Das Bildungsziel "Urteilskraft" müsse aufgewertet werden, damit Kinder und Jugendliche dem immensen Angebot von Daten und Hypothesen rein kommerziell angelegter Suchmaschinen besser begegnen können.
Das Bildungsziel "Urteilskraft" müsse aufgewertet werden, damit Kinder und Jugendliche dem immensen Angebot von Daten und Hypothesen rein kommerziell angelegter Suchmaschinen besser begegnen können.
Tagung von Führungskräften der Katholischen Mittelschulen Österreichs auf Schloss Seggau. Ordenstradition der Unterbrechung des Alltags auch in Digitalisierung berücksichtigen.
Die digitale Transformation hat durch die Corona-Pandemie im Schulbereich einen kräftigen Schub bekommen und "ist ein Fakt", mit dem das Bildungssystem adäquat umgehen muss. Entscheidend dabei ist nach Überzeugung des Bildungs- und Digitalisierungsexperte Thomas Narosy, Urteils- und Kritikfähigkeit zu fördern. Digitale Kompetenz erachte er nicht als grundlegende Kulturtechnik wie Lesen, Schreiben und Rechnen, wohl aber Denken und Diskutieren. Das Bildungsziel "Urteilskraft" müsse aufgewertet werden, damit Kinder und Jugendliche dem immensen Angebot von Daten und Hypothesen rein kommerziell angelegter Suchmaschinen besser begegnen können, so Narosy in einem Vortrag vor Führungskräften der Katholischen Mittelschulen Österreichs.
Der Experte war einer der Referenten des Symposions "Ecce Homo - Digitalisierung und Menschenbild im christlichen Kontext", das von 8. bis 11. März 35 Schulerhalter und Direktoren katholischer Privatschulen auf Schloss Seggau (Stmk) versammelte. Erstmals seit drei Jahren trafen sie sich nach der pandemiebedingten Pause wieder zu einer gemeinsamen Fortbildung und zum Austausch, hieß es in einer Presseaussendung der Ordensgemeinschaften Österreich. Thematischer Mittelpunkt waren die Chancen und Risiken der Digitalisierung für Schüler und Lehrkräfte.
"Noch nie war das Sich-Üben in Selberdenken, Diskurs und Urteilsfähigkeit so wichtig wie jetzt" erklärte Referent Narosy. Digitalisierung bringe zwar viele neue Möglichkeiten und auch Erleichterungen mit sich, sie fördere zugleich aber auch ein "Hamsterrad-Denken" und permanente Verfügbarkeit. Dem hätten gerade katholische Schulen aus der Tradition des Ordenslebens einiges entgegenzusetzen: Der Experte verwies auf Unterbrechungen und klar strukturierte Auszeiten im Tages- wie im Jahresrhythmus. Die damit einhergehende Unverfügbarkeit sei ein großer Gewinn für das Schulleben und eine wichtige Lebenserfahrung.
Narosy findet es - wie er sagte - bemerkenswert und goldrichtig, dass sich die katholischen Schulen mit der Frage ihrer Identität und ihres Auftrags in Zeiten der Digitalität beschäftigen." Für unbedingt erforderlich hält er die Entlastung der Pädagoginnen und Pädagogen von IT-Administration und Wartung. Hier - wie in allen anderen Unternehmen - Profis zu engagieren, sei höchst angezeigt.
Für weitere Programmpunkte des Symposions sorgten Innovationsexpertin Sonja Macher, die Möglichkeiten der Nutzung digitaler Tools im Unterricht aufzeigte, und Marie-Theres Igrec vom Schulamt der Erzdiözese Wien mit grundlegenden Überlegungen zum Profil katholischer Schulen: Es gelte christliche Werten und das christliche Menschenbild für die tagtägliche Schulpraxis zu erschließen "und die gesellschaftliche Relevanz der Katholischen Schulen auch Fernstehenden verständlich zu machen".
Eine Exkursion führte die Tagungsteilnehmenden das Zisterzienserstift Rein bei Graz. Abt Philipp Helm erläuterte dabei, wie sich das Zusammenleben eines Klosters mit einem darin untergebrachten Bundesgymnasium gestaltet.