr.
Auch in Wien wird um den Frieden für die Ukraine gebetet: Kardinal Christoph Schönborn und das Ordinariat für die Gläubigen der katholischen Ostkirchen in Österreich laden am Samstag, 19. Februar, um 17 Uhr in den Stephansdom zu einem ökumenischen Gebet für die Ukraine. U.a. hat bereits der Apostolische Nuntius Erzbischof Pedro Lopez Quintana seine Teilnahme zugesagt.
Eine russische Militärinvasion würde zu zahlreichen Opfern führen, so der Generalvikar des Ostkirchen-Ordinariats, Yurij Kolasa, am Mittwoch, 16. Februar 2022. In dem Konflikt gehe es nicht nur um die Ukraine, sondern die Sicherheit ganz Europas sei in Gefahr.
Neben allen diplomatischen Bemühungen bleibe eine weitere Bemühung immer die mächtigste und hoffnungsvollste: das gemeinsame Gebet. Er sei überzeugt, so Kolasa, "dass das Gebet für die Lösung der Krise in Zusammenhang mit einer Aggression gegen die Ukraine entscheidend ist". Es brauche das Gebet, um die Herzen zu verändern und für einen konstruktiven Dialog zu öffnen. Nachsatz: "Das haben wir bereits beim Zusammenbruch der Sowjetunion vor 30 Jahren erlebt."
Der Generalvikar verwies auch auf Papst Franziskus, der wiederholt seine Sorge um die Ukraine zum Ausdruck gebracht habe und die Mächtigen der Welt aufforderte, die Krise durch "ernsthaften Dialog und nicht mit Waffen" zu lösen.
Kardinal Schönborn kann persönlich nicht an dem Gebet teilnehmen, da er in Rom an Beratungen der vatikanischen Ostkirchenkongregation teilnimmt. Offiziell vertreten wird der Kardinal von Domdekan Rudolf Prokschi, der u.a. auch Vorsitzender des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) und Vorsitzender der Diözesankommission für ökumenische Fragen der Erzdiözese Wien ist. Die Diözesankommission gehört ebenfalls zu den Veranstaltern des Gebetes.
In der Kiewer Sophienkathedrale sind unterdessen Mittwochvormittag Vertreter der Kirchen und Religionen in der Ukraine zu einem gemeinsamen Friedensgebet zusammengekommen. Wie ukrainische Medien berichteten, hat allerdings Metropolit Onufri, Oberhaupt der Ukrainische-Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats (UOK-MP) nicht daran teilgenommen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte den 16. Februar zum nationalen "Tag der Einheit" erklärt.
Schon am Wochenende hatte die dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel nahestehende Website "Phos Phanariou" darauf hingewiesen, dass die UOK-MP vor allem durch beredtes Schweigen zum Konflikt auffalle. Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. hatte bei einem Gottesdienst in Istanbul zum Frieden und zur Achtung des Völkerrechts aufgerufen und zugleich die UOK-MP für dieses Schweigen heftig kritisiert: "Schweigen und Gleichgültigkeit stehen da nicht zur Wahl. Es gibt keinen Frieden ohne beständige Wachsamkeit. Wir sind alle zum Frieden bestimmt, das heißt zu immerwährendem Ringen für seine Begründung und Verteidigung", so der Patriarch wörtlich.
In Roms Innenstadt haben Dienstagabend Dutzende Jugendliche für Frieden in der Ukraine demonstriert. "No alla guerra! Si alla pace!", skandierten sie vor dem Pantheon. Die meisten Teilnehmer trugen bunte Regencapes. Mit zahlreichen mitgebrachten Kerzen beleuchteten sie den Platz. Die Kundgebung fand auf Initiative der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio statt. "Viva la pace" und "No more war" war in großen Buchstaben auf den Regencapes zu lesen.
Der Präsident von Sant'Egidio, Marco Impagliazzo, nahm ebenfalls an der Veranstaltung teil. Er erinnerte an die vielen Covid-Toten in Russland und der Ukraine. Es dürften nicht noch mehr Menschen sterben, so der Historiker.