Die Pummerin - das österreichische Symbol für Hoffnung, Neubeginn und Frieden wurde vor 70 Jahren geweiht.
Die Pummerin - das österreichische Symbol für Hoffnung, Neubeginn und Frieden wurde vor 70 Jahren geweiht.
Am 26. April 1952 kam die neugegossene Pummerin in Wien an. Dompfarrer Dorr zu ihrer Weihe: „Friede sei ihr erst Geläut!“ Die größte Glocke Österreichs ist bis heute Symbol österreichischer Identität.
Linz, April 1952: Auf der Promenade wird die im nahen St. Florian gegossene, neue Pummerin verabschiedet und beginnt festlich geschmückt auf einem Tieflader ihren Triumphzug nach Wien. Tausende Menschen säumen unterwegs den Zug. Bei der Überquerung der Alliiertengrenze salutieren auch die sowjetischen Besatzungssoldaten und lassen die künftige „Stimme Österreichs“ ohne die üblichen Formalitäten passieren. Zehntausende Wienerinnen und Wiener nehmen die neue Pummerin am Nachmittag des 26. April auf dem Stephansplatz in Empfang.
Die Historikerin Annemarie Fenzl erinnert sich bis heute an diesen historischen Tag, den sie mit ihrer Mutter auf der äußeren Mariahilfer Straße miterlebt hat:: „Daran kann ich mich heute noch erinnern Es war ein Riesenlärm. Die Pummerin kam vom Westen über den Riederberg, von Schönbrunn herein und fuhr an uns vorbei. Sie stand auf dem Tieflader und hat schön geglänzt, hat einen Blumenkranz gehabt rundherum und die Leute haben Blumen auf sie geworfen.“ Erstmals seit den Jahren des Anschlusses an Hitlerdeutschland und der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges wird so etwas wie eine neue österreichische Identität spürbar. Die Glocke wird zum Sinnbild von Neubeginn, Wiederaufbau und vor allem Frieden.
„Friede sei ihr erst Geläut!“ formuliert auch Dompfarrer Karl Raphael Dorr unmittelbar vor dem ersten Einsatz der neuen Glocke, die zuvor von Kardinal Theodor Innitzer im Rahmen der feierlichen Wiedereröffnung des Stephansdomes am 27. April geweiht worden ist. Zeitgleich mit der Pummerin läuten zum Zeichen der Verbundenheit mit Österreich auch die Glocken der Petersbasilika in Rom.
Seit 1952 läutet die Pummerin über den ORF zu Silvester das neue Jahr ein. Ansonsten erklingt sie zu den kirchlichen Hochfesten, aber auch zu historischen Anlässen, etwa zur Wahl oder zum Tod eines Papstes. So erklingt sie etwa bei der Unterzeichnung des Staatsvertrags 1955, anlässlich der Ermordung John F. Kennedys 1963 oder zuletzt anlässlich eines Friedensgebetes für die Ukraine.
Das „Herz des Stephansdomes“ hat seit 1953 ein elektrisches Geläut und hängt seit 1957 am Nordturm. Mit ihren 21.383 Kilo und einer Höhe von 3,14 Meter ist sie die größte Glocke Österreichs. Außerdem ist sie die zweitgrößte freischwingende Kirchenglocke Europas und als solche auch die fünftgrößte weltweit. Ihre Vorgängerin war etwas kleiner und hing im Südturm. Sie war 1711 aus Kanonenkugeln der Besatzer Wiens als Zeichen des Friedens und Neubeginns gegossen worden. Am 12. April 1945 fiel sie dem verheerenden Dombrand zum Opfer. Aus geborgenen Teilen dieser Vorgängerglocke und den Resten anderer zerschellter Domglocken wurde in St. Florian bei Linz die neue Domglocke gegossen.
Der oberösterreichische Bildhauer Franz Forster fertigte ihre Reliefs an. Sie zeigen Motive der alten Glocke: die Belagerung Wiens, den Brand des Stephansdoms 1945 und die Muttergottes. Den lautmalerischen Namen „Pummerin“ führen manche auch auf den wienerischen Ausdruck „Pumpern“ zurück.
Die Pummerin läutet jedes Jahr zur Feier der Osternacht (ca. 23.00 Uhr) und jeweils am Endes des Hochamtes zum Ostersonntag, am Pfingssonntag (um die Mittagszeit) sowie zum Hochfest Fronleichnam, wenn sie den Beginn (9.30 Uhr) und das Ende (11.30 Uhr) der Prozession anzeigt.
Zum Domweihfest am 23. April läutet sie abends gegen 19.30 Uhr, weiters am Abend des Allerseelentages und am Ende der Christmette zu Weihnachten sowie zum Ende des Hochamtes des Stefanitages zu Mittag. Ihren prominentesten Auftritt hat die Pummerin zum Jahreswechsel um Punkt Mitternacht. Zuvor läutet sie noch bei der Jahresschlussandacht (etwa um 17.30 Uhr).