In den Caritas-Sozialberatungen häuften sich in den vergangenen Monaten die Beobachtungen, dass sich immer mehr Menschen die Mieten und Energiekosten nicht mehr leisten können.
In den Caritas-Sozialberatungen häuften sich in den vergangenen Monaten die Beobachtungen, dass sich immer mehr Menschen die Mieten und Energiekosten nicht mehr leisten können.
Caritas-Präsident Landau mahnt dringend Soforthilfe und langfristig wirksame Sozialreformen ein.
Die starken Preissteigerungen im Energiesektor treffen besonders jene, die ohnehin schon unter Druck stehen. Darauf hat Caritas-Präsident Michael Landau in einer Aussendung am Freitag hingewiesen. "Wohnen und Energie sind existenzielle Bestandteile unseres täglichen Lebens. Doch die Wohnung heizen zu können und jederzeit das Licht einzuschalten, ist nicht für alle Menschen in Österreich selbstverständlich." Steigende Energiepreise bei gleichen Einkommen würden vor allem Menschen mit niedrigen Einkommen besonders hart treffen: Menschen, die in Teilzeit arbeiten, Alleinerziehende, Mindestpensionisten oder Bezieher der Sozialhilfe Neu".
Die letzten Ersparnisse seien aufgrund von Arbeitslosigkeit durch die Pandemie oder lange Phasen der Kurzarbeit vielfach aufgebraucht, warnte Landau: "Die Schere zwischen Einkommen und Ausgaben droht nun durch die Teuerung noch weiter auseinanderzugehen".
In den Caritas-Sozialberatungen häuften sich in den vergangenen Monaten die Beobachtungen, dass sich immer mehr Menschen die Mieten und Energiekosten nicht mehr leisten können. Sie müssten sich oft durch Stundungen von Monat zu Monat retten und jedes Monat hoffen, in den kommenden Wochen noch Warmwasser zu haben oder kochen zu können. Und sie hätten Sorge, dass Strom oder Gas abgedreht wird, so Landau.
Während besserverdienende Menschen Einfluss auf ihre Wohnsituation nehmen könnten, seien Menschen mit niedrigeren Einkommen dazu gezwungen, die billigste Wohnung zu mieten. "Günstige Wohnungen sind häufig schlecht isoliert und verfügen zusätzlich über ein teures Heizsystem, was spätestens bei der Jahresabrechnung für böse Überraschungen sorgt", so Landau.
Der Caritas-Präsident betonte, dass Einmalzahlungen zwar dringend notwendig und kurzfristig hilfreich seien, Armutsbekämpfung brauche aber langfristige Lösungen. "Der verdoppelte Teuerungsausgleich für Menschen mit niedrigen Einkommen ist nicht nur eine wichtige, sondern eine absolut notwendige Maßnahme", begrüßt Landau den erhöhten Teuerungsausgleich, der vergangene Woche im Sozialausschuss beschlossen wurde.
Noch nicht final beschlossen, aber ebenso dringlich sei für armutsbetroffene Menschen auch der von der Bundesregierung angekündigte Energiekostenausgleich in der Höhe von 150 Euro, um die steigenden Energiepreise abzufedern. "Bislang konnten Einmalzahlungen an vielen Stellen Schlimmstes verhindern. Es ist daher wichtig, dass die Mittel jetzt rasch bei jenen Menschen ankommen, die sie so dringend brauchen."
Neben den Einmalzahlungen brauche es aber langfristige wirksame Reformen, so Landau weiter: "Wir sehen in unseren Sozialberatungsstellen, dass etwa die 'Sozialhilfe Neu' Menschen verstärkt unter Druck bringt. Die Höhen sind österreichweit uneinheitlich und zu niedrig, um steigende Lebenserhaltungskosten abdecken zu können. Auch die aktuelle Nettoersatzrate des Arbeitslosengeldes verhindert Armut in vielen Fällen nicht und entspricht nicht den tatsächlichen Bedarfen." Ohne Reformen, die eine soziale Handschrift tragen, kann die Armutsspirale in Österreich nicht beendet werden."
1,22 Millionen Menschen in Österreich sind armutsgefährdet. Die Bundesregierung habe sich das Ziel gesetzt, diese Zahl in dieser Legislaturperiode zu halbieren, erinnerte der Caritas-Präsident. Dafür brauche es langfristige Reformen bei den Sozial- und Familienleistungen: "Klare Mindeststandards bei der 'Sozialhilfe Neu', eine Anpassung der Familienleistungen an tatsächliche Kinderkosten sowie eine Erhöhung der Nettoersatzrate des Arbeitslosengeldes auf ein existenzsicherndes Niveau - diese dringend notwendigen Reformen stehen aus und werden erfolgsentscheidend darüber sein, ob die Bundesregierung ihr selbstgestecktes Ziel erreichen wird."